Fiat Chrysler erteilt Großauftrag für Hybrid-Getriebe an ZF
Nach BMW bestellt nun auch Fiat Chrysler bei ZF Getriebe für Hybridautos. Der Umsatzwert des Auftrags von FCA liegt laut einem ZF-Sprecher „im niedrigen Euro-Milliardenbereich“.
Bei einer Technik-Präsentation in Dresden äußerte sich ZF-Chef Wolf-Henning Scheider nicht zum genauen Volumen, gab jedoch eine Einordnung, die über jener seines Sprechers liegt: „Er ist sehr groß, und nicht viel kleiner als bei BMW.“ Zusammen mit dem BMW-Auftrag – wir erinnern uns: nach damaligen Angaben im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich der größte Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte – hat sich der Zulieferer vom Bodensee in nur wenigen Wochen ein Auftragsvolumen von wohl 15 bis 20 Milliarden Euro gesichert.
Das neue Getriebe ist eine Weiterentwicklung des bekannten Acht-Gang-Automaten und kann sowohl in Plug-in-Hybriden als auch konventionell angetriebenen Fahrzeugen mit längs eingebautem Motor eingesetzt werden. Bei BMW ist das ab dem 3er aufwärts der Fall, der neue 1er mit Frontantrieb verfügt über einen quer eingebauten Motor. Bei Fiat Chrysler dürften die ZF-Getriebe wohl vor allem in den großen US-Modellen Verwendung finden. Wie die Aufteilung zwischen Hybrid- und konventionellen Versionen bei Fiat Chrysler sei, wollte ZF nicht kommentieren.
ZF setzt sich bei der Elektrifizierung stark für Plug-in-Hybride ein – schließlich will das Unternehmen weiterhin aufwändige Mehr-Gang-Getriebe verkaufen. „Das ist eine Bestätigung unserer Strategie, bei der Elektrifizierung von Pkw neben dem reinen E-Antrieb auf Plug-in-Hybridantriebe als alltagstaugliche Lösung zu setzen und entsprechend attraktive Produkte zu entwickeln“, hatte Scheider im April zu dem BMW-Auftrag gesagt.
Aber auch bei vollelektrischen Autos will ZF künftig mehr mitmischen: Auf der IAA will der drittgrößte deutsche Zulieferer ein Zwei-Gang-Getriebe für Elektroautos vorstellen. In der Konzeptentwicklung mit einer 140-kW-Maschine soll die Reichweite gegenüber einer einstufigen Lösung um bis zu fünf Prozent gesteigert worden sein. Wie diese fünf Prozent in Relation zu den Kosten und dem technischen Aufwand eines Getriebes stehen, ist noch nicht bekannt.
Bisherige Serien-Elektroautos verfügen meist über eine starre Übersetzung, also quasi ein Ein-Gang-Getriebe. Leistung und Drehmoment der E-Motoren reichen hierfür aus. Allerdings kann bei bestimmten Drehzahlen die Effizienz des Motors leicht sinken – was wiederum ein Mehr-Gang-Getriebe ausgleichen könnte, um den Motor im optimalen Drehzahlbereich zu halten. Dass beide Lösungen in etwa auf einem Niveau unterwegs sind, zeigt sich etwa in der Formel E: Einige Hersteller fahren mit mehreren Gängen, andere nur mit einem. Als überlegen hat sich noch keine der Lösungen abgehoben.
Bald ist noch mehr von ZF zu erwarten: Im Juni hat der Konzern in Schweinfurt ein neues Gebäude für die Elektromobilitätssparte eröffnet. Neben einem modernen Bürokonzept bietet es Platz für 16 Prüfstände und Prüfeinrichtungen, mit denen elektrische und Hybridantriebe sowie zugehörige Komponenten erprobt werden können.
welt.de, handelsblatt.com, zf.com (Zwei-Gang-Getriebe)
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