Neuer Volkswagen e-Golf: Mehr Batteriekapazität.

Der VW e-Golf rollt mit der Modellpflege im (vermutlich späten) Herbst 2016 zu den Kunden. Die Lithium-Ionen-Batterie wird dann 35,8 kWh Energie aufnehmen können, im Vergleich zur aktuellen Batteriekapazität von 24,2 kWh ein Plus von 11,6 Kilowattstunden. 

Das hat Dr. Volkmar Tanneberger, Leiter Elektrik-/Elektronik-Entwicklung bei VW, am heutigen Samstag im Rahmen eines Journalisten-Workshops am Rande des Formel-E-Rennens in Berlin bekannt gegeben. Im Reigen der vergleichbaren Modelle hat Volkswagen damit künftig knapp die Nase vorn: Der BMW i3 bringt es mit der neuen Batterie ab dem Sommer auf 33,2 kWh und der bereits erhältliche Nissan Leaf auf 30 kWh. Anders als die genannten Konkurrenten wird Volkswagen die „alte“ Batterie mit der geringeren Kapazität nicht mehr anbieten. „Wir gehen auf die neue Generation“, sagte Volkmar Tanneberger und meint damit die prismatischen Lithium-Ionen-Zellen mit nunmehr 37 Ah statt zuvor 25 Ah. Bei BMW und Nissan bleiben die „kleineren“ Batterien dagegen als Optionen im Sortiment. Allen drei Modellen gemein ist, dass sich die Reichweite nach NEFZ um die 300 Kilometer einpegelt, was etwa 200 km im realen Fahrbetrieb entspricht. Mehr wollte Tanneberger auch für den e-Golf nicht versprechen. Auch zum Preis konnte er noch keine Angaben machen. Darüber habe die „Preiskommission“ noch nicht final entschieden.

Motorleistung Hui – Ladeleistung Pfui

Die Leistung der E-Maschine des E-Golf wächst mit der Modellpflege ebenfalls: Statt 100 kW stehen beim Ampelstart künftig maximal 120 kW zur Verfügung. Hier huscht der BMW i3 mit 125 kW vermutlich weiterhin etwas flotter weg, während der Nissan mit „nur“ 80 kW eher an die Effizienz denkt. Schade nur, dass sich Volkswagen nicht dazu durchringen konnte wie BMW künftig ein 11 kW Onboard-Ladegerät für dreiphasiges Laden zu verbauen. Der e-Golf bleibt damit zumindest in Deutschland ein „Schnarchlader“, der an an den weit verbreiteten Wechselstrom-Ladesäulen sowie an der heimischen Wallbox mit 3,6 kW lädt. Laut E/E-Leiter Tanneberger ist das vor allem eine Kostenfrage: „Irgendwo müssen wir einen Punkt machen“, formulierte Tanneberger im Gespräch mit electrive.net. Anstelle eines teuren 11 kW Onboard-Laders setze man konsequent auf schnelles DC-Laden mit 50 kW per CCS. Für Städte wie Berlin, wo derzeit in großem Umfang AC-Infrastruktur mit 11 kW entsteht, aber nur vergleichsweise wenig Schnellladeinfrastruktur, noch nicht ideal. Wohl dem, der zuhause die Nachtladung und/oder im Betrieb die Arbeitszeit nutzen kann. Bei Nissan gibt es optional nun auch in Deutschland ein 6,6-kW-Onboard-Ladegerät, das die 30-kWh-Batterie an entsprechender Infrastruktur binnen 5,5 Stunden zu füllen vermag.

(*Update vom 25.05.2016: Ein VW-Sprecher teilte uns im Nachgang der Veranstaltung mit, dass der e-Golf „ein Ladegerät an Bord haben wird, das mit 7,2 kW laden kann“. Ein solches Ladegerät war bislang schon in der internationalen Version verbaut. Ob die Ladung an entsprechender Ladeinfrastruktur damit zumindest etwas schneller wird, wurde allerdings nicht mitgeteilt.)

