VW bestätigt MEB-Fertigung in Emden und Hannover
Volkswagen schraubt die Investitionen in E-Mobilität, autonomes Fahren, Mobilitätsdienstleistungen und Digitalisierung bis 2023 auf 44 Mrd Euro hoch. Außerdem hat der Aufsichtsrat wie angekündigt die Pläne zur Werksbelegung für die künftigen E-Auto-Standorte Emden und Hannover präzisiert.
Demnach wird Volkswagens Fertigungsstätte in Emden zum reinen MEB-Standort. Sprich: Dort werden ab 2022 nur noch Stromer auf Basis des Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) vom Band rollen – und zwar elektrische Kleinwagen und Limousinen mehrerer Marken, wie der Aufsichtsrat präzisiert. In Hannover werden ebenfalls ab 2022 wie bereits angekündigt neben Verbrennern mehrere Varianten des ID. Buzz hergestellt.
Vor allem was Emden angeht, war Volkswagen zum Handeln gezwungen: Dort läuft es aktuell nicht rund. Kurzarbeit und verlängerter Werksurlaub sind die Folgen. Ursprünglich sollten in Ostfriesland in diesem Jahr 250.000 Fahrzeuge gefertigt werden, doch im Moment sieht es eher nach weniger als 230.000 aus. Um das Werk mit seinen 9.000 Mitarbeitern wieder auszulasten, werden dringend neue Modelle benötigt. Elektroautos sollen alsbald die Trendwende bringen. Die dort aktuell noch gefertigte Passat-Familie soll dazu in das tschechische Škoda-Werk Kvasiny verlagert werden. Für beide Standorte, also Emden und Hannover, wurde eine auf zehn Jahre angelegte Beschäftigungssicherung vereinbart, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2028 ausschließt.
Elektro-Transformation in der Produktion
„Deutsche Standorte eignen sich für die Transformation in E-Werke besonders gut“, sagte Oliver Blume, Vorstandsmitglied und verantwortlich für den Bereich Produktion. „Mit Zwickau, Emden und Hannover werden wir drei Standorte auf unsere Elektrifizierungsstrategie ausrichten und so eine wesentliche Voraussetzung für den Ausbau unserer E-Flotte und damit für die Erreichung der CO2-Ziele schaffen.“ Erst gestern hatte der Konzern Details zur bereits angestoßenen Elektro-Transformation der Fabrik in Zwickau verraten. Künftig sollen dort bis zu 330.000 E-Modelle pro Jahr vom Band laufen. Die Investitionen an dem Standort in Sachsen belaufen sich auf rund 1,2 Milliarden Euro.
Und wenn wir schon gerade bei Milliarden-Summen sind: Der Aufsichtsrat des Konzerns hat heute auch beschlossen, bis Ende 2023 knapp 44 Mrd Euro alleine in die Zukunftsthemen Elektromobilität, autonomes Fahren, neue Mobilitätsdienste und in die Digitalisierung von Fahrzeugen und Werken zu investieren. Dies entspreche rund einem Drittel der Gesamtausgaben im Planungszeitraum von 2019 bis 2023, so Volkswagen. Ein Großteil werde in Anlagen, Produkte und Forschung in den deutschen Standorten fließen. Außerdem präzisiert Volkswagen, dass rund 30 der 44 Mrd Euro den Projekten zur Elektromobilität zugutekommen. Vorstandschef Herbert Diess sprach in diesem Zusammenhang davon, das „Innovationstempo zu erhöhen“.
Bis 2025 steckt sich Volkswagen außerdem das Ziel, seine Produktivität um 30 Prozent zu steigern. Gleichzeitig soll die Umweltbelastung der Fabriken in etwa halbiert werden. Grundsätzlich wollen die Wolfsburger es zunehmend zur Praxis machen, markenübergreifende Produktfamilien zu bündeln, um „maximale Synergien und Kostenvorteile zu nutzen“.
Einstieg in Batteriezellproduktion?
Im Rahmen der heute zu Werksbelegung und Investitionsplänen gegebenen Pressekonferenz nahm Volkswagen übrigens auch Stellung zu den Gerüchten um einen Einstieg in eine eigene groß angelegte Batteriezellfertigung. Dieser werde über eine Beteiligung geprüft, so Diess, der auch den koreanischen Hersteller SK Innovation (SKI) als potenziellen Projektpartner bestätigte. Das Unternehmen wurde bereits kürzlich in einem Bericht des „Manager Magazin“ als solcher gehandelt. Wie electrive.net aus Konzernkreisen erfahren hat, ist Volkswagen auch an den Gesprächen zur Etablierung einer Zellproduktion in Europa beteiligt, die Wirtschaftsminister Peter Altmaier forciert. Denkbar also, dass ein Joint Venture mit SKI eines jener Konsortien ist, die ein europäisches Batteriezell-Wunder auf den Weg bringen wollen.
Keine Neuigkeiten lieferte die Konzernspitze dazu, ob es den mutmaßlichen Stromer in Polo-Größe für unter 20.000 Euro geben wird. Dazu ließ sich Volkswagen keine Bestätigung entlocken. Das Ganze bleibt also vorerst ein Gerücht. Dafür bleibt ein anderer Satz von Herbert Diess in Bezug auf die Attraktivität der künftigen MEB-Elektroautos hängen: „Es wird für den Kunden schwierig werden, sich gegen ein Elektroauto zu entscheiden.“
volkswagen-newsroom.com (Werksbelegung), volkswagen-newsroom.com (Investitionsplan)
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