Entschärft: Chinesische eMobility-Quote kommt erst 2019
Die vor allem von deutschen Autobauern gefürchtete Elektroauto-Quote in China wird deutlich entschärft. Sie kommt später und hält Übergangsregelungen vor, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Die deutsche Regierung hat offenbar ganze Lobbyarbeit geleistet.
Schon zum Auftakt seiner Chinareise hatte Außenminister Sigmar Gabriel sich zuversichtlich geäußert, dass „der Deal zur Elektromobilität“ stehe. Ursprünglich war für Anfang 2018 eine Elektroauto-Quote von acht Prozent für in China verkaufte Neuwagen geplant. Bei Nichterfüllung hätten Strafen im Raum gestanden. Nun will das „Handelsblatt“ erste Details aus Delegationskreisen erfahren haben. Demnach soll die chinesische Quote ein Jahr später starten, also erst 2019. Zu niedrige Absatzzahlen könnten dem Bericht zufolge „später kompensiert werden“. Außerdem sollten Regeln gefunden werden, „um einen Technologietransfer der deutschen Autobauer in China zu begrenzen“, heißt es weiter. Das lässt vermuten, dass auch auf den Zwang zur Ansiedlung von Forschung und Entwicklung in China verzichtet wird. Das wäre ein Erfolg auf ganzer Linie für die deutsche Autolobby.
Seit die ersten Berichte über die drohende E-Quote in China die Runde gemacht hatten, herrschte in den Vorstandsetagen deutscher Konzerne und ihren Lobby-Vertretungen in Berlin hektisches Treiben. Das Bundeskanzleramt und das Bundeswirtschaftsministerium hatten daraufhin Verhandlungen mit der chinesischen Seite aufgenommen, um Zeit für die deutschen Hersteller herauszuschlagen. Hilfreich für die deutsche Intervention war wohl auch der Umstand, dass sich viele chinesische Autohersteller mit der flotten E-Quote ebenfalls überfordert sahen.
Die Hände in den Schoß legen, kann jetzt allerdings niemand. In den kommenden zwei Jahren gilt es, entsprechende Modelle und Fertigungskapazitäten in China aufzubauen. Da passt es ins Bild, dass BMW nach anderthalb Jahren Bauzeit nun eine Kapazitätserweiterung im Werk Dadong von 300.000 auf 450.000 Einheiten meldet – und offenbar Planspiele betreibt, den China-Bestseller 5er dort als rein elektrische Version zu produzieren. Volkswagen hat derweil grünes Licht von den chinesischen Behörden bekommen, um mit dem lokalen Hersteller JAC ein Joint Venture für Elektroautos aufzubauen.
Automobil-Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen ermahnt die deutschen Hersteller denn auch, jetzt Vollstrom zu geben: „Die Autobauer gewinnen wichtige Zeit und die sollten sie nicht nutzen, um Dinge weiter aufzuhalten. Sie sollten eher mit Vollgas Kurs auf das elektrische Fahren nehmen, damit die Produktion schneller anläuft, als es bisher gedacht war“, sagte er gegenüber der Deutschen Welle.
Das Mittel einer verpflichtenden Quote für Elektroautos wird nicht nur in China diskutiert. Vor einiger Zeit hatte auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine solche für Deutschland gefordert, war mit dem Vorstoß aber an ihren Genossen und den anderen Ministerien gescheitert. Ganz durch ist die Sache in China mit den aktuellen Verlautbarungen von der Gabriel-Reise freilich noch nicht. Und so schränkte der deutsche Außenminister vorsichtshalber die hohen Erwartungen gleich wieder ein bisschen ein: „Es gilt jetzt abzuwarten, wie alles umgesetzt wird.“
handelsblatt.com (Entschärfung), manager-magazin.de, dw.com, welt.de, badische-zeitung.de
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