Volkswagen stellt MEB-Plattform und Wallbox vor

Volkswagen gewährt im Zuge der heute gestarteten Kampagne „Electric for all“ Einblicke in den MEB-Baukasten. Außerdem präsentieren die Wolfsburger in der Gläsernen Manufaktur in Dresden einen Prototyp der „Volks-Wallbox“ für das heimische Laden seiner E-Autos. Die unausgesprochene Botschaft lautet: Die Elektrifizierung der Massenmobilität kann bei Volkswagen bald beginnen.

Elektro-Baureihen-Chef Christian Senger gab in Dresden die Richtung vor: „Wir produzieren nicht für Millionäre, sondern für Millionen.“ Soll heißen: Wir machen es günstig und in großer Stückzahl. Den Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) bezeichnet Volkswagen denn auch als wirtschaftliches und technologisches Rückgrat der anstehenden Elektro-Offensive, für die das Unternehmen nun auch ein neues Zwischenziel angekündigt hat: Bis Ende 2022 werde weltweit die Produktion von 27 MEB-Fahrzeugen für Konzernmarken starten. 80 elektrifizierte Modelle sind bekanntlich laut der vor einem Jahr erfolgten Präsentation der „Roadmap E“ bis 2025 geplant, darunter 50 reine Stromer. Damit ist der MEB praktisch die Grundlage für die Industrialisierung der Elektromobilität im Konzern. Das Besondere: MEB-Fahrzeuge sollen sowohl in reinen Elektro-Werken wie Zwickau als auch in anderen Fabriken in Mischproduktion mit Verbrennern gebaut werden können. Deshalb hat man sich gegen Aluminium und für Stahl entschieden.

Basis für die Volumenproduktion

Die MEB-Plattform stellt Volkswagens eigens für E-Autos konzipierten fahrbaren Unterbau dar. Das Chassis mit unterschiedlichen Radständen verfügt über eine flache Batterie, die im Boden verbaut ist, über den E-Antrieb, die Leistungselektronik, die Hochvolt-Verkabelung und das Ladegerät. Grundsätzlich können zwei E-Maschinen verbaut werden, vorne und hinten. Welche Optionen der Kunde in den einzelnen Modellen bestellt, bleibt ihm freilich selbst überlassen. Beim Stromspeicher bleibt Volkswagen ebenfalls flexibel: Der Baukasten kann sowohl Module mit Pouch- oder Rundzellen, als auch prismatischen Zellen aufnehmen. „Damit stellen wir uns im Hinblick auf die Zulieferer und die künftige Batterieentwicklung möglichst breit auf“, sagte Christan Senger, Baureihenchef der Elektrofahrzeuge und zuständig für den MEB, im Gespräch mit electrive.net. Das reduziert freilich auch die Abhängigkeit von einzelnen Zellproduzenten. Der MEB, sagte uns Senger, sei technisch fertig entwickelt und befinde sich aktuell in der Reifeerprobung.

E-Mobilitäts-Vorstand Thomas Ulbrich unterstreicht die Bedeutung der neuen Plattform für die künftige Entwicklung: „Wir werden das E-Auto populär machen und möglichst viele Menschen dafür begeistern. Der MEB ist eines der wichtigsten Projekte in der Geschichte von Volkswagen – ein Technologiesprung wie vom Käfer zum Golf.“

Bis zu 550 km Reichweite nach WLTP

Die 400-Volt-Architektur erlaubt freilich auch das beschleunigte DC-Laden. Hierbei wird Volkswagen mit maximal 125 kW DC-Leistung als Zusatzoption an den Markt gehen, wodurch binnen 30 Minuten auf 80 Prozent geladen werden kann. Wer das nicht braucht, kann standardmäßig auch mit 50 kW bestellen. Das leistungsfähige Batteriesystem, das unternehmensintern entwickelt wurde, ist skalierbar. Durch seinen modularen Aufbau und sein Multi-Zell-Format soll es in kleinere ebenso wie in größere Modelle verbaut werden können. Volkswagen gab in Dresden mögliche WLTP-Reichweiten zwischen 330 und über 550 Kilometern an.

Erstes Serienfahrzeug auf MEB-Basis wird der Volkswagen I.D., der ab Ende 2019 in Zwickau vom Band laufen wird. An der Entwicklung und Produktion sind u.a. die Werke in Braunschweig, Salzgitter und Kassel beteiligt. An diesen drei Standorten investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben 1,3 von insgesamt sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität.

