Discounter Lidl errichtet 20 DC-Ladestationen für Elektroautos.

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Discounter machen e-mobil: Lidl folgt dem Beispiel von Aldi Süd und errichtet Schnellladesäulen vor seinen Filialen. Noch 2016 werden im Rahmen einer Energieeffizienz-Offensive 20 Ladestationen im gesamten Bundesgebiet errichtet, wie Lidl am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in seinem neuen Logistikzentrum in Großbeeren bei Berlin bekannt gab. Der erste derartige DC-Schnelllader wurde kürzlich bereits in Berlin eröffnet. Dabei setzt der Discounter auf Multicharger von ABB, die mit 50 kW per CCS oder CHAdeMO und 43 kW per Typ 2 laden. Den Betrieb der Anlagen besorgt Gildemeister. Bis auf weiteres wird das Laden bei Lidl kostenlos sein. Pläne für ein Geschäftsmodell gibt es nach Auskunft der Unternehmensleitung noch nicht. Der Strom für die E-Fahrzeuge soll von Photovoltaikanlagen stammen, von denen Lidl bis Ende des Jahres sogar noch 100 auf den Dächern seiner Geschäfte installieren will. „Wer Strom anbietet, muss ihn vorher auch produziert haben“, ist dabei das Leitmotiv von Wolf Tiedemann, Mitglied der Geschäftsleitung von Lidl Deutschland. Sein Ziel ist es, Lidl zum „nachhaltigsten Discounter der Branche“ zu machen, wie er in Großbeeren betonte.

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Die erste DC-Ladestation steht auf dem Parkplatz der neuen Lidl-Filiale in der Berliner Hauptstraße 122 im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Je nach Standort wird das Laden an den Schnellladesäulen nur während der Öffnungszeiten möglich sein. Dort, wo keine Schranken die Zufahrt zum Parkplatz versperren, geht es aber auch außerhalb dieser Zeiten. Wolf Tiedemann setzt darauf, mit diesem Angebot vor allem neue Kunden anzulocken – und bestehende an Lidl zu binden. „Wir wollen uns frühzeitig mit der Technik beschäftigen“, sagte er. Und hob auch heraus, dass die 20 Anlagen ohne Förderung entstehen werden. Ob und wie in den kommenden Jahren weitere Filialen mit Ladeinfrastruktur ausgestattet werden, ist noch offen. Hier wird sicherlich auch die bevorstehende Förderung durch das Ladesäulen-Programm der Bundesregierung eine Rolle spielen. Das Laden im halb-öffentlichen Bereich spielt dort eine nicht unerhebliche Rolle.

Dominik Freund, Geschäftsführer Wallb-E, Wolf Tiedemann, Mitglied der Geschäftsleitung von Lidl Deutschland, und Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der DENA, eröffnen die Ladestation für Mitarbeiter und Besucher am Lidl-Logistikstandort in Großbeeren.
Dominik Freund, Geschäftsführer Wallb-E, Wolf Tiedemann, Mitglied der Geschäftsleitung von Lidl Deutschland, und Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der DENA, eröffnen eine AC-Ladestation für Mitarbeiter und Besucher am Lidl-Logistikstandort in Großbeeren bei Berlin.