Volkswagen-eGolf-610hinten

20 E-Neuheiten bis 2020

Interessant übrigens noch zu erwähnen, dass Volkswagen den überarbeiteten e-Golf bereits zu jenen 20 „neuen“ E-Modellen zählt, die bis 2020 im Konzern auf die Straße kommen sollen. Zieht man weitere Modellpflegen wie jene des Audi A3 e-tron ebenfalls ab, bleibt an „echten“ Neuheiten am Ende nicht so viel übrig wie erhofft. Letztlich aber auch kein Wunder: Der neue Modulare Elektrifizierungs-Baukasten (MEB) steht frühestens 2019 mit der ersten Anwendung zur Verfügung. Dafür denkt Volkmar Tanneberger bereits über weitere Elektro-Baukästen nach – etwa für Transporter oder Sportwagen „Das ist aber noch nicht ausgewürfelt“, sagte Tanneberger. Klar ist für ihn aber, dass Volkswagen und die anderen Konzernmarken diese E-Baukästen dringend benötigen. Die Integration der Elektromobilität in die bestehenden Baukästen (MQB, MLB) war zwar aus Kostensicht für den Anfang sinnvoll, habe sich aber letztlich als „suboptimal“ erwiesen, weil die Fertigung im Mischverbund mit Verbrenner-Modellen zu viele Kompromisse abverlangte. Mit dem MEB könne man bei Raddurchmesser, Sitzposition, Fahrzeugbreite, Radstand und Reichweite dank der „Schokoladen-Batterie“ im Fahrzeugboden und als Teil der Fahrzeugstruktur dagegen alle Freiheiten ausnutzen. „Das Auto wird künftig um die Batterie gebaut“, so Tanneberger. Schade nur, dass das noch nicht für das e-Golf-Update gilt.

Autor: Peter Schwierz

Eine englische Version dieses Beitrags finden Sie auf unserem internationalen Portal electrive.com >>

