Volkswagen erwägt offenbar Austritt aus dem VDA
Volkswagen denkt wohl darüber nach, aus dem Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) auszutreten. Einer der Hauptgründe, warum sich VW vom VDA nicht mehr richtig vertreten fühle, sei die Strategie der „Technologieoffenheit“, die vom Verband bis heute propagiert wird.
Das geht aus einem Bericht der „Welt am Sonntag“ hervor, der sich auf „Unternehmenskreise“ bezieht. Demnach heißt es bei VW, dass gegen das Auto in Deutschland ein „Kulturkampf“ geführt werde, dem der Bundesverband „entschlossener entgegentreten und demgegenüber er sich klarer positionieren“ müsse. Den namentlich nicht genannten Quellen zufolge gibt es aus Wolfsburg klare Erwartungen an den Lobbyverband. Die Sprache ist u.a. von einem benötigten „Masterplan Elektromobilität“ und einem Strukturfonds.
Der VDA äußerte auf Nachfrage der „Welt am Sonntag“ lediglich, dass es in einem so großen Verband nicht immer ohne Reibung geht: „Das war in der Vergangenheit so und wird auch in Zukunft sicherlich immer wieder so sein.“ In den kommenden Tagen soll es zwischen Vertretern von Volkswagen und VDA zu klärenden Gesprächen kommen. Sichtbar wurden die Spannungen bereits am Donnerstag auf dem Technischen Kongress des VDA in Berlin. Dort bemühte sich der frühere Ford-Europa-Chef und neue Verbandspräsident Bernhard Mattes in einer wenig leidenschaftlichen Rede, die Brennstoffzellen-Technologie und synthetische Kraftstoffe im Rennen zu halten. Kurz darauf sang Thomas Ulbrich, Vorstand für Elektromobilität bei VW, ein Loblied auf das Batterie-elektrische Fahren und forderte die Branche zu einem geschlossen Gang in diese Richtung auf. Deutlicher konnten die unterschiedlichen Positionen im Verband kaum werden.
Anders als bei anderen etablierten Autobauern lässt Volkswagen in puncto Antriebstechnologie der Zukunft keine Zweifel aufkommen: Wie VW-Chef Herbert Diess kurz vor dem Technischen Kongress sehr deutlich machte, gibt es für die Wolfsburger „in der nächsten Dekade keine Alternative zur E-Mobilität“. Und Diess ging sogar noch weiter: „Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole und führt nur dazu, den Systemwandel weiter in die Zukunft zu verlegen.“ Vor allem den letzten Satz adressierte der VW-Chef wohl speziell an den VDA, der sich wie eingangs erwähnt immer wieder für eben jene „Technologieoffenheit“ stark gemacht hat. Letztlich geht es in diesem offen zur Schau getragenen Konflikt auch um Einfluss. Dass sich Volkswagen tatsächlich aus dem VDA verabschiedet, ist wenig realistisch. Viel eher geht es den Wolfsburgern darum, Druck auf die Konkurrenten in Stuttgart und München auszuüben, die den Verbrennungsmotor möglichst lange am Leben erhalten wollen und langfristig auf die Brennstoffzelle setzen. Man darf gespannt sein, wie sich die Debatte in der Autoindustrie bis zur IAA im September entwickelt. Dann nämlich wird Volkswagen in Frankfurt endgültig sein Elektro-Feuerwerk zünden.
welt.de
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