Daimler strebt komplett CO2-neutrale Neuwagenflotte an
Der künftige Daimler-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius hat unter der Überschrift „Ambition 2039“ seine Nachhaltigkeitsziele für den Pkw-Bereich vorgestellt. Während der nächsten 20 Jahre soll die Neuwagenflotte von Mercedes-Benz Cars demnach komplett CO2-neutral werden.
Weitere Zielmarken: Bis 2030 will der Hersteller mehr als 50 Prozent seines Pkw-Absatzes mit Elektroautos und Plug-in Hybriden bestreiten und bereits 2022 sollen alle europäischen Daimler-Werke klimaneutral produzieren. Anders als andere Konzerne will Daimler bei letzterem Ziel auch die Vorprodukte berücksichtigen. Das heißt, dass der Autobauer seine Lieferanten anhalten wird, die Ökowende mitzumachen, schließlich erfolgt der Großteil der Wertschöpfungskette außer Haus.
Källenius, der den Vorstandsvorsitz kommende Woche von Dieter Zetsche übernehmen wird, hat sich bei der Vorstellung der Nachhaltigkeitsziele auch zu verschiedenen aktuell viel diskutierten Themen geäußert. Stichwort: Technologieoffenheit und CO2-Bepreisung.
Zuvorderst spricht sich der gebürtige Schwede anders als Volkswagen-Chef Herbert Diess für Technologieneutralität aus: “Aktuell liegt unser Fokus auf der batterieelektrischen Mobilität. Gleichzeitig bleibt es wichtig, an weiteren Lösungen zu arbeiten, wie etwa der Brennstoffzelle oder E-Fuels.” Heute könne niemand mit Sicherheit sagen, welcher Antriebsmix in 20 Jahren die Bedürfnisse der Kunden am besten erfüllen werde. „Deshalb wollen wir die Politik darin bestärken, der Technologieneutralität den Weg zu bereiten: Lasst uns das Ziel festlegen, aber nicht die Mittel, um es zu erreichen.“
Das klingt nicht nach einer gemeinsamen Linie, auf die sich die Chefs von VW, BMW und Daimler laut Insidern nach dem Vorstoß von Diess angeblich geeinigt hatten: Die Zukunft gehöre der Batterie-elektrischen Mobilität, soll noch im März der Tenor unisono gelautet haben. Diess hatte seinerzeit bekanntlich damit gedroht, aus dem VDA auszutreten, weil sich dieser zu „Technologieoffenheit“ bekannte. Diess macht dagegen sehr deutlich, dass es für seinen Konzern „in der nächsten Dekade keine Alternative zur E-Mobilität“ gibt und äußerte, dass „Technologieoffenheit jetzt die falsche Parole ist und nur dazu führt, den Systemwandel weiter in die Zukunft zu verlegen“.
Doch zurück zu Källenius: Zum Thema klimaneutrale Mobilität sagte er u.a.: “Wir sind offen für eine Diskussion über die wirksame Bepreisung von CO2 und Anreize für kohlenstoffarme bzw. -freie Technologien – möglichst auf globaler Ebene.” Der Wandel zur nachhaltigen Mobilität der Zukunft werde aber nur gelingen, wenn Autoindustrie, Energieversorger und Politik Hand in Hand arbeiten. „Es bedarf massiver Investitionen und konkreter Maßnahmen auch über die Automobilbranche hinaus. Klimaneutrale Energie und eine umfassende Infrastruktur sind für diesen Systemwechsel unerlässlich.“
Damit ist er nicht der erste Autokonzernmanager, der sich zu einer potenziellen CO2-Steuer äußert. Vor wenigen Tagen sagte bereits Opel-Chef Michael Lohscheller, dass er sich solch ein Instrument unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen könnte: „Wir denken schon, dass die CO2-Bepreisung als Instrument, das einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, ergebnisoffen diskutiert werden sollte.“
Bei Daimler will die Chefetage derweil ihr Gehalt teils mit der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele verknüpfen: „Um zu unterstreichen, dass wir es ernst meinen, koppeln wir Teile der Vorstandsvergütung an die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele, einschließlich unseres CO2-Fußabdrucks. Wir alle müssen unsere Komfortzonen verlassen, um auf neuen Wegen voranzukommen“, so Källenius.
handelsblatt.com, daimler.com
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