Tesla: Musk erhöht Druck auf Mitarbeiter und Zulieferer
Tesla-Chef Elon Musk hat in einer durchgesickerten internen E-Mail an seine Mitarbeiter nicht nur die internen Produktionsziele für das Model 3 hochgeschraubt, sondern auch den Druck auf Mitarbeiter und Zulieferer erhöht, um die Qualität deutlich zu verbessern.
Demnach diente die jüngste Unterbrechung der Fertigung dazu, durch Upgrades der Produktionslinien die Stückzahlen von derzeit 2.000 pro Woche im Mai auf 3.000 bis 4.000 Model 3 pro Woche zu steigern.
Bis Ende Juni werden 6.000 Fahrzeuge wöchentlich angestrebt, um unter ausreichender Berücksichtigung einer Fehlerspanne das zuvor öffentlich angekündigte Ziel von 5.000 Model 3 pro Woche zu erreichen. In diesem Zusammenhang soll das Model 3 bald rund um die Uhr gefertigt werden. 400 zusätzliche Arbeiter pro Woche kalkuliert Musk dazu ein.
Erst Anfang des Monats hatte der CEO die Model-3-Fertigung zur Chefsache gemacht und die Rolle des Produktionschefs selbst übernommen. In der bemerkenswerten E-Mail erhöht Musk nun auch den Druck auf Zulieferer sowie die eigenen Mitarbeiter. Jede Abteilung und jede Zulieferfirma, die mit der Produktionssteigerung überfordert sei, bräuchte eine „sehr gute Erklärung“ und einen „Plan zur Lösung des Problems“. Zulieferern, die es binnen dieser Woche nicht schaffen, Teslas „Exzellenz-Anforderungen“ zu erfüllen, würde am Montag gekündigt, heißt es weiter. Zudem kündigt der Tesla-Chef an, alle Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen, um die angestrebte Profitabilität zu erreichen.
Erst gestern wurde bekannt, dass Tesla die Produktion des Model 3 erneut für vier bis fünf Tage unterbrochen hat, um die Automation zu verbessern. Bereits im Februar war die Produktion des Model 3 im Tesla-Werk Fremont für einige Tage ausgesetzt worden. Laut „Buzzfeed“ sind die Mitarbeiter des Werks erst extrem kurzfristig vom Fertigungsstopp benachrichtigt worden. Sie müssen demnach Urlaubstage abbauen oder unbezahlten Urlaub nehmen.
Medienberichten zufolge ist Tesla-CEO Elon Musk inzwischen der Meinung, dass der hohe Automatisierungsgrad bei der Produktion sehr problembehaftet ist. Dem US-Sender CBS gegenüber äußerte Musk dieser Tage, dass Roboter die Fertigung in einigen Fällen verlangsamt hätten. Auf Twitter legte er später noch nach: „Ja, die übertriebene Automatisierung bei Tesla war ein Fehler. Um genau zu sein, mein Fehler. Menschen sind unterbewertet.“ Diese Erkenntnis wird man bei den etablierten Autoherstellern gewiss mit einiger Genugtuung aufnehmen. In der Branche wurde die Machbarkeit der hohen Automatisierung bei Tesla stets angezweifelt.
Im ersten Quartal dieses Jahres baute Tesla 9.766 Model 3 – Tendenz stark steigend. In der letzten März-Woche sind 2.020 Model 3 vom Band gerollt. Das Produktionsziel hat der Autobauer damit zwar verfehlt, aber die Fertigung nimmt nach dem stockenden Anfang mit nur 1.542 Exemplaren im ganzen Jahr 2017 nun merklich Fahrt auf.
handelsblatt.com, electrek.co (Ausschnitte aus der E-Mail im Wortlaut)
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