Studie: EINFACH ZUHAUSE LADEN?! – Erfahrungen und Erwartungen von Anwendern privater Ladeinfrastruktur für Elektromoblilität.

Cover-EINFACH-ZUHAUSE-LADENBeachtliche 950.000 Ladepunkte für Elektro-Fahrzeuge soll es bis 2020 in Deutschland geben – davon fast 800.000 im privaten oder gewerblichen Umfeld. So sieht es der zweite Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) vor. Schon häufiger mussten wir jedoch erfahren, dass die Installation privater Ladepunkte kein Spaziergang ist. Gerade in Tiefgaragen von Mehrfamilienhäusern ist die elektrische Vision mit der bürokratischen Gegenwart konfrontiert: Denn von den Miteigentümern und ggf. dem Vermieter ist Zustimmung einzuholen. Stellt sich eine Partei quer, ist der elektromobile Traum schnell ausgeträumt – für die junge Branche der Elektromobilität ein Problem!

Deshalb haben wir – der Münchner Wirtschaftsprüfer Dr. Achim Korten und der Branchendienst electrive.net – im Sommer eine Online-Umfrage durchgeführt. Dabei wurden wertvolle Erfahrungen und Einschätzungen erster Anwender privater Ladeinfrastruktur dokumentiert. Fast 1.000 Menschen haben mitgemacht und nun liegt die Auswertung in Form einer Studie vor! Ihr Titel: EINFACH ZUHAUSE LADEN?! Erfahrungen und Erwartungen von Anwendern privater Ladeinfrastruktur für Elektromoblilität.

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Zentrale Ergebnisse im Überblick

 

  • Kaufbereitschaft: 70% der Umfrageteilnehmer können sich die Anschaffung eines E-Fahrzeugs vorstellen. Interessant: Kurzfristig sind Bewohner von Einfamilienhäusern (EFH) oder Doppelhaushälften (DHH) eher zum Kauf eines E-Fahrzeugs bereit als Bewohner von Mehrfamilienhäusern (MFH). Mittel- bis langfristig kehrt sich das Verhältnis eher um!
  • 60% der Umfrageteilnehmer wollen sich früher oder später eine eigene private Lademöglichkeit einrichten. Große Unterschiede gibt es in Bezug auf die Wohnsituation: Während die Quote bei Bewohnern von Einfamilienhäusern oder Doppelhaushälften bei 80 Prozent liegt, planen nur 40 Prozent der Bewohner von Mehrfamilienhäusern eine solche Investition.
  • Unsere Umfrage-Teilnehmer geben die Installationsdauer privater Ladeinfrastruktur unabhängig von der Wohnsituation mit etwa sechs Monaten an. Auffällig und doch erklärbar: Bewohner von EFH/DHH geben eher niedrigere Installationskosten an als Bewohner von Wohneinheiten (WE) in MFH.
  • Der Elektroinstallateur wird allgemein als wichtigste Partei genannt, die bei der Installation involviert werden sollte. Bewohner von EFH oder DHH nennen zudem besonders häufig den Lieferanten der Ladeeinrichtung und den Fahrzeughersteller bzw. -verkäufer. Bewohner von MFH wollen (oder müssen) dagegen eher den Vermieter und die Hausverwaltung hinzuziehen.
  • Aus den über 200 abgegebenen Kommentaren im Freitext der Umfrage lässt sich ableiten, dass viele aktive oder angehende Nutzer im privaten Umfeld eine möglichst einfache und „dumme“ Ladeinfrastruktur bevorzugen. Oder anders gesagt: Die intelligente Wallbox wird eher nicht verlangt.
  • Eine gesetzliche Regelung zur Installation von Ladestationen in Mehrfamilienhäusern, insbesondere ein vereinfachter Genehmigungsprozess, wird in einigen Kommentaren explizit gefordert.

 

10 Gedanken zur privaten Ladeinfrastruktur

 

  • Die von Fahrzeugherstellern angebotenen Lösungen für das private Laden können weit mehr als der Kunde braucht: eine haushaltsübliche Steckdose reicht – eine Wallbox für mehrere hundert Euro, am besten noch ‚intelligent‘ – muss es in vielen Fällen nicht sein. Alternativ könnten die Vorteile intelligenter Lösungen besser kommuniziert werden, um Kunden dafür zu gewinnen.
  • Berücksichtigen die TCO-Vergleiche zwischen Fahrzeugen mit V-Motor und E-Autos die Kosten für die Installation privater Ladeinfrastruktur in angemessener Weise?
  • Großstädter wohnen üblicherweise in Mehrfamilienhäusern. Doch gerade dort kann es schwierig bis unmöglich sein, eine private Ladeeinrichtung zu installieren. Fällt da eine Zielgruppe komplett aus?
  • Es dürfte schwierig werden, Kaufinteressenten zu überzeugen, wenn unklar ist, wo diese Menschen ihr E-Fahrzeug laden können, da es noch nicht einmal privat geht.
  • Ohne (halb-)öffentliche Ladeinfrastruktur (auch in Wohngebieten und an Ausflugszielen) geht es nicht – gerade in Großstädten und Ballungsräumen.
  • Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil darüber fällen muss, ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen Miteigentümer und Mieter ein Recht auf die Montage einer privaten Ladeeinrichtung haben.
  • Privates Laden heißt wohl erst einmal, eine Reihe von Rechts- und Versicherungsfragen in Abhängigkeit der Wohnsituation zu klären. Bis das abgeschlossen ist, kann einige Zeit ins Land gehen. Städter sind ergo nicht unbedingt die ersten Adressaten für den Verkauf von E-Autos.
  • Vielleicht werden sich Elektromobilisten schon bald nicht mehr mit dem Kauf des neuesten E-Autos brüsten, sondern damit, dass sie zuhause in der Tiefgarage laden können. Erkennungsmerkmal: eine Mini-Steckdose als Schlüsselanhänger.
  • Potenzial für Kontaktanzeigen: Early Adopter, Mitte 40, ledig, kinderlos, mit eigener Wohnung in der Stadtmitte, E-Autobesitzer (mangels Steckdose derzeit nicht fahrbereit), sucht weibliches Pendant mit Einfamilienhaus in Vorortumgebung (max. 40 Kilometer von der Stadtmitte entfernt). Voraussetzung: intelligente Wallbox und Ökostromliefervertrag vorhanden.
  • Einfache und günstige Lösungen zum privaten Laden sind gefragt! Und bisherige Vertriebsmodelle mit dem Fokus auf Bewohner von Mehrfamilienhäusern müssen auf den Prüfstand.

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