Volkswagen will Batteriezellen in Salzgitter produzieren
Volkswagen nimmt die Batteriezellproduktion wie erwartet selbst in die Hand: Der Aufsichtsrat hat heute grünes Licht für die Ansiedelung einer ersten Zellfabrik im niedersächsischen Salzgitter gegeben. Dabei strebt VW bekanntlich eine Partnerschaft mit dem südkoreanischen Zellhersteller SK Innovation an.
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„Wir haben heute im Aufsichtsrat wesentlichen strategischen Weichenstellungen für den Volkswagen Konzern zugestimmt. Im Rahmen unserer umfangreichen Elektro-Offensive wollen wir unsere Batteriekapazitäten im Rahmen von strategischen Partnerschaften absichern“, wird der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch in einer Pressemitteilung zitiert. Zur Anschub-Finanzierung einer ersten Batteriezellproduktion in Salzgitter, wo VW im nächsten Jahr bereits eine Pilotfabrik anlaufen lassen will, hat der Aufsichtsrat am Abend eine Milliarde Euro freigegeben.
Mit dem Batterie-Standort Salzgitter nutzt Volkswagen nicht nur das bereits aufgebaute Know-how vor Ort, sondern kommt auch dem staatlichen Anteilseigner, also dem Bundesland Niedersachsen, sowie den Arbeitnehmern entgegen. Der Einstieg in die Zellfertigung ist eine zentrale Forderung der Gewerkschaften, die den Verlust von Beschäftigung durch die wegbrechende Verbrenner-Produktion fürchtet.
Es ist kein Geheimnis, dass der deutsche Autokonzern die Zellfabrik nicht allein aus dem Boden stampfen will. Als wahrscheinlichester Partner gilt der koreanische Zellfabrikant SK Innovation (SKI). Das Modell einer Fabrik in der Fabrik praktiziert bereits der amerikanische Elektroauto-Durchstarter Tesla mit seinem japanischen Batteriepartner Panasonic in der Gigafactory im US-Bundesstaat Nevada – mit allen Vor- und Nachteilen. Neben SKI setzt Volkswagen übrigens auch auf den schwedischen Newcomer Northvolt, der technologisch allerdings noch nicht auf dem Level von SKI unterwegs ist.
„Es geht darum, den Volkswagen Konzern so auszurichten, dass wir die umfassende Transformation unserer Industrie an entscheidender Stelle mitgestalten. Die heutigen Entscheidungen sind dabei wichtige Meilensteine für die Zukunft von Volkswagen“, sagte Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess zu der Richtungsentscheidung. Er pocht – anders als die Premium-Hersteller BMW und Mercedes – schon länger auf eine eigene Zellproduktion, um die Abhängigkeit von Zulieferern zu verringern. Die bisherigen Partner – allen voran LG Chem – ließen zuletzt schon die Muskeln spielen. Das dürfte Diess in seiner Bewertung der Dinge vermutlich eher bestärkt haben.
Natürlich wird die VW-Zellfertigung wohl ein Fall für staatliche Unterstützung sein. Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert etwa Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil wie folgt: „Ich bin zuversichtlich, dass die Batteriezellproduktion in Deutschland zu wettbewerbsfähigen Bedingungen stattfinden kann.“ Als Aufsichtsrat von VW meint Weil damit wohl auch eine Befreiung der Zellfabrik von der EEG-Umlage. Zudem wird das angestrebte Joint Venture wohl ein Fall für die Förderung im Rahmen der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier forcierten europäischen Zellproduktion sein. Auch PSA, Opel und Saft sind für ein solches Batteriezell-Konsortium im Gespräch.
Update 15.05.2019: Der Partner für den von Volkswagen nun beschlossenen Einstieg in die Massenproduktion von Batteriezellen für Elektroautos wird offenbar nicht wie vermutet der südkoreanische Hersteller SK Innovation sein. Die Rede ist vielmehr vom schwedischen Startup Northvolt. Das geht aus einem Bericht des „Handelsblatt“ hervor. Weiter berichtet das Wirtschaftsblatt, dass in dem geplanten Werk in Salzgitter jährlich Batteriezellen mit einer Gesamtkapazität von knapp zwölf Gigawattstunden gefertigt werden sollen. Bei steigender Nachfrage könne die Kapazität auf jährlich rund 30 GWh erweitert werden, doch zunächst einmal müsse die Produktion stabil anlaufen.
ndr.de, sueddeutsche.de, welt.de, volkswagen-newsroom.com
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