VW prüft offenbar eigene Batteriezellenfertigung
Setzt bei Volkswagen unter dem neuen Konzernchef Herbert Diess ein Umsteuern in Bezug auf eine eigene Zellproduktion ein? Durchaus möglich, berichtet jetzt die „WirtschaftsWoche“. Der Konzern prüfe „alle Optionen, also Eigenfertigung, Joint Ventures oder auch den Zukauf von Firmen“, zitiert die WiWo einen Unternehmenssprecher.
Zudem spricht sich Bernd Althusmann, niedersächsischer Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat, dafür aus, dass Niedersachsen „nicht nur Forschungsstandort, sondern auch Fertigungsstandort werden“ sollte.
Kürzlich hatte auch die “Automobilwoche” unter Berufung auf namentlich nicht genannte VW-Manager berichtet, Volkswagen könnte beim geplanten Pilotprojekt zur Produktion von Batteriezellen in Salzgitter unter Diess “ein größeres Rad drehen als bisher gedacht”. Das VW-Werk in Braunschweig hingegen erhielt den Zuschlag, die Entwicklung und Fertigung von Batteriesystemen für die MEB-Plattform des Konzerns voranzutreiben. VW selbst spricht von einer Bündelung der Batteriesystem-Kompetenz für ganz Europa am Standort Braunschweig.
Der kürzlich abgelöste VW-Chef Matthias Müller hatte dagegen kürzlich noch davon gesprochen, dass es weiterhin keine Pläne geben würde, in eine Serienproduktion von Batteriezellen einzusteigen. „Das ist nicht unsere Kernkompetenz, das können andere besser“, sagte Müller. Eine Sicht, die offenbar nicht jeder im VW-Management geteilt hat. Der neue Konzernchef Herbert Diess jedenfalls plädierte schon als Markenvorstand dafür, dass eigene Batteriezellfabriken gebaut werden: „Ich bin der Meinung, wir brauchen eine Batteriefertigung in Deutschland. Das ist die Kerntechnologie der Elektromobilität.“
Bekannt wurde kürzlich auch, dass Volkswagen in China CATL als ersten Batteriezelllieferanten ausgewählt hat. Das erste rein elektrische Modell von Volkswagen, das mit CATL-Zellen ausgestattet ist, soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. VW wird beim Bezug von Batteriezellen für seine eMobility-Offensive aber nicht nur auf chinesische Zulieferer setzen, sondern hat sich offenbar auch mit den beiden Branchengrößen LG Chem und Samsung SDI aus Südkorea geeinigt.
Im Reich der Mitte haben es koreanische Batteriehersteller bekanntlich schwer. Sie profitieren in China nicht von den dortigen Subventionen für E-Autos. Stichwort: Protektionismus. Es verwundert daher nur wenig, dass diese sich nun den europäischen Markt zur Brust nehmen wollen und für VW dementsprechend in Europa Batterien liefern werden. Erst vor wenigen Tagen kam auch der chinesische Batteriehersteller Lishen ins Gespräch. Dieser verhandelt nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters mit den deutschen Autokonzernen Volkswagen und Daimler, um diese mit Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos zu versorgen.
Update 01.08.2018: Volkswagen prüft laut Konzernchef Herbert Diess, ab 2024 oder 2025 eine eigene Massenproduktion von Feststoff-Batteriezellen für E-Autos zu starten, wahrscheinlich in Europa, unter den „richtigen Bedingungen“ möglicherweise sogar in Deutschland. „Wir dürfen uns langfristig nicht von einigen asiatischen Herstellern abhängig machen“, so Diess.
wiwo.de, reuters.com (Update)
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