Mercedes-Benz rückt Serien-eCitaro ins Rampenlicht

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Mercedes-Benz hat das Tuch von seinem lange erwarteten eCitaro gezogen und kündigt neben der Serienversion weitere Varianten an, die u.a. dank Feststoff-Akkus oder Brennstoffzelle auf Reichweiten kommen sollen, die für elektrische Stadtbusse bis dato unerreichbar sind.

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Doch der Reihe nach: Das aktuelle Modell preist Mercedes als Kombination des tausendfach bewährten Stadtbusses Citaro mit der neuesten Elektro-Technologie und einem unabhängigen Design an. Die Serienproduktion soll Ende des Jahres in Mannheim starten.

Der Antrieb des neuen eCitaro stützt sich auf die bewährte und optimierte Elektroportalachse ZF AVE 130 mit Elektromotoren an den Radnaben. Die Peakleistung der Motoren beläuft sich auf 2 x 125 kW, das Drehmoment auf 2 x 485 Nm. Dank Lithium-Ionen-Batterien von Akasol mit einer Gesamtkapazität von bis zu 243 kWh soll es der Elektrobus selbst unter widrigen Bedingungen noch auf 150 km Reichweite bringen. Im Idealfall sind laut Daimler sogar 250 km drin. Als einen Garanten für diesen Aktionsradius nennt der Autobauer das Thermomanagement an Bord, das dank energieeffizienter Wärmepumpe und Klimaanlage die Batterien auch bei extremen Temperaturen nicht zu sehr belastet. Konkret soll der Energiebedarf des eCitaro für Heizung, Lüftung und Klimatisierung um 40 Prozent niedriger liegen als beim aktuellen Citaro mit Verbrennungsmotor.

Noch ein paar Worte zur Energiespeicherung: Zur Standardausstattung des E-Busses gehören sechs Batteriemodule, die je rund 25 kWh zur Gesamtkapazität beitragen und sich im Heck und auf dem Dach befinden. Auf Kundenwunsch kann die Anzahl der Module auf bis zu zehn Stück aufgestockt werden, so ergibt sich der oben genannte Wert von 243 kWh. In dieser Version wiegt der eCitaro rund 13,5 Tonnen. Was den Ladevorgang angeht, ist standardmäßig zunächst die Aufladung via CCS im Depot vorgesehen. Künftig will Mercedes den eCitaro aber auch mit Stromabnehmer als Option zum Zwischenladen anbieten.

Optisch wird der eCitaro nach Angaben des Herstellers schon von Weitem leicht zu identifizieren sein. Dafür soll ein eigenständiges Design sorgen, das zwar auf dem Citaro aufbaut, aber Elemente der Designsprache von Mercedes-Benz‘ Future Bus Concept aufgreift. Besonders das „Gesicht“ des eCitaro soll charakteristische Züge tragen.

Neben dem Serien-eCitaro im Rampenlicht garnierte Mercedes die gestrige Präsentation in Mainz mit auffällig umfangreicher Zukunftsmusik: Mit der nächsten Lithium-Ionen-Batteriegeneration, mit der das Unternehmen ab 2020 rechnet, soll sich die Gesamtkapazität des eCitaro demnach bereits im Bereich von 330 kWh bewegen (33 kWh pro Modul) und eine garantierte Reichweite von mindestens 200 km bieten. Der Elektro-Stadtbus soll dann rund 50 Prozent aller Einsatzprofile auf der Welt abdecken können. Ebenfalls ab diesem Zeitpunkt werden laut Daimler Feststoff-Akkus soweit sein, um ebenfalls serienmäßig in das Modell verbaut zu werden. Sie sollen 400 kWh für mindestens 250 km vorhalten können. Die Kunden sollen dann zwischen Lithium-Ionen-Batterie auf NMC-Basis und dem Festkörperakku wählen können.

Außerdem planen die Stuttgarter ab 2020 den Launch einer Gelenkbus-Variante, ebenfalls mit Lithium-Ionen- oder Feststoff-Akkus zur Auswahl. Darüber hinaus soll die Brennstoffzellentechnologie dem eCitaro in Zukunft neue Reichweiten-Horizonte eröffnen. Ab 2022 will Mercedes-Benz eine Bus-Variante mit einer als Range Extender agierenden Brennstoffzelle auf den Markt bringen und so noch weit mehr als 400 km ohne Ladestopp realistisch machen.

