Micro Mobility erwirkt Werbeverbot für Artega Karolino
Der Streit zwischen Micro Mobility Systems und Artega um den Microlino-Klon Karolino erreicht einen neuen Höhepunkt: Micro Mobility hat nun offenbar gerichtlich erwirkt, dass der Karolino nicht mehr beworben und damit auch nicht auf der IAA präsentiert werden darf.
Die Entscheidung des OLG München (Az. 29 W 866/19) soll heute (Montag) in Kraft treten. Für den Karolino von Artega, der eigentlich noch in diesem Jahr auf den Markt kommen sollte, ist das ein großer Rückschlag. Für die Firma Micro Mobility, die den Microlino einst erdacht hat, ist die Entscheidung des Oberlandesgerichts München dagegen ein wichtiger Erfolg.
Wir erinnern uns: 2015 hatte die Schweizer Familie Ouboter, die hinter Micro Mobility steht, die Entwicklung des elektrischen Kabinenrollers Microlino begonnen. Das Fahrzeug im Stile der BMW Isetta machte viele Schlagzeilen, sammelte sogar 15.000 Reservierungen ein – und sollte eigentlich von der italienischen Firma TMI im Auftrag gebaut werden. Der Serienstart verzögerte sich immer wieder, unter anderem wegen Qualitätsproblemen.
Inzwischen hatte die westfälische Firma Artega den italienischen Auftragsfertiger TMI übernommen und sollte eigentlich auch die Microlino-Produktion weiter vorantreiben. Doch Artega-Chef Klaus Dieter Frers hatte anderes im Sinn: Im Mai 2019 kündigte er an, unter der Marke Artega den Karolino herauszubringen. Der Quasi-Klon des Microlino sei angeblich in über 150 Punkten verbessert worden und sollte auf der IAA vorgestellt werden.
Dass es dazu nicht kommt, hat mit einer von zwei Klagen der Familie Ouboter zu tun. Zum einen wollten die Schweizer mit einer einstweiligen Verfügung verhindern, dass der Karolino gezeigt und beworben werden darf. In einer zweiten Klage werden finanzielle Forderungen an Artega gestellt, weil das Unternehmen aus Delbrück angeblich gegen den Vertrag zwischen den beiden Firmen verstoßen haben soll. Zumindest im ersten Punkt ist das OLG München der Anklage gefolgt.
„Wir haben in allen Punkten gewonnen, was bedeutet, dass er den Karolino auf der IAA – der Frankfurter Automobilausstellung – nicht ausstellen oder auf seiner Website bewerben kann“, sagte Merlin Ouboter dem Portal „InsideEVs“. Laut Ouboter soll es sich bei den bislang gezeigten Karolinos sogar noch um Microlinos aus der TMI-Produktion handeln, die bei Artega nur optisch verändert wurden.
Mitte August wies Frers die Vorwürfe gegenüber InsideEVs noch zurück. „In Deutschland beeinflussen wir ein laufendes Gerichtsverfahren nicht durch Pressemitteilungen. Dies ist der Grund, warum wir bisher keine Erklärung veröffentlicht haben“, so Frers. Und weiter:„ In ungefähr 10 Tagen wird die Wahrheit über den Fall herauskommen, und dann werden Sie und andere die harten Fakten erkennen und nicht unsere Version der Tatsachen.“
Unklar ist bislang, ob Artega gegen die Entscheidung des OLG München vorgehen wird. Spätestens auf der IAA werden wir die Antwort haben.
insideevs.com, elektroauto-news.net
5 Kommentare