Lynk & Co: Doch keine Produktion in Belgien
Die Geely-Marke Lynk & Co wird im zweiten Quartal 2020 ihre ersten Fahrzeuge für Europa produzieren – allerdings nicht wie ursprünglich geplant im Volvo-Werk im belgischen Gent, sondern in China.
Das erklärte CEO Alain Visser gegenüber „Automotive News“. Den Anfang macht im kommenden Jahr das Kompakt-SUV 01, das sich seine Architektur mit dem Volvo XC40 teilt. Das Volvo-Modell ist laut dem früheren Volvo-Vorstand, der 2015 innerhalb des Geely-Konzerns an die Spitze der neuen Marke gewechselt war, der Grund für die China-Produktion. „Wir haben uns entschlossen, in China zu produzieren, weil der Volvo XC40 so gut lief, dass wir nicht die Zuteilung in der [belgischen] Fabrik bekommen konnten, die wir für Europa brauchen“, sagte der Belgier. „Wir hätten die Aussicht gehabt, zwei Produktionsstätten zu haben, Gent und China, was eine große Verwirrung und Kostenkomplikation darstellt.“ Das sei die einzige Änderung, der Rest des Plans sei „intakt“.
Er bestätigte zudem, dass Lynk & Co in Europa ausschließlich Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modelle anbieten will. Auf die Frage, ob er sich Lynk & Co in naher Zukunft als vollelektrische Marke vorstellen könne, antwortete Visser: „Ja, das wird sicherlich passieren. Die Frage ist nur wann.“
Neben der Antriebsfrage ist auch das Vertriebsmodell der jungen Marke interessant: Während viele Autobauer im kleinen Maßstab mit Abo-Angeboten experimentieren, setzt Lynk & Co ausschließlich auf das Abonnement. Im Verkauf gehe es bei Volumenherstellern nur darum, wer den niedrigsten Preis anbiete. „Das gefährdet die langfristige Rentabilität“, so Visser. „Es ist besser, selbst ein Mobilitätsunternehmen zu werden.“
Welchen Abo-Preis Lynk & Co in Europa verlangen wird, verriet der CEO noch nicht. Einen Preis unter 250 Euro schloss er aber aus. Forschungen in Europa und den USA hätten gezeigt, dass die Nutzer ungefähr 500 Euro im Monat für Mobilität ausgeben. „Und das ist von Leuten, die sagen: ’Ich kann mir kein Auto leisten’, aber dann nehmen sie Taxis, benutzen Uber und öffentliche Verkehrsmittel – und Sie addieren alles und es sind 500 Euro. Aber sie sind sich dessen nicht bewusst“, so Visser.
Da Lynk & Co keine Mindestmietdauer festschreibt – langfristige Bindung sei „das größte Problem des traditionellen Kauf- und Leasingmodells“ – werden relativ schnell junge Gebrauchtwagen in der Flotte sein. Gibt ein Kunde nach wenigen Monaten ein quasi neuwertiges Fahrzeug zurück, soll es wieder angeboten werden, jedoch zu einem geringeren Preis als ein Neuwagen.
Interessant zu beobachten wird, wie oft die Fahrzeuge in die Werkstatt müssen. Bislang habe die Autoindustrie „traditionell Geld damit verdient, Autos zu warten und nicht zu verkaufen“. Jetzt dreht sich der Spieß um: Als Eigentümer hat der Hersteller ein Interesse daran, dass seine Autos möglichst wartungsarm sind. „Hier verlieren wir aber Geld, denn bei einem Abonnement ist der Service ein Teil der Kosten“, sagt Visser. „Je mehr unsere Autos repariert werden müssen, desto weniger profitieren wir.“
autonews.com
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