China und Japan nennen Details zu neuem Ladestandard
Nachdem die CHAdeMO Association und das China Electricity Council (CEC) im August eine Vereinbarung zur Entwicklung eines gemeinsamen Schnellladestandards mit bis zu 900 kW Ladeleistung unterzeichnet hatten, sind nun weitere Eckpunkte bekannt geworden.
Demnach trägt der neue Ladestandard, der 2020 herauskommen soll, den Arbeitstitel ChaoJi, wobei die bisher genannten Spezifikationen noch nicht finalisiert sind. Damit einher geht eine Einladung an andere Länder, sich dem Vorhaben anzuschließen und eigene Ideen einzubringen. Unter anderem seien Australien, Chile, Deutschland, Indien, Südkorea und die südostasiatischen ASEAN-Länder diesbezüglich kontaktiert worden. Reagiert haben diese Länder aber offenbar noch nicht.
Davon unabhängig nennen die beiden Initiatoren nun Überlegungen, auch einen neuen Ladestandard für kleine E-Fahrzeuge wie Roller und Gabelstapler mit Ladeleistungen zwischen 2 und 20 kW zu entwickeln. Aber das nur am Rande.
Für alle, die noch nicht im Thema Ladestandards drin sind: Während in Europa, Nord-Amerika und einigen anderen Ländern das Combined Charging System (CCS) als Schnellladestandard definiert wurde, setzt Japan bisher auf CHAdeMO und China auf den eigenen GB/T-Standard. Tesla hingegen hat sich für eine eigene Variante entschieden. Eigens für den chinesischen Markt bauen die Kalifornier jedoch eine zusätzliche GB/T-Ladebuchse in die Stromer ein. Außerdem hat Tesla kürzlich bekanntgegeben, das Model 3 in Europa mit einem CCS-Ladeanschluss zu versehen.
CHAdeMO und GB/T teilen sich mehr als 90 Prozent des globalen Schnelllademarkts. Doch ihre derzeitige Dominanz sehen sie langfristig bedroht, denn CCS wird von großen Playern wie BMW, Ford, General Motors und VW unterstützt. Die Entwicklung eines gemeinsamen neuen Standards darf also durchaus als Frontalangriff auf das CCS-Lager gewertet werden, das sich in der Charging Interface Initiative (CharIN) organisiert hat.
Sowohl die CHAdeMO Association als auch das China Electricity Council betonen den offenen Ansatz ihres Vorhabens, der explizit Raum für Vorschläge aus anderen Ländern lassen soll. Allerdings sind auch ein paar Dinge gesetzt: So wollen beide Partner weiterhin auf das Controller Area Network (oder CAN-Bus) setzen, das ein Standard für die Kommunikation innerhalb und zwischen Fahrzeugen und Ladegeräten ist und das CHAdeMO und GB/T schon heute gemeinsam haben. Außerdem steht bereits fest, dass der neue Ladestandard für ultraschnelles Laden abwärtskompatibel zu den bestehenden CHAdeMO- und GB/T-Standards sein soll.
Die CHAdeMO Association gab erst im Juni die angekündigte Protokoll-Version CHAdeMO 2.0 für ihre Mitglieder frei, die auf Ladeleistungen von bis zu 400 kW ausgelegt ist und das Laden mit bis zu 1.000 Volt mit flüssigkeitsgekühlten Kabeln bei unveränderter Steckerform oder über Stromabnehmer ermöglichen soll. CHAdeMO 2.0 ebnet damit auch den Weg für die Schnellladung großer E-Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse, was elementar für den Infrastruktur-Ausbau ist. China plant darüber hinaus ein Upgrade seines Schnellladestandards GB/T, gegen den selbst die für CCS bereits definierten 350 kW und die für CHAdeMO angekündigten 400 kW Ladeleistung blass aussehen. Nicht weniger als 900 kW soll das System verarbeiten können. China zielt mit der Weiterentwicklung klar auf den stark wachsenden Elektro-Nutzfahrzeug-Sektor, bei dem etwa für die Beladung von Bussen oder Lkw in sehr kurzer Zeit sehr viel Energie in sehr große Akkus fließen muss.
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