Wie elektrisch wird die Zukunft von BMW wirklich?
Dass Noch-BMW-Chef Harald Krüger unter anderem über seine zaghafte Elektro-Strategie gestolpert ist, gilt in der Branche als sehr wahrscheinlich. Was aber passiert unter seinem Nachfolger Oliver Zipse? In einem Medienbericht sind nun Details über künftige E-Modelle zu lesen.
Der Journalist Georg Kacher gilt stets als sehr gut informiert, wenn es um neue Automodelle geht. Was der Deutsche jetzt in seinem Beitrag für das „Automobile Magazine“ über die nächsten elektrischen BMW-Modelle geschrieben hat, ließt sich ganz anders als die unzähligen PHEV-Premieren der vergangenen Jahre.
Eines vorweg: Es ist unklar, was noch die Handschrift von Harald Krüger trägt und wo Oliver Zipse, der Mitte August den Vorstandsvorsitz übernimmt, nochmals eingreifen wird. Da Zipse als Produktionsvorstand die Entwicklung der verschiedenen BMW-Architekturen mit verantwortet hat, ist es unwahrscheinlich, dass er radikal den Rotstift ansetzen wird. Andererseits war zu lesen, dass der Aufsichtsrat noch im Herbst eine neue Strategie von Zipse sehen will. Überraschungen sind also nicht ausgeschlossen.
Im Mittelpunkt des neuen E-Portfolios soll der für 2021 angekündigte iNext stehen. Laut Kacher dürfte er als Serienmodell i6 heißen und soll drei verschiedene Leistungsstufen bekommen, die Preisspanne reiche von 72.000 bis 110.000 Euro. Das Basismodell soll nur einen Motor mit 250 kW an der Hinterachse haben und über eine 63-kWh-Batterie verfügen. Das mittlere Modell mit Allrad und 92-kWh-Akku kommt auf 320 kW, während das Topmodell 400 kW hat. Später solle auch ein Akku mit 103 kWh bestellbar sein. Kacher spekuliert auch über einen sportlichen i6S mit 115 kWh.
Wie schon mehrfach angedeutet, wird der BMW i3 in seiner jetzigen kostenintensiven Form mit Karbon-Karosserie eingestellt. Die Modellbezeichnung wird aber in einem etwas konventionelleren Auto weitergeführt: Wenn sein Nachfolger mit dem Codenamen U15 – angeblich mit dem BMW X1 verwandt – im Jahr 2022 erscheint, soll dieser als Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeug erhältlich sein.
Insgesamt schreitet die Elektrifizierung der Baureihen voran: Der für das Modelljahr 2021 angekündigte i4 ist im Kern ein 3er mit Batterie-elektrischem Antrieb und stark modifizierter Karosserie – die Fertigung ist aber auf demselben Band mit den Verbrennern möglich. Im Jahr 2023 stehe dann der nächste Sprung an: Dann sollen unter anderem der i5 auf Basis der 5er Baureihe und der iX5 auf Basis des X5 in den Handel gehen. Im selben Jahr soll auch der i7 auf Basis der siebten Generation der 7er Baureihe (intern G70 genannt) gezeigt werden. Damit wird der G70 alle drei Antriebsarten anbieten: ein reines E-Auto, einen Plug-in-Hybrid und Verbrenner.
Noch vor den Kernbaureihen wird laut Kacher im Jahr 2022 ein neuer i8 kommen – anders als der i3 bekommt der futuristische Hybrid-Sportwagen einen direkten Nachfolger. Dabei wird es sich weiterhin um einen Plug-in-Hybrid handeln, aber mit stärkeren Motoren. Der E-Motor soll auf 150 kW und der Verbrenner auf 250 kW erstarken. Ein vollelektrischer i8M mit 500 kW soll aber gestrichen worden sein – der Wechsel auf einen Batterie-elektrischen Antrieb hätte zu aufwändige Umbauten zur Folge gehabt.
Interessant sind auch die Ansagen zur Ladegeschwindigkeit. Diese soll bei BMW dem Bericht zufolge innerhalb der nächsten fünf Jahre in mehreren Schritten von 120 auf 350 kW steigen. Dafür solle die Batteriespannung auf 500 und später eventuell auf bis zu 800 Volt steigen. Um dann die Vorteile des schnelleren Ladens nutzen zu können, sind die Fahrzeuge auf 800-Volt-Ladesäulen angewiesen – an konventionellen 400-Volt-Schnellladern bringt auch die höhere Batteriespannung nichts.
Die Zukunftspläne betreffen natürlich nicht nur die Elektroautos: Um die Komplexität zu senken, soll angeblich jede zweite Antriebskombination bei den Verbrennern gestrichen werden. Das vereinfacht nicht nur die Produktion, sondern spart auch in der Entwicklung Geld. Dort will Finanzvorstand Nicolas Peter weitere Millionen einsparen, indem die Entwicklungsprozesse beschleunigt werden. Unter anderem soll es mehr Simulationen als Prototypen geben.
automobilemag.com
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