Formel E: Vergne gewinnt Rennen in Bern
Das Saisonfinale der Formel E rückt näher und der Kampf um den Titel spitzt sich zu. Der Gesamtführende und Titelverteidiger Jean-Éric Vergne (DS Techeetah) untermauerte am Samstag beim Swiss E-Prix seine Ambitionen mit dem 3. Saisonsieg knapp vor Mitch Evans (Panasonic Jaguar Racing) und dem Schweizer Lokalmatador Sebastien Buemi.
Zum zweiten Mal in Folge kehrte die Formel E am Wochenende in die Schweiz zurück. Beim Rennen im letzten Jahr waren Hunderttausende Zuschauer in Zürich anwesend. Diesmal entschied sich Rechtehalter Pascal Derron, CEO der Swiss E-Prix Operations AG, für die Landeshauptstadt an der Aare. Der Swiss E-Prix ist eines der wenigen Promoter-Rennen, die nicht direkt von der FIA Formula E organisiert werden.
Bern mit seinen 134.000 Einwohnern gehört zu den Städten, die weltweit die beste Lebensqualität bieten – im Ranking direkt hinter Berlin auf Platz 14. Die idyllischen Fernsehbilder mit Blick auf die historische Altstadt und die spektakulären Alpen im Hintergrund verdeckten jedoch die teilweise chaotischen Zustände im Vorfeld. Vergangenen Donnerstag gab es mächtige Proteste von circa 1.000 Anwohnern gegen das Formel E-Rennen in Bern mit Transparenten an Wohnungen und einer Fahrrad-Demo auf der Strecke. Initiiert wurde die Aktion von einer Gruppierung namens „Formel E adé“, die einen Großteil der Sponsorenbanner von den Mauern riss. Am Freitag wehte weiteres Unheil auf. Beim Track Walk der Teams und Fahrer am Morgen fehlten noch ganze Schikanen. Nachmittags musste der Shakedown um drei Stunden verschoben werden.
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Der Rennstart am Samstag versprach nichts Gutes. Nach nur 300 Metern ereignete sich ein Auffahrunfall in der ersten Schikane, der zum vorläufigen Rennabbruch führte. Die ersten drei Fahrzeuge schafften es noch durch die Schikane. Auf Platz 4 blieb Pascal Wehrlein in der Kurve hängen, sein Mahindra stellte sich quer und blockierte das komplette restliche Feld.
Deja vu – eine ähnliche Situation ereignete sich bereits vor zwei Monaten beim Rennen in Rom. Nach überstandener Rot-Phase mit einigen Ausbesserungsarbeiten an den Fahrzeugen wurde das Rennen 45 Minuten später hinter dem Safety Car neu gestartet und lieferte spannende Überholmanöver und Action wie man es von der elektrischen Rennserie kennt.
Die deutschen Teams BMW und HWA erwischten jedoch kein besonders gutes Rennwochenende. Beide BMW-Fahrer Sims und Da Costa lagen im Qualifying über eine Sekunde hinter der Spitzenzeit von Vergne und starteten von P17 und P20. Für die HWA-Piloten Vandoorne und Paffet lief es im Qualifying nur minimal besser mit P15 und P16. Der Belgier Vandoorne profitierte von drei Ausfällen vor ihm und sicherte letztlich als Zehntplatzierter immerhin einen Punkt für die Affalterbacher.
Den deutschen Fahrern bot sich ein Wechselbad der Gefühle: Trotz Qualifikation auf Platz 4 ging Pascal Wehrlein mit leeren Händen nach Hause. Zur Mitte des Rennens schied der Mahindra-Pilot mit technischen Problemen aus. Sein Wagen blieb ungünstig auf der Strecke liegen und sorgte für Full-Course-Yellow, bei dem es für alle Fahrer mit nur 50 km/h durch die Straßen ging. 22 Minuten vor Ende konnte das Rennen fortgesetzt werden. Ein spannender Fight entwickelte sich an der Spitze zwischen Vergne und Evans, aber auch im deutschen Duell dicht dahinter zwischen Maxi Günther und Daniel Abt um P5.
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In grandioser Form präsentierte sich Maximilian Günther. Mit seinem GEOX Dragon Wagen schaffte er es überraschend in die Super Pole, die 6 Schnellsten im Qualifying, welche noch einmal separat die Pole Position ausfahren. Günthers 5. Startplatz sind Beweis für sein Talent und dafür, dass man auch ohne großen Herstellernamen im Rücken schnelle Rundenzeiten liefern kann. Der 21-jährige Rookie behauptete seine Position im Rennen, wurde zwischendurch nur von zwei überlegenen Fahrzeugen im Attack Mode überholt. Selbst Audi-Pilot Daniel Abt biss sich an Günther die Zähne aus.
Die letzten beiden Runden verlangten noch einmal alles ab von den Fahrern. Einsetzender Regen sorgte für heftiges Rutschen der Boliden. Das Spitzenquartett schlängelte sich eng hintereinander die 2,750 km lange Strecke entlang. Am Ende dann gab es mächtigen Jubel bei Techeetah über den Sieg von Jean-Éric Vergne.
Sein Teamkollege Andre Lotterer lieferte ein starkes Rennen ab mit tollen Überholmanövern im Attack Mode vom 8. Startplatz bis auf Platz 4. Schade für ihn, dass er nach dem Rennen mit einer 22-Sekunden-Zeitstrafe belegt wurde und damit sämtliche Punkte verlor und sich auf Rang 14 wiederfand.
Vergne baute mit der Pole Position und dem Erfolg beim Swiss E-Prix in Bern seinen Vorsprung in der Meisterschaft auf Lucas di Grassi (Audi) von 6 auf 32 Punkte aus. Das Saisonfinale findet am Wochenende des 13. und 14. Juli mit einem Doublerennen in Brooklyn, New York statt.
Neben aller Spannung im Meisterschaftskampf wirft die nächste Saison bereits ihre Schatten voraus. Neben Edoardo Mortara (Venturi) und Sebastien Buemi (Nissan) wird in der kommenden Saison ein weiterer Schweizer Fahrer in die rein elektrischen Serie einsteigen: Neel Jani wurde als erster Fahrer des neuen Formula E-Werksteams von Porsche bekanntgegeben.
#ExclusiveVideo: It’s NOT the end of the road for #FormulaE in Switzerland. The Alpine nation may be missing from next year’s racing calendar, but @swisseprix CEO Pascal Derron says that’s not the whole story. Stay tuned for the full interview by @hannahwisecnn! pic.twitter.com/rAha1otAws
— Out & About (@artbizch) June 18, 2019
Die Zukunft des Swiss E-Prix ist derweil noch ungewiss. Bisher zumindest befindet sich kein Schweizer Rennen im vorläufigen FIA Kalender der nächsten Saison, weil die Schweizer Bürokratie die FIA-Deadline nicht einhielt. Pascal Derron will das Rennen weiterhin 2020 zurück nach Zürich und 2021 nach Genf bringen. Gegenüber CNN verkündete der Geschäftsmann: „Bis Ende Juli wissen wir mehr.“ Wir sind gespannt!
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