Was die Wachablösung bei VW für die E-Mobilität bedeutet

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Der frühere BMW-Vorstand Dr. Herbert Diess löst Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller ab. Das steht seit heute Abend endgültig fest. Zugleich werden neue Markengruppen eingeführt und die Nutzfahrzeug-Sparte an die Börse gebracht. Interessant: Diess verantwortet auch Entwicklung und Forschung.

Das kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass der neue CEO die Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrzeuge zur Chefsache machen will. Allerdings wird Diess gut beschäftigt sein, soll er doch neben dem Konzern und der wichtigsten Marke Volkswagen auch noch Seat und Škoda lenken. Damit wird der neue VW-Vorstandschef noch mächtiger als gedacht.

Wenn Herbert Diess, der sich schon zu BMW-Zeiten als Förderer der Elektromobilität hervortat, das Thema weiter so energisch anschiebt wie zuletzt, kann Volkswagen sich tatsächlich Hoffnungen machen, zum eMobility-Marktführer aufzusteigen. Immerhin will VW bis Ende 2022 schon an 16 Standorten weltweit Batterie-elektrische Fahrzeuge produzieren. „In einer Phase fundamentaler Umbrüche kommt es darauf an, dass Volkswagen Tempo aufnimmt und deutliche Akzente auf den Gebieten der Elektromobilität, der Digitalisierung des Autos und des Verkehrs sowie neuer Mobilitätsdienste setzt“, macht Diess klar.

Auch spannend ist die Berufung des amtierenden Porsche-Chefs Oliver Blume in den Konzernvorstand: Er soll als Verantwortlicher die Produktion in den Fabriken der zwölf Marken überblicken. Da Blume ebenso wie Diess viel von der Elektrifizierung hält und Porsche derzeit proaktiv auf Zukunft trimmt, wird er gewiss ein Auge darauf haben, dass alle Marken im großen VW-Reich die Elektromobilität ernst genug nehmen.

Am Rande sei noch erwähnt, dass Ex-Betriebsratssprecher Gunnar Kilian neuer Personalvorstand werden soll. Er muss den Volkswagen-Mitarbeitern die Angst vor der Zukunft nehmen. Der Abgesang auf Audi-Chef Rupert Stadler dagegen war verfrüht: Er soll im Konzern den Vertrieb steuern. Dort mangelte es bislang hier und dort an Fachkompetenz und dem schlichten Willen, Elektro-Fahrzeuge zu verkaufen. Das allerdings wird mit der elektrischen Modell-Offensive gewiss ein Ende finden.

Alles in allem drehen sich derzeit viele kleine und große Räder zwischen Wolfsburg, Zuffenhausen, Ingolstadt und München. Da passt es auch ins Bild, dass Volkswagen Truck & Bus am Tag des Führungswechsels eine Kooperation mit der Toyota-Nutzfahrzeug-Tochter Hino Motors gemeldet hat. Beide Firmen wollen auch im Bereich Hybrid- und Elektroantriebe gemeinsame Sache machen. Außerdem bündelt VW seine Batterie-Kompetenz in Braunschweig. Das dortige Werk soll die Entwicklung und Fertigung von Batteriesystemen für die MEB-Plattform des Konzerns übernehmen – eine zentrale und gewichtige Aufgabe. Es bleibt zu hoffen, dass Elektro-Freund Diess bei all dem Wandel nicht den Überblick verliert. Er hat keine andere Wahl, als Volkswagen erfolgreich ins Elektro-Zeitalter zu führen. Zuzutrauen ist dem ehrgeizigen Produktioner das allemal. Bei Tesla in Kalifornien und Toyota in Japan können sie sich schon mal warm anziehen.
sueddeutsche.de, faz.net, volkswagen-media-services.com (Mitteilung zum Umbau)

3 Kommentare

zu „Was die Wachablösung bei VW für die E-Mobilität bedeutet“
Jakob
13.04.2018 um 10:17
Was soll denn der letzte Satz? Teslas Ziel war es immer, die anderen Autobauer dazu zu bringen, ebenfalls BEVs zu bauen. Das Ziel wird offenbar Realität.
Icke
13.04.2018 um 12:04
Na endlich. Viel Glück Herr Dr.Diess. Und seinen Mitstreitern Glückwunsch.So macht man das.
Martin Leitner
17.04.2018 um 08:50
Der Weckruf - vielleicht sollte man besser sagen die inzwischen unüberhörbaren Alarmsirenen - scheint nun endlich auch zu den großen Aktionärsfamilien von Porsche/VW durchgedrungen zu sein. Seit dem Dieselskandal hatte man viel angekündigt, aber offensichtlich nicht an der Umsetzung gearbeitet (sonst wären, wie bei Daimler, bereits Nachrichten von Wintererprobungen aufgekommen). Wenn es diesmal ernst genommen wird, könnte man das Ruder gerade noch herumreißen; dem Nokia-Schicksal entgehen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der raschestmögliche Bau einer Handvoll europäischer Batteriewerke in der Größenordnung der Gigafactory.

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