Karl-Thomas Neumann und Ralf Hannappel verlassen Opel
Karl-Thomas Neumann ist heute als Opel-Chef zurückgetreten. Angeblich umwirbt der VW-Konzern seinen früheren Konzernbeauftragten für Elektro-Traktion bereits. Die Option: Der Chefposten bei Audi. Und Opel muss derweil einen weiteren Abgang im Bereich der Elektromobilität verkraften.
Die Meldung der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, Karl-Thomas Neumann würde Opel nach dem Verkauf an PSA verlassen, elektrisiert seit gestern die Autobranche. Soeben kam die Bestätigung: Neumann tritt mit sofortiger Wirkung zurück, bleibt aber Mitglied der Geschäftsführung, bis die Übernahme durch PSA abgeschlossen ist. Finanzvorstand Michael Lohscheller übernimmt als Opel-Chef. Dass der Neumann-Abgang wie kolportiert etwas damit zu tun haben könne, der PSA-Konzern habe die einschneidenden Veränderungen durch die Elektromobilität nicht verstanden, kann aber nur die halbe Wahrheit sein. Richtig ist vielmehr, dass Peugeot-Citroën einen klaren Fahrplan zur Elektrifizierung seines Portfolios hat. Die E-Mobilmachung wird stark aus China getrieben, ist seit 2014 schließlich der chinesische Autobauer Dongfeng an PSA beteiligt. Womöglich, und das ist die vielleicht entscheidende Drehung der Geschichte, spielt Opel in diesen E-Planspielen gar keine Rolle. Bei der Opel-Übernahme geht es für PSA eher darum, mit günstigen Verbrennern auf gemeinsamen Plattformen noch solange Kasse zu machen, wie es eben geht. Der Neumann-Plan, aus Opel eine reine Elektro-Marke zu formen, konnte deshalb in Frankreich nur scheitern. Die Elektromobilität werden die Franzosen möglicherweise vordringlich bei ihren Kernmarken Peugeot, Citroën und DS implementieren.
Für einen eMobility-freundlichen Automanager wie Karl-Thomas Neumann ist die Sanierung von Opel auf der Basis von Verbrennungsmotoren keine Option. Schließlich ist Neumann anno 2009 schon als Konzernbeauftragter für Elektro-Traktion bei Volkswagen am Widerstand und Beharrungsvermögen seiner Vorgesetzten gescheitert. Seine Gegenspieler damals – Martin Winterkorn und Ferdinand Piëch – hat die Diesel-Abgaswolke inzwischen aus Wolfsburg vertrieben. Umso mehr deuten die schon länger wabernden Gerüchte, Neumann würde zu Volkswagen zurückkehren – und womöglich gar als Audi-Chef den angeschlagenen Rupert Stadler ablösen – in die richtige Richtung. Einem wie Neumann mit seinem Abschluss in Elektrotechnik an der TU Dortmund ist klar, dass die deutsche Autobranche zügig den Schalter auf E umlegen muss. Da könnte Audi die richtige Herausforderung für den selbstbewussten Marathonläufer sein. Der Premium-Hersteller steht im Dieselskandal nach den neuerlichen Abgas-Tricksereien bei A7 und A8 mit dem Rücken zur Wand. Zudem hat die VW-Tochter bis heute keine überzeugende Elektro-Strategie vorgelegt – im Gegensatz zu den Wettbewerbern BMW und Mercedes. Nächtes Jahr kommt zwar der e-tron quattro als erste zaghafte Antwort auf den Druck von Tesla, doch so richtig scheinen die Elektronen in Ingolstadt noch nicht zu fließen, wie Audis oberster Antriebsentwickler Nikolai Ardey kürzlichen gegenüber Journalisten gucken ließ: Er setzt unbeirrt darauf, dass der Verbrennungsmotor noch eine große Zukunft hat. Die Aufgabe, die Verbrenner-Freunde in Oberbayern auf E-Kurs zu bringen, könnte KT Neumann reizen.
Womöglich nimmt er dazu sogar ein paar Bekannte mit: Wie electrive.net aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, verlässt auch Dr. Ralf Hannappel (im Bild rechts), bisher als Direktor Elektrifizierung bei Opel und technischer Projektleiter für den Start des Ampera-e verantwortlich, den Hersteller aus Rüsselsheim. Und zwar schon Ende Juni. Wohin es Hannappel zieht, ist noch nicht bekannt. Kolportiert wird aber, dass er schon im Juli bei einem anderen Hersteller in Sachen Elektromobilität anheuern wird. Ein Wiedersehen zwischen den Elektro-Fans Hannappel und Neumann im VW-Konzern wäre zumindest eine denkbare Option.
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