Bayern will bessere Luft – aber fast ohne Elektromobilität

stadt-münchen

Das angekündigte Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Luftqualität und zur Abwendung von Fahrverboten wurde nun von der Bayerischen Staatsregierung beschlossen. Elektromobilität spielt dabei nur eine Nebenrolle.

Das Bündel sieht u.a. die viel diskutierte Nachrüstung von Euro-5-Diesel-Pkw vor, wobei der Kunde nicht die Kosten tragen soll. Auch plant Bayern allen Ernstes Kaufanreize für moderne Dieselfahrzeuge, etwa durch Änderungen im Bereich der Pkw-Steuer. Autokäufer sollen also zur Euro-6-Technik motiviert werden. Allerdings wurde von Umwelt-Organisationen mehrfach in Tests nachgewiesen, dass auch diese Fahrzeuge wie Euro-5-Diesel auf der Straße zu viele Stickoxide ausstoßen. Elektromobilität soll dagegen nur in kleinen Nischen gefördert werden. Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, spricht von einem „Einklang zwischen Gesundheitsschutz und individueller Mobilität“, den das Paket gewährleisten soll. Dabei geht es vordergründig darum, Fahrverbote zu vermeiden und die Kunden beim Diesel zu halten.

Immerhin stehen auch Förderkonzepte für eine geregelte Flottenerneuerung auf der Tagesordnung. Neben einer Stärkung von ÖPNV und Radverkehr setzt der Freistaat auch auf die E-Mobilität – aber natürlich in Maßen: Versprochen werden u.a. ein Ausbau der Ladeinfrastruktur, Fördermittel für E-Busse und ein Förderprogramm zur Flottenumstellung städtischer Nutzfahrzeuge. Klar ist: Das schnell geschnürte Paket ist kein großer Wurf für die Mobilität der Zukunft in Bayern.

Unterdessen hat das Umweltministerium Bayern endlich das Straßenverzeichnis der Stickoxid-Belastung in München offengelegt. Das Ausmaß ist wie erwartet besorgniserregend: An 123 von 511 Hauptstraßen-Kilometern liegen die Belastungen über dem Grenzwert. 27 Kilometer weisen deutlich erhöhte, 16 Kilometer gar extrem erhöhte Werte auf. So liegt der Messwert an mehr als 50 Stellen sogar über 60 Mikogramm pro Kubikmeter.
automobilwoche.de, sueddeutsche.de, bayern.de, merkur.de (Stickoxid-Belastung)

3 Kommentare

zu „Bayern will bessere Luft – aber fast ohne Elektromobilität“
Redlin, Stefan
19.07.2017 um 21:27
Aller Orten der Tanz ums goldene Kalb namens Diesel-PKW. Einfach nur schreckliche Nachrichten. BMW, Mercedes und Audi in unheiliger Allianz mit Bundes- und Landespolitikern verspielen gerade Deutschlands Zukunft als High-Tech-Standort. Chinesische Quoten hübsch verhandeln, Stickoxide mit Software bekämpfen, die Zahl der Käufer solcher Fahrzeuge erhöhen und diese noch belohnen für ihre Abgase mit finanziellen Anreizen. Wenn dann in 2 Jahren die nächste Selbstlüge platzt, dann kommen die Werksschließungen und alle sind total überrascht. E-Mobilität meint nicht Öko, aber die Dekarbonisierung der Fortbewegung mit schönen Nebeneffekten wie Lärmschutz und CO2-Reduktion, sowie Ressourcenschonung weil weit weniger Teile verbaut sind. Ferner würden uns auch Nachbarländer in Zukunft Autos abkaufen. Schade bis selbstmörderisch, dass wir diese Chancen gerade nicht nutzen, sondern unseren automobilen Untergang heraufbeschwören.
Cornelia Knoll
20.07.2017 um 09:14
Deutschland eben.....
Martin Leitner
21.07.2017 um 13:43
"Kaufanreize für moderne Dieselfahrzeuge"könnte man auch übersetzen mit: Direkte Finanzierung der - mittlerweile als solche erkannten - Fehlinvestition in Dieseltechnologie durch den Steuerzahler.

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