Neumann: Deutsche OEMs sollten E-Mobilität abspalten
Wie wäre es, wenn sich die deutschen Autokonzerne nach dem Vorbild der Energieversorger RWE und E.On aufspalten, um der Verkehrswende zu begegnen? Diesen Vorschlag macht der ehemalige Opel-Chef Karl-Thomas Neumann in einem Interview mit der „WirtschaftsWoche“.
Neumann gab das Interview zusammen mit Ulrich Kranz, der für BMW die erste Generation Elektroautos entwickelt hat. Beide sind inzwischen beim kalifornischen eMobility-Startup Evelozcity, das sie gemeinsam mit dem früheren BMW-Finanzvorstand Stefan Krause leiten.
Die beiden Experten sehen die deutsche Autoindustrie in der Bredouille, denn es sei aus Sicht deutscher Manager verständlich, dass sie mit Blick auf Elektromobilität zögerlich sind. „Stellen Sie sich vor, Sie haben mehrere Milliarden Euro in die Fertigung und Entwicklung von neuen Dieseln und Benzinern investiert. Sie sind dort unbestritten der Beste (…)“, so Neumann. Jetzt noch mal Milliarden an Investitionen in die E-Mobilität pumpen, ohne zu wissen, wann sich das auszahlt? „Das ist ein Klima, das radikale Kurswechsel nicht nur schwierig, sondern fast unmöglich macht.“
Kranz schlägt in die gleiche Kerbe: Es sei ja nicht nur die Elektrifizierung, „die Urbanisierung schreitet weltweit fortan (…), Sharing, Uber, Autonomes Fahren bedrohen alle Ihr derzeitiges Geschäftsmodell.“ Und ein weiterer Aspekt: „In Deutschland ist auch der Leidensdruck nicht ganz so groß. In Metropolen wie Shanghai, London, New York oder Los Angeles droht bereits der Verkehrsinfarkt, da kann man nicht noch mehr Autos rein verkaufen, die dann 95 Prozent der Zeit parken und knappen urbanen Raum verbrauchen.“
Neumanns Schlussfolgerung: „Konsequent zu Ende gedacht wäre es das Beste und die sauberste Lösung, wenn sich die Autokonzerne aufspalten.“ Der ehemalige Opel-Chef verweist auf Konzerne in anderen Branchen, die vor ähnlich tiefgreifenden Veränderungen standen – „etwa die Energieversorger“. Ein Teil würde das alte Stammgeschäft weiter betreiben und dort so gut es geht Cash verdienen. Der andere Zweig würde nur noch das Neue gestalten. Dadurch fielen das interne Gerangel um Budgets, die Neiddebatten und damit das grundsätzliche Infragestellen des Neuen durch die Leute, die es bezahlen müssen, weg, so die Überzeugung von Neumann.
Ebenfalls wichtig: Beide Teile könnten dann die zu ihnen passenden Investoren ansprechen. Ein wegweisendes Beispiel aus den USA hat der Manager auch parat: Zulieferer Delphi sei so verfahren und habe das Neugeschäft radikal als Aptiv abgetrennt. Und: „Was Aptiv inzwischen etwa im Bereich des Autonomen, vernetzten Fahrens auf die Beine stellt, ist beeindruckend.“
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