Interview: Jörg Reimann über die Zukunft von CHARGE NOW

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Diese Woche haben BMW und Daimler ihre Zusammenarbeit im Mobilitätsbereich mit fünf Gemeinschaftsfirmen festgezurrt. Doch was bedeutet das für die Elektromobilität? Den Ton bei der Ladeinfrastruktur wird jedenfalls CHARGE NOW angeben. Wir haben mit Jörg Reimann besprochen, wohin die Reise geht.

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Die Joint Ventures von BMW und Daimler legen jetzt erst richtig los. Woran lag das und wohin wird das führen?

Heute geht es erst richtig los. Das ist korrekt. Der offizielle Abschluss des Joint Ventures ist erst wenige Wochen her. Der intensive Austausch zwischen den verschiedenen Geschäftseinheiten beginnt jetzt eigentlich erst. Das ist aber für viele der Geschäfte insofern auch kein limitierender Faktor. Denn wir sind gerade beim Thema Laden mit CHARGE NOW heute schon ein sehr erfolgreich operierendes Unternehmen am Markt und haben natürlich jetzt die Chance, unser Geschäftsfeld noch weiter auszuweiten. Thomas Menzel als CFO und ich selbst als CEO ergänzen hier Markus Bartenschlager, der weiterhin in der Geschäftsführung das operative Geschäft der Digital Charging Solutions leiten wird. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass wir zusammen mit der gesamten NOW Familie die Elektromobilität der Zukunft voran bringen.

Was kann der Kunde beispielsweise von CHARGE NOW künftig erwarten?

CHARGE NOW ist ein Service der Digital Charging Solutions GmbH (DCS) und trägt mit einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur maßgeblich zur Mobilitätswende hin zum emissionsfreien Fahren bei. CHARGE NOW ermöglicht Fahrern von Elektrofahrzeugen, öffentliche Ladestationen im In- und Ausland einfach und komfortabel zu finden, nutzen und zu bezahlen. Kunden profitieren vom grenzenlosen Zugang zu einem der weltweit größten und am schnellsten wachsenden öffentlichen Ladenetzwerke mit derzeit über 250 Ladestationsbetreibern (Charge Point Operators, CPO´s). Als Teil der NOW Familie können wir unseren Ladeservice noch weiter stärken und gemeinsam mit den anderen Joint Ventures zu vernetzen und den Kunden somit eine noch umfassendere Lösung für urbane Mobilität anzubieten. Darüber hinaus bietet die Digital Charging Solutions den Ladeservice auch anderen OEMs und Flottenbetreibern als White-Label Lösung an, so auch den Kunden der Audi AG, um die Verbreitung und Akzeptanz von Elektromobilität markenübergreifend weiter zu fördern.

Werden Daimler-Kunden – der EQC kommt ja auch auf den Markt – künftig auch die entsprechende Marke sehen? Oder wird es vielleicht noch ein Sublabel geben?

Da kann ich an dieser Stelle noch keine abschließende Antwort geben. An oberster Stelle steht für die Digital Charging Solutions unsere Partner und unsere Shareholder in der Umsetzung ihrer Elektromobilitätsstrategie zu unterstützen. Die Entscheidung über die Marke obliegt damit vollends unserem Kunden, den wir in enger Abstimmung beratend zur Seite stehen.

Wie groß ist das Ladenetz, zu dem CHARGE NOW bereits Zugang bietet?

Unsere Kunden haben Zugang zu über 100.000 Ladepunkten und unser engagiertes Team arbeitet ständig daran, weitere Partner für unser Ladenetzwerk zu gewinnen. Die Digital Charging Solutions ist heute in 25 Märkten präsent, in Europa und weltweit. Darunter ebenso ein Serviceangebot und Standort in Japan.

Die Supercharger und Destination-Ladepunkte von Tesla sind noch nicht darunter. Gibt es vielleicht auch da eine Option auf Annäherung?

Wir fokussieren uns auf öffentliche Ladeinfrastruktur in den urbanen Zentren sowie entlang der Autobahnen und Überlandstrecken, um für jeden Nutzungsfall eine Lösung für unsere Kunden anbieten zu können. Eine konkrete Anbindungsplanung von Tesla Ladestationen gibt es derzeit nicht, wir sind aber natürlich offen für jegliche Erweiterungen unseres Ladenetzwerks im Sinne unserer Kunden.

