Šefčovič: „Brauchen mehr als zehn Gigafactories in Europa.“
EU-Energiekommissar Maroš Šefčovič hat mit drastischen Worten den Batteriebedarf in Europa skizziert – und eine gemeinsame Kraftanstrengung angemahnt. Laut „Handelsblatt“ kommt dieser Appell nicht nur bei EU-Unternehmen an, auch Anbieter aus Asien wittern ihre Chance.
Šefčovič geht davon aus, dass mehr als zehn Gigafactories in der EU nötig sind, um den erwarteten Bedarf an Batteriezellen von 200 GWh im Jahr 2025 zu befriedigen. Er fordert von Autoherstellern und Zulieferern deshalb mehr Elan, um in Europa Zellfabriken aufzubauen, und sieht für Energiespeicher einen Markt von 250 Mrd Euro.
Am 23. Februar will die EU-Kommission eine Strategie zum Aufbau einer europäischen Batterie-Allianz vorschlagen. Anfang Mai soll dann ein Aktionsplan folgen, der dezidiert aufführen soll, welche Maßnahmen aus EU-Töpfen finanziert werden. Für die neue Haushaltsperiode ab 2021 sind aber schon jetzt höhere Förderausgaben für die Forschung avisiert.
Dem oben genannten Bericht zufolge klingt das auch für außereuropäische Anbieter verlockend: Mehrere Zell-Produzenten aus Südkorea, China und auch den USA hätten in den vergangenen Wochen Interesse angemeldet, eine Fertigung in Europa aufzubauen. Dahinter stehe offenbar das Kalkül, die eigene Produktion mithilfe von Subventionen global breiter aufzustellen.
Das lässt aufhorchen, vor allem weil einige deutsche Einkaufsmanager und Akku-Hersteller ohnehin schon sensibilisiert sind: Mehrere führende Köpfe warnten erst vor wenigen Tagen vor einer drohenden Batteriezellen-Knappheit in Europa und äußerten in diesem Kontext, dass sie zunehmend zu spüren bekämen, dass die Produktion von Batteriezellen in der Hand weniger asiatischer Firmen liege. Diese würden ihre Marktmacht mit Lieferstopps für kleinere Abnehmer längst missbrauchen.
Gegenwehr formiert sich nur zögerlich: Seit Oktober schmieden europäische Akteure aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft an einer europaweiten Batterie-Allianz. Ausgangspunkt dieser Entwicklung war ein von Šefčovič initiierter „Batteriegipfel“ in Brüssel, dessen Teilnehmer sich immerhin auf die Erstellung eines Plans für den Aufbau einer Wertschöpfungskette für Batteriezellen in der EU verständigten. Hoffnung auf eine beträchtliche Förderung macht sich unter anderem die deutsche TerraE Holding, ein Konsortium, das sich an heimischer Batteriezellproduktion versuchen will. Insgesamt ist die Rede von bis zu 2,2 Mrd Euro, die die EU zur Förderung einer europäischen Batterieproduktion in die Hand nehmen könnte.
Bereits im Januar sind auch erste skeptische Stimmen laut geworden. Mehrere Industrievertreter bezweifeln offenbar, dass sich Investitionen in eine groß angelegte Batteriezellfertigung rechnen. So könnte das als großer Wurf gestartete Vorhaben einer Gigafabrik doch um einige Nummern kleiner ausfallen. Gewissheit wird wohl erst die Präsentation der ausgearbeiteten Vorschläge am 23. Februar bringen.
spiegel.de, faz.net, handelsblatt.com (Bezahlschranke), euractiv.com
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