Derweil werden auch die Parkplätze an den Logistikzentren von Lidl für E-Fahrzeuge ertüchtigt. Eine erste AC-Ladestation von Wallb-E wurde im Rahmen der Presse-Veranstaltung eröffnet. Weitere sollen folgen, etwa an den neuen Verteilzentren in Hildesheim, Radeburg und Cloppenburg. Mitarbeiter und Besucher werden dort mit bis zu 22 kW kostenfrei laden können. In Großbeeren ist zudem auch ein Elektro-Lkw von E-FORCE stationiert, der die Läden in und um Berlin mit Waren beliefert. Wie umfassend das Energiekonzept von Lidl in dem neuen Logistikzentrum bei Berlin ist, davon konnten sich Journalisten bei einem Rundgang überzeugen. Imposant war allein schon die riesige Solaranlage auf dem Dach, deren Strom Lidl zu 100 Prozent selbst nutzt – etwa für eine hochmoderne Kühlanlage und Wärmepumpen – oder eben zum Beladen von Elektro-Fahrzeugen. Auch die Intralogistik mit Hubwagen und Gabelstaplern erfolgt komplett elektrisch. Das Beispiel Lidl verdeutlicht, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen wird: Handelsketten und Discounter mit großen Parkplätzen werden vermehrt Ladestationen anbieten und diese im besten Fall noch mit selbst erzeugtem Strom vom Filialdach versorgen. Weitere Handelskonzerne haben entsprechende Konzepte nach Informationen von electrive.net bereits in Vorbereitung. Allein Lidl betreibt in Deutschland 3.200 Geschäfte. Das Potenzial ist also immens. Der große Rollout hat begonnen.

