Formel E: BMW i verschenkt Doppelsieg in Marokko
In einem verrückten 2. Saisonrennen der Formel E in Marrakesch sicherte sich der Belgier Jerome D’Ambrosio von Mahindra den Sieg vor den beiden Envision Virgin Racing-Teamkollegen Robin Frijns und Sam Bird. Zwei von vier deutschen Fahrern landeten letztlich in den Top 10.
Tiefe Trauer dagegen bei BMW i Andretti nach einem verschenkten Doppelsieg. 9:30 Minuten vor Ende bekämpften sich beide BMW-Piloten an der Spitze des Feldes. Alexander Sims setzte vor Kurve 7 ein Überholmanöver gegen Antonio Felix da Costa an, beide rammten aneinander und kollidierten in der Bremszone. Der Portugiese Da Costa, Sieger des ersten Saisonlaufes in Saudi Arabien, schied unnötig mit einem Schaden am Fahrzeug aus. Sims konnte sich auf Rang 4 wieder einreihen. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. In dem Fall Jerome D’Ambrosio, der in Führung ging und den Sieg nicht mehr aus der Hand gab.
Bedrückte Gesichter nach dem Rennen in der Garage von BMW i Andretti, aber auch starke und ehrliche Worte vom Co-Teamchef Roger Griffiths: „Wir sind frustriert und enttäuscht. Ich glaube aber auch, dass man anerkennen muss, wie viel Einsatz jeder in dieser Garage geleistet hat, damit wir überhaupt in dieser Position waren das Rennen von vorn anzuführen. Wir hatten bereits in Riad gezeigt, dass wir stark sind. Und auch heute lief es gut für uns. Das war eine große Chance, aber niemanden trifft die Schuld. Wir sind ein Team. Wir feierten zusammen in Riad und bedauern zusammen das Ausscheiden hier in Marokko.“
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Deutlich bessere Laune herrschte bei Audi Sport Abt Schaeffler. „Wir hatten mal wieder ein super spannendes Rennen gesehen mit sehr guten Resultaten für Audi insgesamt“, sagte Motorsport-Chef Dieter Gass. „Virgin als Audi Kundenteam sicherte sich den 2. und 3. Platz mit Frijns und Bird, also auch ein gutes Ergebnis für uns. Ein bisschen mehr zu kämpfen hatten heute Lucas Di Grassi und Daniel Abt. Aber insgesamt 4 Audi-Wagen in den Punkten – das ist kein schlechtes Wochenende für uns.“
Was für ein irrer Renntag in der Wüste von Marokko – mit Dunkelheit und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt beim Start des 1. Freien Trainings um 8 Uhr am Morgen. Zu Rennbeginn um 16 Uhr erlebten die Zuschauer dann aber ein unfassbar hitziges Rennen unter der afrikanischen Sonne, bei immerhin 22 Grad. Dazu gleich Chaos beim Start! Der Brite Sam Bird sicherte sich im Qualifying die Super Pole und wurde nach dem Start direkt in der ersten Linkskurve vom amtierenden Weltmeister Jean Eric Vergne angegriffen. Vergne verbremste sich, berührte Bird und drehte sich von der Strecke. Mehrere Fahrer mussten ihm abseits der Strecke ausweichen, um weitere Kollisionen zu vermeiden.
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Pech für den Rookie Pascal Wehrlein, welcher in dieser Saison Nick Heidfeld im Cockpit von Mahindra ersetzt. Zwar sicherte sich der DTM-Champion von 2015 einen der 5 Fanboosts, sowie Startplatz 7 als schnellster Deutscher in der Qualifikation, doch dann wurde Wehrlein im Startchaos unglücklich von Lucas Di Grassi berührt und musste seinen Wagen bereits nach der 1. Runde in der Box abstellen. Mit krachenden Türen verabschiedete er sich tief frustriert in die Garage. Eine Stunde später herrschte nach dem D’Ambrosio-Sieg immerhin wieder bessere Stimmung in der Mahindra-Box.
Die weiteren deutschen Fahrer konnten zwar diesmal kein Podium einfahren, zeichneten sich dafür mit grandiosen Aufholjagden aus. Der jüngste unter ihnen, Maximilian Günther in Reihen von GEOX Dragon, setzte auf eine neue Strategie. Er nutzte schon nach 15 Minuten den Attack-Mode, fuhr u.a. die schnellste Runde zu dem Zeitpunkt, machte im gesamten Rennverlauf 9 Plätze gut und kämpfte sich vom 21. auf den 12. Platz vor. Am meisten holte Andre Lotterer (DS Techeetah) auf, der sich von Startposition 20 am Ende sogar bis auf Platz 6 katapultierte und knapp hinter seinem Teamkollegen Jean Eric Vergne ins Ziel fuhr. In den Top Ten landete zudem Daniel Abt (Audi), der sich von der 16. Position bis auf Platz 10 verbesserte und dafür immerhin 1 Punkt mit nach Hause nahm.
Ein Wochenende zum Vergessen war es hingegen für das HWA Racelab Team aus Affalterbach. Nach schlechter Qualifikation startete DTM-Champion Gary Paffett vom 19. Platz und Ex-Formel-1-Pilot Stoffel Vandoorne (22.) von ganz hinten im Grid. Beide Fahrer schieden bereits im ersten Renndrittel aus, nachdem sie miteinander (!) kollidierten. Paffett beendete das Rennen ohne Gummi auf der Felge hinten links und beschädigtem Heckdiffusor. Es ist bereits das zweite Rennen in Folge, bei dem beide HWA-Fahrer vorzeitig ausschieden.
Der 2. Saisonlauf der Formel E faszinierte eingerahmt von den Gipfeln des Atlasgebirges im Hintergrund mit neuer Spannung durch den Attack Mode, unvorhersehbaren Crashs unter Teamkollegen und lächelnden Siegern, die so niemand vorhergesehen hatte. Das Rennen in Marrakesch war beste Werbung für die neuen Gen2-Fahrzeuge. In zwei Wochen geht’s auf in die nächste Runde – beim Santiago E-Prix in Chile.
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