Tesla Model 3 profitabel / Durchbruch bei Kobalt-Anteil
Deutsche Spezialisten haben das Tesla Model 3 „seziert“ und laut „WirtschaftsWoche“ dabei herausgefunden, dass die Material- und Zulieferkosten pro Modell bei nur 18.000 Dollar liegen. Außerdem zeigte sich, dass der Kobalt-Anteil in den Zellen des Model 3 erheblich reduziert wurde. Offenbar ist Tesla der Konkurrenz weit voraus.
Das Model 3 ist noch Monate von seinem Verkaufsstart in Europa entfernt, aber deutsche Ingenieurdienstleister haben einige wenige Exemplare über den Ozean geschafft und in ihre kleinsten Einzelteile zerlegt. Eine Praxis, die in der Autoindustrie gang und gäbe ist, um über Konkurrenzmodelle und -technologien im Bilde zu sein. Aber so viel Aufwand wie in diesem Fall wird sicher nicht immer betrieben. Doch Tesla macht die deutschen Autobauer bekanntlich schon länger nervös.
Die „WirtschaftsWoche“ ist an die entsprechenden Auswertungen und Labor-Ergebnisse herangekommen – und die erregen in zweifacher Hinsicht Aufmerksamkeit: Erstens schätzen die Demontage-Spezialisten, dass dem Absatzpreis pro Model 3 in Höhe von 35.000 bis 78.000 Dollar geschätzte Material- und Zulieferkosten von 18.000 Dollar zuzüglich Produktionskosten von 10.000 Dollar gegenüber stehen. Ergo bleibt ein Gewinn übrig, der freilich umso größer ausfällt, je mehr Fahrzeuge Tesla pro Zeiteinheit vom Band bekommt. Bei den angestrebten 10.000 Stück pro Woche (derzeit sind es Schätzungen zufolge zwischen 2.000 und 4.000 pro Woche), käme laut dem Bericht von Stefan Hajek „ein erheblicher positiver Ergebnisbeitrag“ heraus. So wird jedenfalls ein Ingenieur zitiert. Das bringt die „WirtschaftsWoche“ für ihre Vorabmeldung denn auch zu jener Überschrift, die in der einen oder anderen deutschen OEM-Vorstandsetage heute gewiss für Stirnrunzeln sorgen wird: „Tesla Model 3 kann Gewinn abwerfen.“ Die vollständige Analyse nebst diversen Grafiken gibt es in voller Länge hinter der Bezahlschranke auf wiwo.de oder ab Freitag im Print-Heft.
Zweiter Aha-Effekt: Labor-Analysen haben ergeben, dass es Tesla und seinem Batterie-Partner Panasonic offenbar tatsächlich gelungen ist, den Kobalt-Anteil der Kathoden in den im Model 3 verwendeten neuen 2170er Batteriezellen extrem zu senken – konkret auf 2,8 Prozent. Als weitgehend unentbehrlich gilt bis dato ein Anteil von acht Prozent. In ihrem jüngsten Aktionärsbrief hatten die Kalifornier bereits getönt, dass die neuen Zellen „die höchste Energiedichte bieten, die je in einem Elektroauto verwendet wurde“. Erreicht worden sei dies, indem der Kobaltgehalt reduziert und der Nickelgehalt erhöht wurde, wobei eine „überlegene thermische Stabilität“ beibehalten werden konnte.
Den Laborwerten zufolge hat Tesla nicht zu viel versprochen – und das Ende der Fahnenstange ist offenbar noch nicht erreicht: Panasonic will laut aktuellen Meldungen schon “in naher Zukunft“ völlig auf den Einsatz von Kobalt verzichten. Das kündigte der für das Geschäft mit Autobatterien verantwortliche Panasonic-Manager Kenji Tamura bei einem Treffen mit Analysten an.
Tesla hat unterdessen auch seinen neuesten „Conflict Minerals Report“ veröffentlicht, in dem der Elektroauto-Hersteller seine Bemühungen für eine verantwortungsvolle Beschaffung von Mineralien darlegt. Der angestrebte Verzicht auf das vielfach nur unter schwierigen Bedingungen erhältliche Kobalt, ist Teil der Initiative. Bekanntlich liegen die mit Abstand größten Kobalt-Reserven auf dem Staatsgebiet des Kongo. Dort wird der kostbare Rohstoff nicht nur in mitunter menschenunwürdigen Verhältnissen abgebaut, das afrikanische Land behält sich auch vor, die Lizenzgebühren beliebig anzuheben.
wiwo.de (Vorabmeldung), wiwo.de (Analyse, kostenpflichtig), reuters.com, electrek.co
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