ADAC Luftrettung testet Volocopter als Notarztzubringer
Die ADAC Luftrettung will den Einsatz von bemannten E-Multikoptern im Rettungsdienst in zwei Modellregionen in Bayern und Rheinland-Pfalz sowohl in der Theorie als auch in der Praxis testen. Zum Einsatz kommen werden elektrisch angetriebene Senkrechtstarter der Firma Volocopter.
Bei dem Fluggerät handelt es sich um ein auf Drohnen-Technologie basierendes, elektrisches VTOL für den Innenstadtverkehr. Die an Helikopter erinnernden Flugkörper sind laut Hersteller leistungsstark genug, um zwei Menschen knapp 30 km weit zu transportieren. Für den Rettungsdienst wird der Volocopter allerdings weiterentwickelt – in welcher Art, äußert der ADAC nicht.
Die Idee des ADAC ist, Volocopter als Notarztzubringer einzusetzen. Ziel sei es, den Arzt schneller als im Notarzteinsatzfahrzeug zu Patienten zu bringen und so die Versorgung zu verbessern, heißt es in einer Mitteilung. In Bayern ist die Modellregion näher benannt: Dort werden die Volocopter im Rettungsdienstbereich Ansbach mit Luftrettungsstandort Dinkelsbühl getestet, zum Standort in Rheinland-Pfalz gibt es noch keine näheren Angaben.
Der ADAC hat eine Machbarkeitsstudie aufgelegt und für die kommenden Monate bereits Forschungsflüge geplant. Erste Ergebnisse der Studie über das Einsatzpotential und die Wirtschaftlichkeit sind für Herbst/Winter 2019 avisiert. Ab dem nächsten Frühjahr wird zudem das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität München Luftrettungseinsätze mit Volocoptern am Computer simulieren – und zwar speziell mit Blick auf die zwei Projektregionen.
Die Kosten der auf eineinhalb Jahre angelegten Machbarkeitsstudie belaufen sich auf rund 500.000 Euro. Gefördert wird sie von der gemeinnützigen ADAC Stiftung, zu der seit vergangenem Jahr die gemeinnützige ADAC Luftrettung mit ihren zurzeit 50 Rettungshubschraubern und 36 Stationen gehört. „Der ADAC gehörte vor 50 Jahren zu den ersten in Deutschland, die den Einsatz von Rettungshubschraubern in einem Feldversuch getestet haben. Da ist es nur folgerichtig, dass wir jetzt die ersten sind, die die Luftrettung in Deutschland mit neuen Technologien in die Zukunft führen“, kommentiert Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, das Vorhaben.
Der Volocopter stammt von der gleichnamigen Firma aus Bruchsal. Das Luftfahrt-Startup hält bereits seit 2016 eine vorläufige Verkehrszulassung von den deutschen Behörden und steht in engem Austausch mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA), von der das Unternehmen eine kommerzielle Zulassung anstrebt. Volocopter fliegt regelmäßig in Deutschland und ist in der Vergangenheit auch mehrmals öffentlich geflogen. Im September 2017 absolvierte das Startup u.a. einen unbemannten Testflug über Dubai. Für die zweite Jahreshälfte 2019 ist u.a. eine Testserie innerstädtischer Flüge in Singapur geplant. Ziel sei die betriebliche Validierung des elektrischen Volocopters in Singapurs urbaner Umgebung, heißt es. In einem nächsten Schritt sollen öffentliche Demonstrationsflüge folgen.
adac.de
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