Bosch entscheidet sich gegen Einstieg in Zellproduktion

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Bosch hatte die Erwartungen bereits im Vorfeld gedämpft, nun ist die Entscheidung endgültig gefallen: Der deutsche Zulieferer steigt nicht in die Fertigung von Batteriezellen ein, sondern wird diese auch weiterhin zukaufen.

Bereits vor wenigen Wochen hatte sich Konzernchef Volkmar Denner vor Journalisten vor allem als Bedenkenträger in Szene gesetzt. Er ließ Zweifel laut werden, dass sich das Geschäftsfeld jemals rechnen würde, und betonte, dass die Bosch-Batterien heute schon sehr gut seien – obwohl man die Zellen dazu in Asien zukaufe. Immer wieder hieß es aus der Konzern-Zentrale, dass ein Einstieg in die Zellfertigung mit einer angestrebten Kapazität von etwa 200 GWh rund 20 Milliarden Euro verschlingen würde.

Auf dieses Rechenexempel kommt nun auch Rolf Bulander, Geschäftsführer vom Konzernbereich Mobility-Solutions, wieder zurück, dem heute die alles andere als beneidenswerte Aufgabe zugekommen ist, die Botschaft von Boschs Abschied von jeglichen Zellfertigungspläne zu überbringen. Die reine Zellfertigung sei nicht ausschlaggebend, argumentierte er in Stuttgart vor Journalisten. Bosch gehe davon aus, dass die Batteriezelle zu einem standardisierten Massenprodukt werde, das man verstehen, aber nicht zwingend selbst produzieren müsse. Darum werde Bosch zwar an der Produktion von Batteriesystemen festhalten, aber keine Zellen liefern.

Nach Bulanders Darstellung konnte sich die Führungsriege bei der strategischen Richtungsentscheidung für die nächsten zwei Jahrzehnte – und um nichts Geringeres sei es gegangen – nicht zu der größten Investition in der Firmengeschichte durchringen. Folglich bleibt Bosch auf bekanntem Terrain: „Bosch wird auch in Zukunft Zellen zukaufen und diese dann veredeln“, heißt es.

Die „Automobilwoche“ berichtet derweil, dass Bosch nicht nur von potenziellen Fertigungsplänen Abstand nimmt, sondern sich komplett aus der Batteriezellforschung zurückziehen wird. Das 2015 eingegliederte Start-up Seeo soll demnach trotz vielversprechender Ansätze bei der Festkörperzelle verkauft werden. Auch ein in der Akkuforschung aktives Gemeinschaftsunternehmen mit GS Yuasa soll nicht weiter fortgeführt werden.

Statt Forschung und Zellfertigung will der Zulieferer die Kompetenzen zur Produktion von Batteriesystemen ausbauen: So plant Bosch etwa ein Kompetenzzentrum mit mehreren Hundert Mitarbeitern. Damit unterstreicht der Konzern nach Bulanders Angaben seinen Führungsanspruch bei der Elektromobilität. Bis spätestens 2020 wolle Bosch Marktführer im Massenmarkt sein. Man wolle „Schlüsselkomponenten wie Elektromotor, Leistungselektronik und Batteriesysteme“ herstellen. Vor der Batteriezelle, die streng genommen erst die Saat der elektrischen Mobilität legt, haben die Schwaben zu viel German Angst.
handelsblatt.com, automobilwoche.de, diepresse.com, bosch-presse.de

1 Kommentar

zu „Bosch entscheidet sich gegen Einstieg in Zellproduktion“
Max
01.03.2018 um 08:43
"Vor der Batteriezelle, die streng genommen erst die Saat der elektrischen Mobilität legt, haben die Schwaben (offenbar) zu viel German Angst."Woraus genau schließen Sie das? Ich stelle die Gegenthese auf: "Bosch hat offenbar erkannt, dass Batteriezellen ein Hightech-Commodity-Produkt wie z. B. Solarzellen sind, die sich nur bei niedrigen Energiepreisen fertigen lassen und dass der Know-how-Vorsprung der Asiaten bei diesem margenschwachen Geschäft bereits zu groß ist."

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