Nordeuropäische E-Mobil Rallye: Mit der ChargeBox durch den Norden.
Elektro-Rallyes sind stets ein besonderes Vergnügen. Ruhe, Beschleunigung, Fahrkomfort – die besten Eigenschaften eines Elektroautos lassen sich auf einer Rallye perfekt genießen. Also haben wir unsere Redakteure Carla Westerheide und Marc Kudling kurzerhand nach Flensburg geschickt – zur Nordeuropäischen E-Mobil Rallye. Dort sollten sie eine besondere Herausforderung des elektrischen Fahrens allgemein und des elektrischen Rallye-Fahrens im besonderen lösen – das schnelle Laden. Als Joker hatten die beiden die nagelneue ChargeBox im Gepäck. CCS-Schnellladen mit einem BMW i3 in Deutschland und Dänemark ohne feste DC-Infrastruktur? Hier ist ihr Erfahrungsbericht.
Die Herausforderung
Etwa 30 Teams reiten mit uns bei der diesjährigen Ausgabe der „Nordeuropäischen E-Mobil Rallye“ zum Start am Flensburger Südermarkt ein. Ganz vorne weg der Rimac Concept One – mit seinen 1088 PS aber außer Konkurrenz. Ansonsten ist das Feld mit Tesla Model S, Nissan Leaf, Mitsubishi Electric Vehicle, VW e-Up oder auch Eigenumbauten ziemlich bunt gemischt. Unser Rallyefahrzeug hat uns der lokale BMW-Autohändler, die Flensburger Niederlassung der Bauergruppe, freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Und das, obwohl es sich bei dem Autohaus nicht um einen offiziellen i-Stützpunkt handelt, sondern der i3 auf Eigeninitiative angeschafft wurde. Ebenfalls unterstützt wurden wir von der Schweizer Firma Designwerk, die uns ihre nagelneue mobile Schnellladelösung für die Rallye zur Verfügung gestellt hat. Bei dieser sogenannte ChargeBox handelt es sich um einen mobilen CCS-Lader, mit dem wir unseren BMW i3 innerhalb kürzester Zeit aufladen könnten, so das Versprechen. Eine einmalige Gelegenheit, das Gerät auf die (Kraft-)Probe zu stellen.
Die (Lade-)Lösung
Das Design der ChargeBox erinnert an das eines Koffers. Dennoch sollte nicht allzu euphorisch versucht werden, die 20,5 Kilogramm schwere Kiste in Position zu bringen – der Rücken wird es danken. Ein zweiter Griff oder Rollen wie an einem Trolley-Koffer würden den Transport sicherlich erleichtern. Die Bedienung der mobilen „Gleichstromkiste“ gestaltet sich dagegen überaus einfach. Zunächst muss die Eingangsseite (ein Typ2-Fahrzeug-Inlet) natürlich mit dem Stromnetz verbunden werden: Entweder über ein CEE-Kabel (rote Industriesteckdose mit 32 A/400 V, Mode 1) oder mit einem Typ2-Kabel an einer öffentlichen Ladesäule bzw. Wallbox. Im letzteren Fall wird automatisch die verfügbare Ladeleistung eingestellt, die vorliegt (z.b. 11 kW). Sobald die ChargeBox am Netz ist, beginnt die „Initialisierung“. Dieser Vorgang dauert etwa 60 Sekunden und erst danach kann das Fahrzeug angeschlossen werden. Das Combo-Kabel ist über einen Industriesteckverbinder mit der ChargeBox verbunden, laut Hersteller kann dieses nach Bedarf gegen ein Kabel mit CHAdeMO-Stecker ausgetauscht werden. Die ChargeBox ist ergo Multi-systemfähig und begegnet damit der aktuellen Standard-Diskussion um die öffentliche Ladeinfrastruktur bestmöglich. Ist das Fahrzeug verbunden, beginnt der Ladevorgang automatisch. Im Zweizeilen-Display lassen sich mithilfe der Menü-Taste (insgesamt gibt es drei Taster: Start, Stopp und Menü) diverse Werte über den aktuellen Ladevorgang ablesen. Dazu gehören der aktuelle Ladestrom, die Ladespannung und die aktuell netzseitige Ladeleistung (maximal 22 kW). Des Weiteren gibt es Angaben über die verbleibende Ladezeit in Minuten (jeweils bis 80% und ab 80%), Batteriestand in Prozent, die geladene Energiemenge (in kWh) und den allgemeinen Status (Ladung abgeschlossen, Warten auf Fahrzeug, Fahrzeug lädt, etc).
Um es vorweg zu nehmen: Die ChargeBox hat ihren Einsatz während der gesamten Rallye tadellos verrichtet. Bemerkenswert: Es handelte sich bei unserem Demogerät offenbar um das erste überhaupt – mit der Seriennummer 1. Zudem hat die Box nicht nur den BMW i3 des electrive-Teams mehrmals am Tag geladen, sondern auch sämtliche anderen CCS-fähigen Fahrzeuge im Feld, also insgesamt drei BMW i3 und zwei VW e-Ups. Flotten-Anwendungen und Veranstaltungen, bei denen in kürzester Zeit mehrere Autos schnellstmöglich geladen werden müssen und festinstallierte DC-Ladeinfrastruktur fehlt, scheinen ideale Einsatzgebiete dieser tragbaren Ladelösung zu sein. Auch für das KFZ-Gewerbe könnte das Produkt spannend sein. Während der Rallye war es von Vorteil, dass die Autos nach erfolgter Ladung nicht umgeparkt werden mussten, sondern einfach die ChargeBox „wandern“ konnte. Dabei half die Tatsache, dass der Combo-Stecker am i3 nicht verriegelt wird und man ihn nach abgeschlossener Ladung auch ohne Fahrzeugschlüssel wieder abziehen kann. Vielleicht kurz zum Preis der ChargeBox – bitte kurz hinsetzen: Der Hersteller ruft sportliche 15.000 Euro auf (netto, nur Combo oder CHAdeMO). Wer die Multi-System-Variante ordert, ist sogar mit 16.500 Euro dabei. Das ist ein stolzer Preis und für den „normalen“ Rallye-Fahrer vermutlich kaum erschwinglich. Doch mit steigenden Stückzahlen wird der Preis vermutlich fallen. Und wenn man bedenkt, dass im Inneren der Wunderkiste ein Drehstromladegerät der Schweizer Firma Brusa (bekannt aus Smart Electric Drive und dem 18-Tonner E-Force) zum Einsatz kommt und man die Kosten einer DC-Festinstallation in Relation setzt, wirkt der Preis schon fast wieder angemessen.
Und sonst noch
Apropos Preis: Für das Team electrive hat es leider nur bei einer der vielen Wertungsprüfungen der Nordeuropäischen E-Mobil Rallye, bei der nach den Regeln von Oldtimer-Rallyes gefahren wird, zum Sieg gereicht. Bei der sogenannten Blitzerprüfung galt es auf einem 40 Meter langen Abschnitt eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Dank der 125 kW Antriebsleistung unseres BMW i3 blitzte es bei Tempo 56 km/h – Bestmarke in der Gruppe der „Sports-Cars“. Unser Fazit nach drei Rallye-Tagen: Schnell laden und schnell fahren, das können wir offensichtlich. Den Rest üben wir noch…
ein Rallye-Bericht von Carla Westerheide und Marc Kudling
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