Kiel als Reallabor für E-Mobilität – von ÖPNV bis Hafen

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Das vom Bund im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft 2017 bis 2020“ mit rund 3,7 Millionen Euro geförderte Projekt KielFlex soll die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt unter Federführung der Universität Kiel zum Reallabor für Elektromobilität machen.

Dafür setzt sich ein Konsortium bestehend aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), ABB Mannheim, Fraunhofer-Institut IFF Magdeburg, Kieler Verkehrsgesellschaft, Seehafen Kiel, Landeshauptstadt Kiel und Stadtwerke Kiel ein. Ihre Ansatzpunkte fangen beim ÖPNV an und hören beim Hafen auf. Ziel des auf zwei Jahre angesetzten Projekts sei es, Kiel bis Ende 2020 fit zu machen für die elektrische Zukunft – mit weltweitem Vorbildcharakter, heißt es in einer Mitteilung.

Starten wir beim ÖPNV: 36 elektrische Linienbusse will die Kieler Verkehrsgesellschaft bis 2020 in die eigene Flotte integrieren, perspektivisch sollen alle rund 180 Fahrzeuge der KVG elektrisch fahren. Weiter geht’s beim Fuhrpark der Stadttöchter: Die Stadtwerke Kiel sind beispielsweise bereits mit 15 Elektroautos unterwegs und will dieses Jahr 50 Prozent ihres Fuhrparks auf elektrische Antriebe umstellen. Hinzu kommen Investitionsprojekte des Seehafen Kiels, um Fähr- und Kreuzfahrtschiffe während ihrer Liegezeit im Hafen mit Landstrom zu versorgen.

Ein großer Faktor ist auch die Ladeinfrastruktur: In Kiel gibt es bis dato 42 öffentliche Ladepunkte, wobei die Stadtwerke bis zu 200 weitere Punkte planen. Aufgabe des KielFlex-Projekts sei es nun, diese an strategisch günstigen Orten in der Stadt zu positionieren, etwa am Betriebshof der Stadtwerke, an Bushaltestellen, Taxiständen, Carsharing-Punkten, Parkhäusern und neuen Wohnungen, heißt es weiter.

Über kleinere Speichersysteme in den Ladestationen und über sogenannte Dämpfungslasten möchten die Forscher von Uni Kiel, Fraunhofer IFF und ABB zudem die Spannung im Netz beeinflussen und so der Belastung durch die einzelnen Ladevorgänge entgegenwirken. Denn die Netzentwicklung bildet ebenfalls einen großen Baustein des Projekts: „Wir wollen das Kieler Stromnetz noch flexibler steuern und darüber Wege finden, die neuen Lasten intelligent in die bestehenden Netze zu integrieren“, erklärt Henning Schröer von den Stadtwerken. Dazu ergänzt Professor Przemyslaw Komarnicki vom Fraunhofer IFF: „In diesem ambitionierten Projekt ist es wichtig, dass für die Steuerung des Energieflusses zwischen Stromnetz und Elektrofahrzeugen ein einheitliches Informationssystem zur Verfügung steht, damit alle Elemente reibungslos funktionieren und miteinander kommunizieren können. Zudem sollen u.a. intelligente Energiespeicher für die Stabilität des geplanten Versorgungsnetzes für die Elektrofahrzeuge sorgen.“ Erprobt werden soll das Ganze 2020 in einem Quartier im Kieler Stadtzentrum.

Profitieren wird das Projekt laut den Initiatoren u.a. von Kompetenzen und Netzwerken, die in Kiel beim Thema Energielösungen bereits existieren. KielFlex kann beispielsweise auf Erfindungen aus dem seit 2014 laufenden Projekt HEART aufbauen. Darin wird daran gearbeitet, Stromnetzen ein neues, intelligentes „Herz“ einzupflanzen, einen Transformator 2.0. „Das nun gestartete Vorhaben als Spin-off  dieser Forschungen soll Kiel zum Vorbild einer globalen Lösung für die Aufgaben der Energiewende machen“, so das Konsortium.

Hintergrund der Initiative ist u.a., dass die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt – Stand 2016 – bundesweit auf dem vierten Platz bei der Belastung mit Stickoxiden in der Luft liegt –  nur noch getoppt von Stuttgart, München und Reutlingen.
uni-kiel.de

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