Autor: Peter Schwierz

Fotos: Lidl Deutschland

9 Kommentare

zu „Discounter Lidl errichtet 20 DC-Ladestationen für Elektroautos.“
Prius_57
25.08.2016 um 06:17
DC 50 kW für CCS und CHAdeMO sowie 43 kW Typ 2 aus einer eigenen Photovoltaikanlage ist das Fortschrittlichste, was der Markt zu bieten hat! Dies sollte Schule machen. (Vielleicht noch eine kleine Säule für Fahrzeuge, die nicht so schnell laden können?)Wenn dann das Verkaufspersonal nicht 2 Stunden vor Ladenschluss mit dem Wischeimer durch den Laden zieht, würde ich auch gern etwas weiter fahren!Vielleicht könnte Lidl die Umstellungstermine (Quartal)/Standorte veröffentlichen, damit man sich orientieren kann?Vielleicht sollten die Teslafahrer sich äußern, ob sie den CHAdeMO-Adapter bei haben oder lieber ausleihen möchten?
Michi
25.08.2016 um 08:01
Sehr vorbildlich, bei den ABB Ladern können aber manche E-Fahrzeuge leider nicht laden wie Tesla Roadster, Opel Ampera, Twizy.Deswegen: Eine günstige 2x22kW Ladebox neben dran würde das Angebot perfekt machen. Da können dann alle dran laden und kostet auch nur 1/10 von so einer Schnelladesäule
Prius_57
25.08.2016 um 09:28
Seit wann kann ich an einer 43 kW AC Typ 2 Ladesäule nicht ein Auto mit 22 kW bzw. mit 11 kW laden? Da kein Zeittarif verlangt wird, besteht auch hier kein Problem.Auf Twitter hatte ich nebenbei den gleichen Vorschlag gemacht, um auch die Fahrzeuge, die nur einen Typ 1 Anschluss haben, angemessen bedenken zu können.Die Aussagen zu den Kosten kann ich, um es sehr höflich zu sagen, nicht nachvollziehen. Der BDEW hat da andere Preise. Außerdem wären die Schnelllader viel preiswerter, wenn es nicht den Zwang zum AC Anschluss gäbe!Außerdem kann ich an einem DC Anschluss schneller laden. "Hoffentlich kaufen die Kunden nicht so lange ein." ;-) Um es etwas ernsthafter zu sagen - reserviert rechts und links eine zusätzliche Parklücke, damit man schon das Kabel in das nächste Fahrzeug stecken kann und verlangt nicht zum Entriegeln die gleiche Ladekarte.
Jensen
25.08.2016 um 21:56
Sehr gut, dass Lidl nun auch verstärkt auf Photovoltaik setzen will. Auf den Märkten gibt es noch einige 100.000 Quadratmeter Platz, um umweltfreundlich Strom zu erzeugen. Selbstverständlich ist jede Lademöglichkeit, die geschaffen wird, lautstark zu begrüßen. Ob es jedoch gelingen kann mit einer einzelnen Ladesäule neue Kunden zu gewinnen bzw. Bestandskunden zu binden, halte ich für sehr fragwürdig, gerade wenn man eben die Möglichkeiten in Betracht zieht, die die Säule eben nicht zur Verfügung stehen lassen. Eine einfache, kostengünstige Lösung mit einfachen Wallboxen und/oder auch CEE-Dosen, beides in ausreichender Zahl, kostet nur ein Bruchteil der Investition, die die beschriebene, einzelne ABB-Säule kostet. So könnten viele E-Autos gleichzeitig während des Einkaufs nachgeladen werden, und dazu sind auch nur ganz normale Ladeleistungen nötig.
Ralf K
26.08.2016 um 11:44
Michi, es gibt Adapter Typ 2 (männlich) auf Typ 1 (weiblich), dann könnten auch die Autos laden, die wirklich nur eine Typ1-Buchse am Auto haben (z.B. Twizy, Ampera), wenn die Säule auch so kleine Ladeleistungen zulässt. Das ist ja schon fast Verschwendung an so einer Schnellladesäule. Denn in der Zeit wo z.B. ein Ampera da 3 Stunden nuckelt für seine 60 km, die er eh mit Sprit fahren könnte, können bestimmt 6 Zoe nicht geladen werden.Auch für Tesla Roadster gibt es fertige Adapter. http://tff-forum.de/viewtopic.php?f=13&t=7806#p148452 https://teslamotorsclub.com/tmc/threads/europe-roadster-adapter-to-typ2-connector-for-use-43kw-charger.50936/Ich finde die 50kW-Ladesäulen mit den festen Kabeln und drei Steckern (CCS, CHAdeMO, Typ2 an Kabel) gut, weil die Kabel-Handhabung endlich vereinfacht wird (das Kabel bleibt fest an der "Tanke"). Und eine gewisse Vereinheitlichung findet statt, aber man lässt den Nutzern immerhin drei Optionen. Alle Varianten von "Diverse Adapter gibt's an der Kasse zu leihen" finde ich übrigens nicht praxistauglich. Sondern wer ne Sonderlocke am Auto, muss sich seinen Adapter selbst mitbringen.Wenn die Ladesäulen von den Kunden gut angenommen werden, werden Aldi, Lidl und Co auch über weitere Ladeplätze nachdenken. Und da die das Geld ja auch nicht im Lotto gewinnen, werden sie dann vielleicht auch so einfache 2x22kW AC-Ladeboxen (mit Typ-2-Buchsen) mit einbeziehen in ihre Überlegungen. Dann müssen/können die Nutzer halt dort doch wieder ihre diversen Ladekabel ausrollern.
FMH
26.08.2016 um 15:54
Teslafahrer sollten hier nicht laden, sondern nur Fahrzeuge mit geringer Reichweite...
Nadir
26.08.2016 um 16:43
Auch der Tesla Roadster etc. kann geladen werden - es gibt einfache Adapter die mit dem Typ2 (AC) kompatibel sind
BerlinerSonne
29.08.2016 um 07:45
@FMH, dann sollten aber auch teure SUFFS ab 40.000€ eher nicht mehr bei LIDL auf den Parkplatz dürfen - macht wesentlich mehr Sinn
Wolfgang Rank
31.08.2016 um 23:25
Ich finde die Kommentare so herzerfrischend egoistisch zum Teil, echt Klasse! Wieso keine Schnellladetechnik, wieso keine Tesla oder andere hochpreisigen Autos aufladen? Klar ist die verbaute Technik vor allem für Kleinakku-eAutos gut, aber dann eben für alle. Deshalb ist die Tripple-Ladetechnik von ABB sehr wohl passend und fair. Weiter so Lidl, hoffentlich auch bald im Raum Nürnberg.

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