Eichrecht: S.A.F.E. plant einheitliche Ladesäulen-Software
Die Anforderungen des deutschen Eichrechts sorgen in der hiesigen Ladeinfrastruktur-Branche für eine ungewöhnliche Zusammenarbeit. Eine noch junge Initiative aus Ladeinfrastruktur-Unternehmen namens S.A.F.E. will gemeinsam eine marktweit einheitliche Transparenzsoftware für den rechtskonformen Betrieb von Ladestationen entwickeln.
Zu den ursprünglichen Initiatoren von S.A.F.E. (Software Alliance for E-mobility) gehören die Ladesäulen-Hersteller wallbe, ABL und KEBA. Schnell ins Boot geholt wurde das Software-Haus has·to·be aus Österreich. Die Partner wollen nach eigener Aussage den „Wilden Westen an deutschen Ladestationen“ beenden.
Die Betreiber von Ladestationen sind bekanntlich seit einiger Zeit angehalten, die eichrechtlichen Regelungen, gemeint sind hier die durch den Regelermittlungsausschuss (REA) festgelegten Anforderungen für die Erfassung von Messwerten, nun auch technisch umzusetzen. Die S.A.F.E.-Initiatoren wollen dazu nun die sogenannte Ende-zu-Ende Signatur anwenden, um für den Verbraucher eine transparente Abrechnung seiner Ladevorgänge zu gewährleisten. Die neue Software soll es Nutzern von Ladestationen ermöglichen, jederzeit die Korrektheit der erfassten Werte zu checken. Die Idee: Fahrer können nach Erhalt ihrer Rechnung die digital signierten Messwerte herunterladen und mittels der Transparenzsoftware überprüfen. Das Programm stellt dann fest, ob die Signatur der Messwerte mit dem öffentlichen Schlüssel der Ladestation übereinstimmt. „Damit wird sichergestellt, dass die Werte nach der Erfassung nicht manipuliert oder verfälscht wurden und die Abrechnung korrekt ausgestellt wurde“, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung.
Der Impuls für diese Initiative kam urspünglich von der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), die für das Mess- und Eichwesen zuständig ist, berichtet wallbe-Geschäftsführer Dominik Freund gegenüber electrive.net. Daraufhin habe er sich mit mehreren Vertretern anderer Ladeinfrastruktur-Hersteller am Rande einer Messe ausgetauscht. Die Entwicklung nahm dann schnell ihren Lauf. „Die Prämisse ist ein System, das für alle offen ist“, betont Freund. Sonst würden Probleme mit dem Kartellrecht drohen. Zweiter Vorteil: „Je mehr mitmachen, desto größer ist die Chance, dass sich tatsächlich ein Industrie-Standard durchsetzt.“ Außerdem müsse nicht jedes Unternehmen selbst für viel Geld eine eichrechtskonforme Abrechnungslösung entwickeln.
Der S.A.F.E.-Initiative haben sich bereits 30 Unternehmen angeschlossen. Darunter sind viele Hersteller von Ladestationen wie ABL, KEBA oder Mennekes sowie IT-Backendanbieter und Betreiber von Ladeinfrastrutur wie EWE, Stromnetz Hamburg oder Vattenfall. Mit der Entwicklung der Transparenzsoftware sind has·to·be aus Österreich und Ebee Smart Technologies aus Berlin, eine Tochter der Bender-Gruppe, beauftragt worden. Schon bis zum Herbst soll die Software zur Marktreife getrieben werden, damit „ab diesem Zeitpunkt eichrechtskonform ausgeführte Systeme einheitlich betrieben werden können“, wie es heißt. Aktuell sei die Entwicklung bereits weit fortgeschritten, so Dominik Freund.
Interessierte Unternehmen können sich bis zum 31. Juli 2018 der S.A.F.E.-Initiative weiterhin anschließen, was die Kosten für die Entwicklung (aktuell einmalig rund € 3.000 netto pro Unternehmen) für alle Beteiligten noch weiter senken soll. Interessenten können sich bei wallbe-Chef Dominik Freund oder has·to·be-Geschäftsführer Martin Klässner melden.
transparenz.software (Infos und Anmeldung), pressebox.de (Pressemitteilung)
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