Elektro-Knappheit bei Smart und Volkswagen
Auf den elektrischen Smart der neuen Baureihe warten Kunden inzwischen bis zu ein Jahr. Auch VW gibt zu, dass man weit mehr Elektroautos verkaufen könnte. Das ist symptomatisch für die Elektromobilität in Deutschland.
Laut Smart-Chefin Annette Winkler ist der Hersteller „mit Hochdruck dabei, die Kapazitäten hochzufahren“. Von der aktuellen Baureihe seien binnen sechs Monaten mehr Fahrzeuge verkauft worden als vom Vorgänger in den Jahren 2013 und 2014 zusammen. „Der Anstieg in der Nachfrage entwickelt sich viel stärker und noch schneller, als wir das hätten erwarten und mit unseren Lieferanten planen können“, sagte Winkler der „Automobilwoche“. Ab 2020 soll Smart zur reinen Elektro-Marke werden. Auch in China soll der elektrische Stadtflitzer so schnell wie möglich produziert und angeboten werden.
Bei VW gibt es ebenfalls Versorgungsengpässe, die die Produktion von Elektroautos bremsen: „Wir könnten heute schon deutlich mehr E-Golf oder E-Up verkaufen als wir derzeit in der Lage sind“, sagte VW-Markenchef Herbert Diess. Bereits im Dezember hatte der deutsche Autobauer daher eine zweite Schicht in der Gläsernen Manufaktur ab März dieses Jahres angekündigt. Die entsprechenden Umbauarbeiten laufen auf Hochtouren.
Die aktuellen Beispiele aus Deutschland beweisen einmal mehr, was Experten schon lange kritisieren: Bei der Elektromobilität hapert es nicht an der Nachfrage der Kunden, sondern am Angebot der Hersteller. Daimler und Volkswagen haben schlicht mit zu geringen Stückzahlen geplant.
Auch die südkoreanische Hersteller-Allianz Hyundai-Kia hat die Produktionsziele für die 2018 startenden Elektro-Versionen des Hyundai Kona und Kia Niro gegenüber den bisherigen Plänen erneut erhöht. Der jüngste Schritt von Hyundai-Kia zur Steigerung der Jahresproduktion war größtenteils auf den Lerneffekt des derzeitigen Ioniq Elektro zurückzuführen. Man habe die Nachfrage nach dem rein elektrischen Ioniq unterschätzt, gab Hyundai-Deutschland-Chef Markus Schrick kürzlich zu.
Dabei kennt der Markt derzeit nur eine Richtung: Laut einer CAM-Studie gab es im vergangenen Jahr eine starke Belebung der eMobility-Verkäufe. Der Marktanteil konnte hierzulande von 0,8 Prozent im Jahr 2016 auf nun 1,6 Prozent im Jahr 2017 verdoppelt werden. Nicht zuletzt hatten auch die Umtauschprämien etlicher Hersteller ihren Anteil an der deutlich gestiegenen Stromer-Nachfrage. Da es vergleichbare Nachschub-Probleme bei Herstellern wie Renault und BMW nicht gibt, bleibt abschließend festzustellen, dass man in Stuttgart und Wolfsburg eigentlich nicht von Versorgungsengpässen oder Lieferengpässen sprechen kann, sondern nur von zu geringen Produktionsmengen.
automobilwoche.de (Smart), heise.de (VW)
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