China & Japan formen gemeinsam neuen HPC-Ladestandard
China und Japan wollen einen gemeinsamen Ladestandard für ultraschnelles Laden von Elektrofahrzeugen mit mehr als 500 kW entwickeln, meldet die „FAZ“. Das ist ein Frontalangriff auf CCS. Eine entsprechende Absichtserklärung soll bereits am 28. August unterzeichnet werden.
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Sowohl die japanische als auch die chinesische Regierung unterstützen diese Brancheninitiative der Industrieverbände CHAdeMO Association und China Electricity Council (CEC) ausdrücklich. Das Vorhaben soll den Weg zu einer einheitlichen harmonisierten Norm beider Länder ebnen. Bis 2020 soll das System fertig sein. Damit würde der Kampf um die Vorherrschaft im globalen Wettbewerb um den Lade- und Steckerstandard ein ganz neues Niveau erreichen.
Während in Europa, Nord-Amerika und einigen anderen Ländern das Combined Charging System (CCS) als Schnellladestandard definiert wurde, setzt Japan bisher auf CHAdeMO und China auf den eigenen GB/-Standard. Tesla hingegen hat sich für eine eigenen Variante entschieden. Eigens für den chinesischen Markt bauen die Kalifornier jedoch eine zusätzliche GB/T-Ladebuchse in die Stromer ein.
Die Allianz zwischen China und Japan hat es in sich und ist als deutliche Kampfansage an die Europäer zu verstehen. Das CCS-Lager, organisiert in der Charging Interface Initiative (CharIN), hatte sich zuletzt Hoffnungen gemacht, seinen Standard auch im asiatischen Raum zu etablieren. Insbesondere Indien als gigantischer Zukunftsmarkt für Elektromobilität und in Sachen DC-Standard noch unentschlossen, rückte in den Fokus des Vereins. Der gebündelte Gegenwind aus China und Japan wird bei diesen Bemühungen sicher nicht helfen.
Es geht bei der Standardisierung natürlich nicht nur um die Form des Steckers, sondern auch um die Protokolle bei der Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladestation. Eine nicht ganz unwichtige Nachricht ist deshalb aus der Ankündigung der CHAdeMO-Association herauszulesen: Die gemeinsame Entwicklung des Ladestandards für ultraschnelles Laden soll auch abwärtskompatibel zu den bestehenden CHAdeMO- und GB/T-Standards sein. Elektroauto-Fahrer der ersten Stunde dürfte dies sicherlich freuen.
Die CHAdeMO Association gab erst im Juni die angekündigte Protokoll-Version CHAdeMO 2.0 für ihre Mitglieder frei, die auf Ladeleistungen von bis zu 400 kW ausgelegt ist und das Laden mit bis zu 1.000 Volt mit flüssigkeitsgekühlten Kabeln bei unveränderter Steckerform oder über Stromabnehmer ermöglichen soll. CHAdeMO 2.0 ebnet damit auch den Weg für die Schnellladung großer E-Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse, was elementar für den Infrastruktur-Ausbau ist. China plant darüber hinaus ein Upgrade seines Schnellladestandards GB/T, gegen den selbst die für CCS bereits definierten 350 kW und die für CHAdeMO angekündigten 400 kW Ladeleistung blass aussehen. Nicht weniger als 900 kW soll das System verarbeiten können. China zielt mit der Weiterentwicklung klar auf den stark wachsenden Elektro-Nutzfahrzeug-Sektor, bei dem etwa für die Beladung von Bussen oder Lkw in sehr kurzer Zeit sehr viel Energie in sehr große Akkus fließen muss.
Update 28.08.2018: Die CHAdeMO Association und das China Electricity Council (CEC) haben nun offiziell eine Vereinbarung zur Entwicklung eines gemeinsamen Schnellladestandards unterzeichnet.
Update 06.11.2018: Ende Oktober nahm die CHAdeMO Association zusammen mit dem China Electricity Council am Japan-China Forum in Peking teil. Vor über 1.000 Regierungsvertretern und Führungskräften aus der Wirtschaft wurde ein Überblick und die Ziele des Abkommens verdeutlicht. Mit der Unterstützung beider Regierungen sei ein Ziel, den neuen Standard auch in Drittstaaten zu etablieren.
chademo.com, faz.net, chademo.com (Update I), chademo.com (Update II)
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