Schlagwörter

27 Kommentare

zu „Neuer Volkswagen e-Golf: Mehr Batteriekapazität.“
Michael P.
22.05.2016 um 19:25
Als Bewohner einer mit CCS unterversorgten Gegend ist das Beharren auf 3,6 kW AC ein absolutes K.O. Kriterium. VW sollte sich mal am tatsächlichen Bedarf und an der bereits vorhandenen Ladeinfrastruktur orientieren. Beim Laden gibt es teilweise sogar Zeittarife, bei denen man mit einem einphasig ladenden Fahrzeug mal so richtig zur Kasse gebeten wird.Wenn hier das Argument der Kosten genannt wird, dann ist das definitiv nicht nachvollziehbar. Wir reden hier von einem 35.000 Euro Auto und selbst wenn die Kalkulation eine solche Verbesserung nicht mehr zulässt, kann man es doch optional anbieten. Für etwa 1.000 Euro mehr steigert sich die Praxistauglichkeit in meinem Fall um 300%.Ich wollte eigentlich gern den neuen e-up! im Herbst kaufen, mit der Bedingung, dass er wenigstens 7,2 kW zweiphasig, besser 11 kW dreiphasig laden können muss. Da kann ich mich wohl nun von diesem Wunsch verabschieden, oder?
Stefan Senger
22.05.2016 um 23:19
Ich fahre seit 2 Jahren den Renault Zoe. Der Chamelion Lader schluckt alles! Bei 22kw ist der Akku in 60 min voll. Bei 43kw ist er in 30 min voll! ;)Auto hst 23500€ gekostet...
Frank
22.05.2016 um 23:27
Der Motor im eGolf hat aktuell 85kW und nicht wie hier fälschlich geschrieben 100kW. Und soweit mir bekannt ist, soll dessen Leistung auf 100kW erhöht werden. Das Drehmoment soll sich damit von 270Nm auf 290Nm erhöhen. Und damit die Beschleunigung von 0 auf 100km/h in 9,2s (vormals 10,4s).Auch die Interpretation wenn kein 11kW Ladegerät kommt, dass es dann beim 3,6kW bleibt, ist vermutlich falsch. In dem Fall würde ich vom zweiphasigen 7,2kW Ladegerät ausgehen.
Hendrik Handke
23.05.2016 um 08:00
Sehr geehrter Herr Michael P. es gibt ja Gott sei Dank den französischen E-Pionier Renault der Ihnen 100 % E-Fahrzeuge mit 22 kw Ladung dreiphasig serienmässig ab 16.500 EUR (Kaufpreisprämie bereits berücksichtigt) anbietet........Wer braucht dann noch diese halbherzigen E-Lösungen a la VW ?
Michael P.
23.05.2016 um 10:12
Den ZOE bin ich nun schon einige Zeit gefahren, sogar mal einen Monat am Stück. Leider ist er mir (Auto + Batteriemiete) zu teuer und auch sonst nicht ganz das was ich suche (keine Sitzheizung, keine geteilt umklappbare Rücksitzbank und eine verdammt laute Vorklimatisierung, die ich meinen Nachbarn früh um 5 Uhr nicht zumuten möchte). Früher dachte ich immer, das ist genau das Auto was ich haben will, aber mittlerweile ist da die blanke Ernüchterung eingetreten.
Jürgen Kohl
23.05.2016 um 08:59
So ist es. VW hat immer noch nicht verstanden, wo es hin geht. Einfach einen Verbrenner umrüsten ohne Schnellladung? Ein Witz hoch 10. Da lobe ich mir Renault. Ich fahre einen Leaf und kann sagen: Klasse!
Stefan
23.05.2016 um 09:13
Wenn ein Hersteller CCS für 1.500 bis 2.000 Euro Aufpreis anbieten kann, ist es für mich unverständlich die 11/22kW Dreiphasenladung - auch als Sonderausstattung - nicht anzubieten. Der Kunde hat also keine Wahl. Für mich war genau das der Grund einen Renault ZOE zu kaufen, obwohl es dabei z.B. keine Sitzheizung als Sonderausstattung oder Nachrüstung gibt und einige andere Features eher mangelhaft ausgeführt sind. Der größere Akku von VW ist für mein Fahrprofil nebensächlich, eine ordentliche Ladeleistung ist aber ein Muss. Und mehr Leistung auf dem Papier interessiert nur die "Autokartenspieler" und Protzer, sorry VW hat aus meiner Sicht nichts verstanden.
net-worker
23.05.2016 um 15:50
Ich kann mir schon Vorstellen dass ein Onboard AC-Ladegerät bei 11 kW Leistung wesentlich teurer ist und auch mehr Platz braucht als das 3,6 kW AC-Ladegerät. Beim CCS ist ja die ganze Leistungselektronik in der Schnellladesäule untergebracht. VW sollte dafür CCS als Standard einbauen (ohne Aufpreis). Da ich meistens über Nacht lade reichen mir die 3,6 kW locker aus. Meistens lade ich sogar nur mit 1 kW Leistung, weil das die Ausgangsleistung meines Erdgas-BHKW ist. Da erreiche ich den höchsten Eigenverbrauch. Da zunehmend CCS Ladesäulen aufgebaut werden finde ich die Entscheidung o.k. Schön wäre natürlich auch, wenn man an den Tesla Supercharger-Stationen damit laden könnte. Aber bevor das passiert friert eher die Hölle zu...
Dieter
23.05.2016 um 13:55
In den USA verkauft VW den Golf mit CCS und 7 KW Lader als Standard. Genauso BMW. Zusammen sorgen sie für den Ausbau von CCS. Und was machen sie bei uns? --- Ein 10 KW 3-Phasen EU Lader kostet als Bausatz 3000$. Einen Hersteller kostet der bei entsprechender Abnahme Fertig etwa 1500$. Geschätzt also +1000$ +300 für CCS Aufpreis für VW. In D würde ein kompletter Golf damit ca. 37.000 € kosten. - VW will damit sagen: Seht her, wir können auch gute Elektroautos bauen, aber das ist viel zu teuer! - Das zeigt mir, der Hersteller will überhaupt keine E-Autos verkaufen. Gut sichtbar am Rabatt: 1,2l 25€ %, (18.000€) Golf-e 300€ (36.700€)
Dennis - Green-Motors.de
24.05.2016 um 10:25
Danke für die Infos!
Ralf
24.05.2016 um 15:28
Beim Ampelstart steht eine mechanische Ausgangsleistung von exakt 0kW zur Verfügung. Erst wenn die Drehzahl größer Null ist, gibt es eine Leistung, die (bei konstentem Drehmoment) proportional zur Drehzahl zunimmt. Interessant wäre noch die Angabe des Drehmoments an der Achse, wahlweise auch das Motormoment zusammen mit der Getriebeuntersetzung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch