EnBW plant Schnelllader außerhalb Baden-Württembergs

Schnelles Laden entlang der großen Verkehrsachsen gilt als Schlüssel zum Durchbruch der Elektromobilität. Die EnBW hat ihr DC-Ladenetz an 34 Autobahn-Rastanlagen fast fertig. Und schielt jetzt auf Standorte jenseits der Heimat. Wir haben mit den Verantwortlichen über die Pläne gesprochen.

Auf dem Gelände der Tank & Rast-Anlage Sindelfinger Wald an der A8 wurden am Wochenende zwei neue Schnellladesäulen der EnBW in Betrieb genommen. Damit ist der Baden-Württembergische Landesversorger seinem Ziel, die Autobahnen des Heimatlandes für Elektroautos reisetauglich zu machen, wieder einen Schritt näher gekommen. Im Rahmen des Förderprojekts „Schnellladenetz für Achsen und Metropolen“, kurz SLAM, werden 34 Rastanlagen von Tank & Rast in Baden-Württemberg mit jeweils zwei 50-kW-Schnellladesäulen ausgestattet. Mit dem Sindelfinger Wald sind nunmehr 29 Standorte errichtet und in Betrieb.

Schnellladenetz im Eiltempo

Für Lars Walch, Leiter Elektromobilität der EnBW, ist dieser Fortschritt ein Grund zur Freude: „Wir haben jetzt in Baden-Württemberg die aktuell beste Flächenabdeckung im DC-Bereich, da sind wir schon ein bisschen stolz drauf.“ Beeindruckend ist auch das Tempo, mit dem das drittgrößte Energieunternehmen Deutschlands die Schnelllade-Offensive durchgezogen hat. Schließlich fiel der Startschuss mit den beteiligten Ministerien – das SLAM-Projekt wurde vom Bundeswirtschaftsministerium initiiert und die Standort-Auswahl erfolgte zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium – erst Anfang September, also vor nicht mal einem halben Jahr. „So schnell war bisher noch keiner unterwegs“, gibt denn auch Lars Walch zufrieden zu Protokoll.

Fast fertig: Der aktuelle Ausbaustand des Autobahn-Schnellladenetzes kann sich sehen lassen. Grafik: EnBW

Die fehlenden fünf Standorte sind nach seiner Aussage auch fast fertig. An zwei anderen Rasthöfen stehen die Schnellladesäulen schon, dort fehlt nur noch der Mittelspannungsanschluss. Bei einer anderen Anlage war wegen der langen Permafrost-Phase die Spülbohrung nicht möglich. „Wir schaffen den Rest sicher im ersten Quartal“, ist Lars Walch überzeugt. Das Setting ist überall gleich: Pro Standort gibt es stets zwei 50-kW-Säulen von ABB, wobei jeweils eine nur mit CCS und 43 kW AC ausgerüstet ist und die andere als Multi-Charger durch die EnBW auf eigene Kosten mit dem zusätzlichen CHAdeMO-Stecker ausgestattet wurde. Die eigenwillige Logik ist der SLAM-Förderrichtlinie geschuldet. Dank der EnBW erlebt das zwischenzeitlich schwächelnde Programm gerade seinen zweiten Frühling, denn in Baden-Württemberg gibt es nun die meisten SLAM-Standorte aller Bundesländer, wie Amadeus Regerbis betont, der bei der EnBW das DC-Charging verantwortet.