Asien haben Sie auch erwähnt. China ist dort der wichtigste Markt. Ist das einer Ihrer 25 Märkte? Oder wird das der Sechsundzwanzigste?

Ob, wann und unter welchen Bedingungen wir einen Service in China bzw. gesamtheitlich in Asien anbieten werden, ist derzeit noch zu früh zu sagen. Genauso prüfen wir Optionen eines Markteintritts in den USA. Die Bedingungen in Europa, Amerika oder Asien sind natürlich regional unterschiedlich und wir werden für jeden Kunden weltweit die passende Lösung anbieten. Dies erfordert, dass wir uns an die Marktanforderungen anpassen und gezielt unsere Ladelösungen für diese Märkte entwickeln. Aber auf der anderen Seite ist natürlich auch das Potential des Marktes China für die Elektromobilität gigantisch.

CHARGE NOW ist im Wesentlichen ein Software-Unternehmen. BMW und Daimler wollen eine Milliarde Euro investieren. Was brauchen Sie davon und wofür?

Unser größter Fokus liegt im Ausbau unserer Ladelösung im Hinblick auf unsere Netzabdeckung mit bereits über 250 Partnern, mit denen wir bereits Verträge geschlossen haben und ein echter Wettbewerbsvorteil für uns darstellt. Ferner investieren wir in die Entwicklung von innovativen Funktionen und Services, die das Ladeerlebnis unserer Kunden verbessern, wofür wir unser Entwicklerteam weiter aufbauen werden. So arbeiten wir bspw. an der Plug&Charge Funktion, die eine Authentifizierung an Ladesäulen automatisiert. Über CHARGE NOW und die anderen White-Label Services der Digital Charging Solutions werden wir eine breite Nutzerbasis aufbauen, um Skaleneffekte in der Durchsetzung von Branchenstandards zu erreichen. Dies führt wiederum zur Vereinheitlichung und damit Vereinfachung aus Kundensicht. Dabei stehen der Datenschutz und die Datensicherheit selbstredend an oberster Stelle. Dank der tiefen Integration unserer Lösung in die Fahrzeuge unserer OEM Partner, profitieren unsere Kunden von einer 360 Grad Lösung. Damit unterstützen wir nicht nur den Kunden beim Laden, sondern auch unsere OEM Partner in der Umsetzung ihrer Elektromobilitätsstrategie.

Hubject und HERE sind zwei weitere Software-Unternehmen hier in Berlin. An beiden Unternehmen sind Daimler und BMW ebenfalls beteiligt. Gibt es damit auch eine relativ klare Grundlage, wie solche Sachen vernetzt werden?

Für uns ist Hubject ein enger Partner, über den wir unseren Kunden Zugang zu einer Vielzahl von Ladestationsbetreibern anbieten können. Eine Anbindung über Hubject hängt von den lokalen Gegebenheiten ab. Ich würde nicht ausschließen, dass sich unsere Shareholder in bestimmten Fällen zur Diskussion auch einbringen. Hubject betreibt ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell, wenn es darum geht Märkte anzubinden, die sehr fragmentiert sind. Wir prüfen dennoch zusammen mit unseren Partnern jegliche Optionen, um im Sinne unserer Kunden die bestmögliche und zugleich wirtschaftlichste Lösung umzusetzen. Die Devise unserer Shareholder ist größtmöglichen Freiraum für uns aber auch die anderen Joint Ventures zu schaffen, damit wir erfolgreich in unserem Geschäftsmodell sind.

Und wie sieht es bei HERE aus?

Auch HERE betrachten wir genauso wie Hubject als einen starken potenziellen Partner im Markt. In jedem Fall werden wir sinnvolle Synergien und Möglichkeiten der Zusammenarbeit erwägen, sind aber in unserer Entscheidung unabhängig von anderen Investitionen unserer Shareholder.

Das klingt nach ganz großer Freiheit.

Fragen Sie mich in sechs Monaten wieder.

Herr Reimann, vielen Dank für das Gespräch!

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