VW will deutliche Änderungen an Kaufprämie für E-Autos
Nach dem klaren Bekenntnis zur rein Batterie-elektrischen Mobilität drängt Volkswagen nun offenbar darauf, dass die eMobility-Förderung in Deutschland neu geordnet wird. Vor allem sollen Käufer günstigerer rein elektrischer Fahrzeuge vom Staat bevorzugt werden.
Dies geht aus einem internen Papier unter dem Titel „Ansätze und Vorschläge zur besseren Förderung von Elektromobilität in Deutschland“ hervor, das der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegt. Und dies dürfte vor allem BMW, Daimler, Tesla und selbst Audi nicht gefallen.
Denn VW fordert eine Umstrukturierung des Umweltbonus dahingehend, dass kleine Elektroautos stärker gefördert werden als große. Im Detail soll ein Auto mit einer Länge von unter vier Metern und einer Reichweite von über 200 km mit 5.000 Euro gefördert werden. Ein Fahrzeug mit mehr als 4,65 Meter Länge soll dagegen nur 2.000 Euro erhalten. Doch Daimler, Tesla und auch Audi setzen neben den SUVs künftig vorerst weiter auf große Limousinen. Im Fall von Tesla würde dies zum Beispiel bedeuten, dass bereits das Model 3 als kleinstes Fahrzeug in der Produktpalette der Kalifornier aufgrund seiner Länge von 4,69 Meter nur noch die 2.000 Euro erhalten würde. Zudem sollen nach der Vorstellung von VW Plug-in-Hybride künftig weniger Förderung erhalten als bisher. Das provoziert vor allem die Premium-Herstelller. So haben BMW, Daimler und selbst Audi erst kürzlich jeweils eine regelrechte PHEV-Offensive angekündigt. Der von VW erdachte Maßnahmenkatalog sieht jedoch vor, dass Plug-in-Hybride ab 2020 insgesamt nur noch mit 1.500 Euro statt bisher 3.000 Euro und nach 2022 gar nicht weiter gefördert werden. Entsprechend groß ist der Streit hinter den Kulissen.
Was den Umweltbonus betrifft, so erhalten bislang Batterie-elektrische Pkw und Brennstoffzellen-Autos je 2.000 Euro von Staat und Hersteller. Plug-in-Hybride werden mit jeweils 1.500 Euro gefördert. Allerdings nur, wenn es sich um ein Neufahrzeug mit einem Netto-Listenpreis für das Basismodell bis maximal 60.000 Euro handelt. Bei PHEVs kommt noch hinzu, dass diese nicht mehr als 50 g CO2-Emission pro Kilometer verursachen dürfen. Nach jetzigem Stand kann der Umweltbonus nur noch bis Ende Juni 2019 beantragt werden. Doch der Fördertopf wurde bisher nicht annähernd ausgeschöpft. An der Nachfrage liegt dies freilich nicht. Derzeit prüft die Bundesregierung ohnehin eine Verlängerung der Kaufprämie. Auch eine mögliche Erhöhung sei im Gespräch.
Neben der Umstrukturierung des Umweltbonus schlägt Volkswagen zudem einen „Mobilitätsfonds Elektromobilität“ vor, der für E-Autos unter 20.000 Euro für kostenlosen Ladestrom sorgt „und dadurch den nahezu kostenfreien Betrieb der Fahrzeuge für Geringverdiener ermöglicht“. Die Finanzierung solle durch Bund, Hersteller und Stromkonzerne erfolgen.
Zudem stellt sich VW vor, dass der Fördertopf für Ladeinfrastruktur von 300 Millionen auf 600 Millionen Euro verdoppelt wird. Nötig sei auch eine zentrale Erfassung und verpflichtende Meldung aller öffentlichen Ladepunkte und die „konsequente Durchsetzung von Sanktionen auf kommunaler Ebene für Falschparker auf E-Parkplätzen“, so Volkswagen. Auch die Gesetze für private Ladeinfrastruktur müssten vereinfacht und die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Außerdem müssten die Parkflächen im Einzelhandel mit Lademöglichkeiten versehen werden. Laut VW würde es an deutschen Supermärkten rund 35.000 Parkplätze mit jeweils 60 bis 80 Stellplätzen geben. „140.000 Ladepunkte könnten alleine mit einer Ausstattung von zwei Ladesäulen à zwei Ladepunkte geschaffen werden“, heißt es in dem Papier. Doch hierfür müssten auch die Supermärkte in den Genuss von Fördermitteln kommen. Darüber hinaus müsse die Beschränkung von fünf Millionen Euro an Förderung pro Antragsteller fallen. Ob Volkswagen mit seinen Vorschlägen letztlich Erfolg haben wird, ist ungewiss. Der üppige Forderungskatalog sorgt aber bereits für reichlich Wirbel in der Autobranche.
sueddeutsche.de
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