unu spendiert seinem Elektro-Roller ein Facelift

Das Start-up unu Motors, das zunächst in München gegründet wurde, seinen Sitz aber heute in Berlin hat, legt seinen E-Scooter neu auf. Das Facelift bietet nicht nur mehr Farben und eine längere Sitzbank, sondern einen komplett neuen Bosch-Antrieb. Die Vision liegt aber jenseits der Roller-Produktion.

Im typischen Berliner Startup-Stil bittet unu Motors Journalisten zur Präsentation in einen hippen Event-Space in Berlin Kreuzberg. An einer langen Holztafel warten bodenständige Speisen, während an den Nachbartischen die digitalen Nomaden ihrer Arbeit nachgehen. Der wetterfeste Treffpunkt ist gut gewählt, fällt doch die Probefahrt aufgrund von unablässigem Starkregen ins Wasser. Nur ein paar Meter hin und her in der überdachten Einfahrt sind drin. Dabei macht der unu 1.1, wie sie das Facelift intern nennen, eine gute Figur. Die Verarbeitung ist ordentlich, der neue Bosch-Motor in der Hinterradnabe zieht schwungvoll durch. Ihn gibt es mit 1.000, 2.000 oder 3.000 Watt Leistung. Entsprechend staffeln sich auch die Einstiegspreise: 1.799 Euro sind für den kleinsten, 2.299 Euro für den mittleren und 2.799 Euro für den größten Motor fällig. Die Batterie reicht im Schnitt für 50 km Reichweite. Wer mehr will, kann einen zweiten Akku für 700 Euro ordern, muss dann unter dem Sitz den Stecker aber kurz umstecken, wenn der erste mal leer ist.

unuMotors Mathieu Caudal

Die Batteriezellen kamen früher von Panasonic. Jetzt bestellt sie unu bei LG Chem. Die Batterie produziert Forsee Power. Verbaut sind Roller-taugliche 18650er Zellen. Und auch der Zulieferer für den Antrieb ist neu. „Mit Bosch haben wir die Lieferkette völlig neu aufgestellt“, berichtet unu-Mitgründer Mathieu Caudal. Die Montage erfolgt zwar wie zuvor in China, aber nicht mehr bei einem Roller-Produzenten, sondern bei einem Auftragsfertiger für Unterhaltungselektronik. Der Kunde in Europa bekommt seinen Roller fix und fertig in einem großen Pappkarton von DHL geliefert. Der Vertrieb erfolgt ausschießlich digital via Internet, die Probefahrten organisieren 45 „unu Pioneers“ in den wichtigsten deutschen Städten. Gerade expandiert das Roller-Startup nach Holland und Frankreich.

In den drei Jahren seit der Gründung hat unu nach eigenen Angaben mehr als 3.000 Exemplare seines elektrischen Retro-Rollers verkauft. Eine Sales-Prognose für das Facelift will Mathieu Caudal leider nicht abgeben. Zwischen den Zeilen macht er aber klar: unu sieht sich auf mittlere Sicht gar nicht mehr als reiner Roller-Verkäufer, sondern als Mobility Service Provider.

„Wir haben eine große Vision von Urban Mobility“, formuliert es der Gründer etwas schwammig. Man wolle in einiger Zeit ein komplett neu entwickeltes Produkt vorstellen, das voll vernetzt ist und sich für alle nur möglichen Sharing-Modelle eignen soll. Konkreter wird Caudal leider nicht. Immerhin lässt er durchblicken, dass es bereits einen Prototypen gibt. Die großen Berliner Roller-Sharer von Coup bis emmy hätte man nicht ohne Grund abgewiesen, als sie den bisherigen Roller für ihre Flotten kaufen wollten. Dass unu als weiterer Player ebenfalls hunderte E-Roller in die Berliner City schiebe, sei unwahrscheinlich. Es gebe mehr Städte als Berlin, lässt unu-Macher Caudal wissen. Und Peer-to-Peer-Modelle seien ja auch ganz interessant. Man darf also gespannt sein, welches Geschäftsmodell der Zukunft unu als nächstes im hippen Kreuzberg präsentieren wird.

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