Standorte für höhere Ladeleistungen ausgelegt

Technisch hat die EnBW an allen Stationen bereits den Grundstein für deutlich höhere Ladeleistungen gelegt. „Alle Standorte sind hochleistungsbefähigt und die Leitungen sind auf 150 kW ausgelegt“, erklärt Amadeus Regerbis. Sobald Fahrzeuge mit Ladeleistungen von 150 kW auf den Markt kommen, könnten einfach die Säulen ausgetauscht werden. „Wir haben es auch so aufgebaut, dass wir vom 630-kVA-Trafo mehrere Abgänge haben, sodass wir mehrere Säulen stellen können.“ Perspektivisch werden also die Tankanlagen durch Ladeparks nach dem Vorbild der Supercharger von Tesla ergänzt. „Wir haben viel Hirnschmalz in die Planung gesteckt und wollten nichts aufstellen, das in zwei Jahren schon wieder veraltet ist“, begründet Regerbis den Aufwand. Künftige Elektroauto-Fahrer werden es der EnBW sicher danken. Bei Treffen der eMobility-Community im Ländle gab es sogar schon Szenen-Applaus. „Das erlebt man als Energieversorger nicht so oft“, schmunzelt Lars Walch.

Auch bei einem anderen Thema haben die Verantwortlichen in erster Linie an den Nutzer gedacht: So werden an allen DC-Ladesäulen schrittweise alle möglichen Authentifizierung- und Abrechnungssysteme implementiert. So können sich die Kunden sowohl mit der Elektronauten-Ladekarte als auch mit allen Karten des Ladenetz-Verbundes anmelden. Darüber hinaus kann mit EC-Karte oder Kreditkarte bezahlt werden. Auch sind die Standorte ins intercharge-Netzwerk von Hubject eingebunden, auch die Direkt-Bezahlung via intercharge direct wird möglich sein. „Nur den Münzeinwurf lassen wir weg“, macht Amadeus Regerbis klar – und kann sich ein Lachen dabei nicht verkneifen.

Expansion im gesamten Bundesgebiet

Und wie geht es nach Abschluss des Autobahn-Programms mit dem Ladenetz der EnBW weiter? Schließlich sind Kosten pro Schnelllade-Standort im „deutlich sechsstelligen Bereich“ aufgrund der Netzertüchtigung die Regel. Im SLAM-Projekt trägt die EnBW diese zu rund 35 Prozent, die anderen 65 Prozent werden über das Förderprogramm finanziert. „Wir werden schauen, wie wir das Netz sinnvoll ausbauen, in Baden-Württemberg – aber auch im ganzen Bundesgebiet“, sagt Amadeus Regerbis. Und eMobility-Chef Lars Walch ergänzt mit Blick auf das gerade gestartete Bundesförderprogramm Ladeinfrastruktur: „Wir sind startklar!“ Auch bei einem EU-Call habe die EnBW bereits Anträge eingereicht. Nicht zuletzt deshalb ist die EnBW kürzlich auch Mitglied beim CCS-Verein CharIn geworden. Die Message dahinter ist klar: War der Versorger in der Vergangenheit vor allem regional unterwegs, hegt man nun größere Ambitionen. Ob die EnBW etwa auch den Problem-Korridor Hamburg-Berlin oder die Ladewüste zwischen Berlin und Rostock vergessen machen will, lassen die Verantwortlichen zwar offen. „Doch der Wettbewerb um gut frequentierte Standorte wird zunehmen“, sagt Lars Walch. Deshalb sei mit der EnBW überall zu rechnen.

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3 Kommentare

zu „EnBW plant Schnelllader außerhalb Baden-Württembergs“
Holger Auerswald
27.02.2017 um 11:29
Gibt es Kontakte zur Thüringer Landesregierung (Umweltministerium und Infrastrukturministerium) Ich denke gerade die A71 in Thüringen ist auch für viele Württembergische Autofahrer mittlerweile ein wichtiger Weg..... Und EnbW ist in anderen Zusammenhängen ja auch gut in Thüringen unterwegs.
Hänk Häberle
27.02.2017 um 20:42
Von Stuttgart nach Lindau mit +80km Umweg an den Bodensee? Nein danke. Das hat unsere Umwelt nicht verdient.
TeeKay
28.02.2017 um 11:14
Wenn sie nichts aufstellen wollten, was in 2 Jahren veraltet ist: Warum wurden dann für 30.000€ netto pro Stück 50kW Säulen genommen, obwohl es schon lange welche mit 120kW gibt?

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