Kick-off in London – die Formel E will Zukunft sein.
Die Formel E steht in den Startlöchern. Unsere Redakteurin Nora Manthey war am Montagabend beim Kick-Off-Event im Roundhouse im Norden Londons dabei. Sie hat dort eine klare Botschaft der Macher der elektrischen Rennserie erlebt. Sie lautet: „Wir sind die Zukunft!“ Das schreckt auch die deutsche Autobranche auf. Denn nun mischt auch BMW bei der Formel E mit – zumindest ein bisschen.
Die Formel E sieht sich selbst nicht nur als Zukunft des Motorsports, sondern der gesamten Automobilindustrie. Zumindest wenn es nach dem Willen von CEO und Chef-Werbetrommler Alejandro Agag geht. Vor den versammelten Journalisten und geladenen Gästen im Roundhouse zeichnete er seine Vision, die elektrische Version der Formel E zum Ausgangspunkt neuer Technologie zu machen – und parallel dazu Elektroautos zu einer Massenbewegung. Große Worte!
Soll das gelingen, braucht es starke Partner. Die Formel-1-Profis Williams, bei dem Event am Montag durch Gründer Sir Frank Williams vertreten, und McLaren stehen fest hinter der elektrischen Rennserie. Die beiden britischen Firmen zeichnen für den Motor (McLaren) und den Akku (Williams) des Rennwagens verantwortlich, der in nur einem knappen Jahr realisiert worden war. Das Engagement seitens der britischen Regierung wurde am Montag durch die Anwesenheit des Ministers für „Business and Enterprise“, Michael Fallon, bekräftigt, der in einer kurzen Rede die (elektrische) Reanimation der englischen Autoindustrie beschwor. Das Formel-E-Rennen in London und das neue Hauptquartier in Donington Park würden nicht nur das Engagement Großbritanniens für alternative Antriebstechnologien unterstreichen, sondern zudem auch noch Jobs schaffen. 200 sollen es in Donington bereits sein, so Fallon.
Den Spannungsbogen aufgebaut hat am Montagabend ein Promo-Video, in dem Formel-E-Renner über die Westminster Bridge fahren, Big Ben und Parlament im Hintergrund. Der Film gefiel so gut, dass er gleich zweimal gezeigt wurde. Englischer Patriotismus lässt grüßen.
Dann wurde es wieder offiziell und London zum Schauplatz des Finales der ersten Formel-E-Saison gekürt. Am 27. Juni 2015, also ziemlich genau in einem Jahr, führt die Strecke des „London ePrix“ unter anderem durch Battersea Park – mit der Battersea Power Station, einem stillgelegten Kohlekraftwerk, ein durchaus symbolträchtiger Ort. Einen Vorgeschmack gibt es für die Engländer aber schon vor der Saison, wenn diese Woche die Fahrtests in Donington beginnen. Nach Registrierung auf dieser Webseite steht der Eintritt allen Interessierten offen. Übrigens: Am 30. Mai 2015 steigt das deutsche Rennen in Berlin.
Dieser Tage geht zudem auch der „Fan Boost“ auf der offiziellen Formel-E-Webseite für das erste Rennen in Peking online. Das interaktive Programm erlaubt es Fans, ihrem Lieblingsfahrer einen extra Drücker auf den „Boost Button“ und somit einen Vorteil zu verschaffen. Man wird abwarten müssen, ob diese digitale Integration der Fans überhaupt eine Wirkung beim Lieblingsfahrer entfalten wird. Wobei es auch eine Lieblingsfahrerin sein könnte, denn in der Formel E fahren nach aktuellem Stand bereits zwei Frauen mit. Neben Katherine Legge (Team Amlin-Aguri, wir berichteten) wurde beim London-Launch auch Michela Cerruti für das Team Trulli GP von Jarno Trulli vorgestellt. Der ehemalige Formel-1-Fahrer bestätigte zudem die Renntauglichkeit des Spark Renault SRT_01E, in den sein Feedback eingeflossen sei. Marketing und PR können sie besonders gut bei der Formel E…
Renault als Unterstützer der ersten Stunde hat sowohl die verschiedenen Technologien in den E-Rennwagen integriert als sich auch um dessen Sicherheit gekümmert. „Ein durch die Elektrik verursachter Unfall ist die eine Sache, die wir uns nicht leisten können“, betonte Agag nicht ohne Grund. „Denn dann würden alle sagen: Siehste!?“ Die Verbrenner-Front sitzt dem Macher der Formel E offenbar gedanklich noch im Nacken. Er habe aber „volles Vertrauen“ in den französischen Autobauer, so der Formel-E-Chef weiter. Die Kollegen von Red Bull aus der Formel 1 wird’s vielleicht wundern.
Doch das elektrische Engagement von Renault geht noch einen Schritt weiter: Das Event in London wurde zum Anlass genommen, die Gründung des Teams e.dams Renault bekannt zu geben. Fahrer sind Nicolas Prost and Sébastien Buemi. Ersterer ist kein Geringerer als der Sohn von Alain Prost, der übrigens auch Mitbegründer des neuen Teams ist. Allerdings wird Renault wohl nicht der einzige klassische Autobauer in der Formel E bleiben. Audi ist schon im Boot, der indische Mischkonzern Mahindra ebenfalls. Eine Partnerschaft mit BMW steht ebenfalls an und muss nur noch „finalisiert“ werden, kündigte Agag stolz an. Inzwischen wissen wir: Die Elektro-Modelle BMW i3 und BMW i8 kommen am Rande der Events als VIP- und Medical-Cars zum Einsatz. Eine erste Annäherung also.
Einen Vorgeschmack auf die Wirkung im Umfeld der Formel E lieferten die beiden Bayern-Stromer in der Ausstellung des Launch-Events in London: Während der Plug-in-Sportwagen vor allem Männer anzog, die unter den ausgebreiteten Flügeltüren posierten, erregte das elektrische Stadtauto die Aufmerksamkeit von zwei jungen Mädchen: Als sie hörten, dass der i3 vollelektrisch fährt, war die Reaktion denkbar erfreulich: „Oh, das ist besser, wenn es elektrisch ist, denn die anderen Autos verschmutzen die ganze Welt!“ Merke: Die Kids haben noch kein Benzin im Blut. Gut möglich also, dass die Zukunft wirklich elektrisch ist.
Text: Nora Manthey für electrive.net aus London
Bilder: Nora Manthey und Veranstalter
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