Diesel-Gipfel bietet nur Placebo-Lösungen (Video)
Als Ergebnis des heutigen „Diesel-Gipfels“ gibt es wie erwartet lediglich die Zusage der deutschen Hersteller, kostenfreie Software-Updates für 5,3 Mio Dieselautos (Euro 5&6) aufzuspielen. Diese und mehr Geld für den ÖPNV sowie ein Mobilitätsfonds sollen die Stickoxid-Belastung mindern. Was klingt wie Zauberei, ist in Wahrheit eine Sinnestäuschung.
Die Luft in den Städten wird auf diese Weise nicht sauberer gemacht, sondern nur sauberer gerechnet. Schon vorab hatte die Abschlusserklärung in den Medien die Runde gemacht. Unter den 5,3 Mio Diesel-Pkw, die jetzt ein Update erhalten sollen, sind allein 2,5 Mio VW-Diesel, für die ohnehin schon Nachbesserungen angeordnet wurden. Zu den von vielen Politikern und Umweltverbänden geforderten Hardware-Nachrüstungen mit der SCR-Technologie oder größeren AdBlue-Tanks äußerte sich der Automobilverband VDA nicht. Einer wurde deutlich: „Wir halten es im Grunde genommen für ausgeschlossen, Hardware-Nachrüstungen vorzunehmen“, sagte VW-Chef Matthias Müller. „Mit der Entscheidung für reine Software-Updates, die nicht einmal verpflichtend sind, werden Fahrverbote unausweichlich“, konterte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Über die freiwilligen Updates hinaus wollen sich BMW, Daimler, Opel und Volkswagen an einem 500 Millionen Euro schweren Fonds namens „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ beteiligen. Darüber sollen Projekte finanziert werden, um den Stadtverkehr in den 28 am stärksten betroffenen Regionen in Deutschland moderner und sauberer zu machen. Bund und Autoindustrie zahlen zu gleichen Teilen in diesen Fonds ein. Das klingt zwar gut, bringt aber mangels konkreter Maßnahmen erstmal nur Schönheitspunkte ein.
Das Bundesverkehrsministerium will immerhin 250 Millionen Euro zusätzlich in den ÖPNV stecken. Damit sollen zum Beispiel Busse, Taxen und kommunale Fahrzeuge auf umweltfreundlichere Antriebe umgestellt werden.
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Ob die beschlossenen Maßnahmen ausreichen, um drohende Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten zu vermeiden, ist mehr als zweifelhaft. Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte denn auch: „Das wird aber leider nicht reichen, um die Grenzwerte in den belasteten Städten unter die gesetzlichen Vorgaben zu bringen.“ Das sieht der ADAC ähnlich: Mit Hardware-Nachrüstungen würde der Stickoxid-Ausstoß nicht nur um 25 Prozent, wie es der VDA für Software-Updates angibt, sondern um bis zu 90 Prozent gesenkt werden können, so der Autofahrer-Club.
BMW kündigt unterdessen zusätzlich eine bis Ende 2017 befristete „Umweltprämie“ von bis zu 2.000 Euro für Halter von Dieselautos (Euro 4 oder älter) an, wenn diese gegen ein E-Auto, einen Plug-in-Hybrid oder einen Euro-6-Neuwagen von BMW eingetauscht werden. Toyota will derweil das Diesel-Dilemma der Konkurrenz zur Steigerung seines Hybrid-Absatzes nutzen: Wer seinen Diesel in Zahlung gibt und dafür einen neuen Hybrid-Toyota anschafft, erhält dafür 2.000 Euro Bonus plus eine Hybridprämie von 2.000 Euro.
spiegel.de, wiwo.de, welt.de, spiegel.de, vda.de, heute.de (Kommentar), bmwgroup.com (BMW), toyota-media.de (Toyota)
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