Volks-Wallbox in mehreren Varianten

Als weiteres Puzzleteil seiner E-Offensive hat Volkswagen in Dresden zudem den Design-Prototyp der „Volks-Wallbox“ vorgestellt. Sie soll das Zuhause als „erschwingliches Heimgerät“ zur bevorzugten Ladezone machen. Volkswagen strebt an, die Wallbox in zwei Versionen anzubieten. Neben einer „dummen“ Basisausführung mit 11 kW für rund 300 Euro soll es eine „Comfort Wallbox“ mit intelligenten Serviceangeboten wie etwa Abrechnungsmöglichkeiten für rund 500 Euro geben. Produziert wird die „Volks-Wallbox“ von verschiedenen Partnern für verschiedene Märkte und auch von Volkswagen selbst. Hinzu kommt etwa 2021 eine High-End-Version mit zusätzlicher V2G-Funktionalität. Dieses bidirektionale Ladegerät arbeitet dann freilich mit Gleichstrom, soll mit den Wechselrichtern von Solaranlagen kommunizieren können und so die Batterie von MEB-Fahrzeugen als mobilen Stromspeicher nutzbar machen. Alle Funktionalitäten des Ladens sollen über eine Smartphone-App namens WeCharge gesteuert werden können.

volkswagen-ladestation-charging-station-wallbox

Man darf gespannt sein, wie Volkswagen der Hochlauf der Elektro-Produktion gelingt. Und wie sich der erste MEB-Stromer dann in der Praxis auf der Straße schlägt. Die Zeit scheint jedenfalls reif zu sein. Und wie man in Dresden zwischen den Zeilen lesen konnte, denken die Wolfsburger längst weiter. So läuft bereits die Evaluierung für die weitere Batterieentwicklung und -beschaffung. Das wichtigste Bauteil für die Elektrifizierung von Millionen muss schließlich irgendwoher kommen.
volkswagen-newsroom.com

11 Kommentare

zu „Volkswagen stellt MEB-Plattform und Wallbox vor“
Volsor
17.09.2018 um 14:21
Wir machen das E-Auto Populär.
Felix
17.09.2018 um 20:05
Okay, ein großer fetter Kühler an der Front. Dementsprechend werden sämtliche auf diesem System basierende Fahrzeuge über einen Kühlergrill mit entsprechend hohen Luftwiderständen und Verbräuchen haben. Begeistert mich schon mal nicht. Aber es sind ja noch ein paar Jahre Zeit :)
Max
18.09.2018 um 16:08
Ist der Luftwiderstandsbeiwert durch einen "Höcker" als Fronthaube wirklich signifikant höher als das Modell "Keil"?
JBu
18.09.2018 um 12:41
Der Grill hat keine optischen Gründe sondern ist aufgrund der strikten Fußgängerschutz-Regularieren schlicht notwendig.Dies ist der Hauptgrund, warum so ziemlich alle Autos heute mit deutlich bulligeren Fronten ausgestattet sind - selbst der einst schön runde MINI.Da kann man nichts machen
EVPaddy
18.09.2018 um 01:29
schon mal geschaut, so klein ist der bei nem Tesla auch nicht. Und wenn man Vollgasfest sein möchte, dürfte er wohl noch etwas grösser sein.
Andreas-Michael Reinhardt
18.09.2018 um 07:24
Endlich. Erfreulich.Elektrofahrzeuge.... Auch bei Volkswagen geht die Elektromobilität auf breitester Basis jetzt los.Bemerkenswert sind neben dem 'MEB auch die Einlassungen zur #Volks-Wallbox samt #Vehicle2Grid und bis zu 11 kW "Minimum" Laden und Option Gleichstrom und Energiemanagement. Was kann denn der Onboard-Charger an Ladeleistung?
Hans-W Rievers
18.09.2018 um 15:42
Was sind das für Nachrichten? Am Markt redet man von Ladernbis 450 kw und VW bietet dann noch Lader mit 50 kw an!!! Und auch keine Anmerkung vom Autor! Hyundai liefert heute E-Autos mit 70 kw. Was bietet VW noch an veralteten Bauteilen an?
Simone
24.09.2018 um 16:31
Welch unqualifizierter Kommentar. Es gibt kein einziges Fahrzeug, das 450kW laden kann. Und es ist auch kein einziges auf die Schnelle angekündigt. Informieren wäre nicht schlecht...
Berliner-Ansichtskarte
01.04.2019 um 08:20
Doch, alle Busse mit Pantgraphenladung ;) Über den CCS-Stecker wird es nur mit Kühlung gehen, da ist 300kW die derzeit sinnige Obergrenze (fasrned.nl). Ein TESLA X wäre damit in 15 min von leer auf 80%. Ist wohl etwas für "premium"
Daniel
07.07.2020 um 08:12
Bei 450 kW Ladeleistung sollte der Hausanschluss aber auch entsprechend sein... Für Privathaushalte ist diese Größenordnung viel zu hoch angesetzt.
Hans
18.09.2018 um 20:37
Standard 50 kW DC, Optional 125 kW DC. So schnell ist Tesla auch aktuell. Wo ist jetzt das Problem?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch