Varta und Fraunhofer tüfteln an optimaler Zellfertigung
Im Januar startet ein Projekt namens DigiBattPro4.0, das die Basis für eine künftige digitalisierte Großserienproduktion von großformatigen Batteriezellen schaffen soll. Beteiligt sind u.a. Varta, das Fraunhofer IPA und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) aus Ulm.
Wirtschaft und Wissenschaft Seite an Seite – so soll der Durchbruch mit Blick auf die zukünftige Fertigung von großformatigen Batteriezellen gelingen. Forscher und Ingenieure werden im Zuge des Projekts gemeinsam an leistungsstärkeren Batteriezellen und effizienteren Produktionsabläufen feilen. Gefördert wird DigiBattPro4.0 mit 8 Mio Euro vom Land Baden-Württemberg und mit 30 Mio Euro vom Bund.
Konkret werden die Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung direkt an den Varta-Produktionslinien in Ellwangen Daten erheben und auswerten, um die Abläufe zu optimieren. Varta erhofft sich dadurch laut Unternehmenschef Herbert Schein, gegenüber asiatischen Herstellern technische Vorteile in der Produktion zu erlangen. “Unser Geschäftsmodell ist nicht, Forschungsprojekte durchzuführen – wenn wir Forschungsprojekte machen, wollen wir danach investieren und produzieren”, wird er u.a. bei Reuters zitiert. Dieses Statement ist besonders interessant, weil es schon seit Wochen Gerüchte um ein Konsortium zur Produktion von Batteriezellen unter Beteiligung von Varta und Ford gibt, das als Teil der aktuell stark forcierten europäischen Batteriezellentwicklung agieren könnte. Erst im Oktober hatte Varta-Eigentümer Michael Tojner ein gutes Drittel der Firma an die Börse gebracht und dabei 233 Mio Euro an Kapital reingeholt – 150 Mio Euro davon sollen Reuters zufolge in den Ausbau der Produktion fließen.
Doch zurück zu DigiBattPro4.0: Der Fokus werde allen voran auf der Digitalisierung in der Produktion, insbesondere die Anwendung von maschinellem Lernen liegen, äußert Prof. Dr. Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer IPA mit Sitz in Stuttgart. „Ziel ist es zum Beispiel, die derzeit übliche Quote von zehn Prozent Ausschuss zu drücken.“ Er sieht durch den Schulterschluss von angewandter Forschung und Industrie die Chance und das erforderliche Potenzial, wettbewerbsfähig in die Massenproduktion von Batteriezellen einzusteigen. Da alle beteiligten Partner in Baden-Württemberg beheimatet sind und sich das Bundesland mit eigenen Fördermitteln beteiligt, macht sich BaWü-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) Hoffnung, dass so strukturelle Voraussetzung für eine spätere Großserienproduktion geschaffen werden können, die bei einer späteren Standortwahl ausschlaggebend sein könnten.
Hoffmeister-Kraut hat vor diesem Hintergrund zudem publik gemacht, dass sich Baden-Württemberg als Standort für den von der Bundesregierung gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft geplanten Aufbau einer Forschungsfabrik für Batterien bewerben werde. In dieser soll „im hochskaligen Maßstab an Produktionstechnologien für Zellfertigung geforscht und entwickelt werden“ – ein letzter Schritt vor einer echten Industrieanlage.
badische-zeitung.de, baden-wuerttemberg.de, de.reuters.com
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