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Till Oberwörder, Chef von Daimler Buses, erklärt diese ungewöhnlich zukunftsgerichtete Präsentation damit, dass man Kommunen frühzeitig Planungssicherheit geben wolle: „Wir zeigen unseren Kunden heute, was wir für die Zukunft planen. Für uns ist es entscheidend, dass sie wissen, dass sie mit uns langfristige Pläne für den Umstieg auf Elektromobilität schmieden können.“

Aufträge von großen Verkehrsbetrieben liegen Daimler längst vor – u.a. von der Hamburger Hochbahn, den Berliner Verkehrsbetrieben, und dem Rhein-Neckar-Verkehr. Bei Letzterem ist ab Ende des Jahres eine so genannte Kunden-orientierte Testphase geplant. Die beiden ÖPNV-Betreiber in Hamburg und Berlin haben zusammen bereits 35 Modelle geordert.

Martin Daum, Vorstandsmitglied der Daimler AG und verantwortlich für Daimler Trucks & Buses, nimmt unterdessen noch mal Stellung zu dem oft wiederholten Vorwurf, Daimler habe den Aufschwung der Elektromobilität verschlafen und das Feld viel zu lange chinesischen Konkurrenten überlassen: „Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir wertvolles Know-how aufgebaut und sind Schritt für Schritt vorgegangen“, sagte er bei der Präsentation in Mainz. „Eines war uns immer klar: Seriosität kommt vor Geschwindigkeit. Wir wollen Elektro-Nutzfahrzeuge, die unter allen Bedingungen zuverlässig funktionieren – zum Beispiel in allen Außentemperatur, in jedem Verkehrsaufkommen und auf jeder Topographie.“ Dieser verbale Giftpfeil hatte wohl die chinesischen Hersteller zum Ziel, die mit ihren Elektrobussen bekanntlich nach Europa streben – mitunter aber an den hiesigen Anforderungen scheitern. An seinen Ambitionen ließ Martin Daum keinen Zweifel: „Wir wollen der weltgrößte Hersteller elektrischer Lkw und Busse werden“, sagte der Nutzfahrzeug-Chef und versicherte: „Wir machen hinter Elektromobilität kein Fragezeichen mehr, sondern ein fettes Ausrufezeichen.“

Parallel zur im Herbst anlaufenden Serienproduktion des eCitaro kündigt die Bussparte von Mercedes-Benz bis 2020 nochmals Investitionen von rund 200 Mio Euro an. Die Mittel sollen zur Entwicklung von Zukunftsthemen wie Vernetzung, automatisiertes Fahren, Sharing-Services und elektrische Antriebe eingesetzt werden.

Update 30.07.2018: Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) wird als erster Verkehrs­betrieb den künftigen Mercedes‑Benz eCitaro Gelenkbus sowie den eCitaro Gelenkbus mit Brennstoffzelle als Range Extender im Praxiseinsatz erproben.
media.daimler.com, media.daimler.com (Update)

4 Kommentare

zu „Mercedes-Benz rückt Serien-eCitaro ins Rampenlicht“
Volker Paetzold-Sornig
10.07.2018 um 13:47
2020 Feststoff-Akkus ich darf mal herzhaft lachen. Toyota , Nissan und Akku Produzenten gehen von 2025-30 aus.!
Martin Leitner
11.07.2018 um 09:50
Für 2020 hatte Bosch vor ein paar Jahren genau das versprochen, nur leider inzwischen alles abgeblasen. Hinhaltetaktik der potentiellen Kunden: Wir tun eh was; nur noch ein bisserl Geduld - und ja nicht inzwischen beim Konkurrenten kaufen...
Foersom
11.07.2018 um 08:16
Einige Elektrobusse verwenden 600 V System. Welcher Spannungspegel ist die Batterie / Motoren bei ECitaro? ~400? ~600? ~800 Volt?Was ist das ECitaro max kW-Laden durch CCS?
Icke
11.07.2018 um 09:10
Na endlich.

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