Dyson beendet Elektroauto-Projekt aus wirtschaftlichen Gründen
Der Staubsauger-Hersteller Dyson hat offenbar sein 2017 gestartetes Elektroauto-Projekt beendet. Das soll der Firmengründer James Dyson in einer E-Mail an seine Mitarbeiter verkündet haben.
Die Pläne galten von Anfang an als ambitioniert, da Dyson kein Elektroauto mit gewöhnlicher Technik bauen wollte – es sollten neuartige Akkus und auch ein anderes Karosserie-Design zum Einsatz kommen. Am Fahrzeug selbst lag es aber offenbar nicht. „Unser Automotive-Team hat in den letzten Jahren ein fantastisches Elektroauto entwickelt, allerdings sehen wir aufgrund der aktuellen Situation im Bereich Automotive keine Möglichkeit, das Produkt kommerziell gewinnbringend zu vertreiben“, teilte Dyson mit. Das Autoprojekt werde deshalb eingestellt.
Andere Medien zitieren aus Dysons interner Mail: „Obwohl wir uns während des gesamten Entwicklungsprozesses sehr bemüht haben, sehen wir allerdings aktuell keine Möglichkeit mehr, dieses Projekt wirtschaftlich rentabel zu machen.“ Zudem habe der 72-jährige Firmengründer sich um einen Käufer für die Automotive-Sparte bemüht, ein Deal ist aber offenbar nicht zustande gekommen. Dyson betonte jetzt in einer E-Mail an die Mitarbeiter, die Aufgabe der Autopläne sei „weder auf Mängel beim Produkt noch auf ein Versagen des Entwicklungsteams zurückzuführen“.
In dem Automotive-Bereich bei Dyson arbeiten inzwischen über 500 Mitarbeiter, die Dyson zum größten Teil im Heimgeschäft weiter beschäftigen will. Ob das bei einigen der in den vergangenen Jahren angeworbenen Automotive-Experten passt, ist offen – etwa bei dem früheren Infiniti-Chef Roland Krüger.
Für das Elektroauto, das bereits 2021 auf den Markt kommen sollte, wollte James Dyson neuartige Festkörperakkus verwenden, die eine hohe Energiedichte aufweisen. Laut früheren Berichten soll Dyson eine Milliarde Pfund (derzeit ungefähr 1,13 Milliarden Euro) in die Batterietechnologie investiert haben. Unklar ist, ob Dyson die Erkenntnisse aus der Festkörper-Akkuentwicklung auch bei Staubsaugern und Lüftern verwerten kann – James Dyson gab sich hier in der Mail aber zuversichtlich.
Im Frühjahr veröffentlichte Patentanträge Dysons zeigen, wie das erste Modell hätte aussehen können. Dabei haben sich die Entwickler unter anderem vom BMW i3 inspirieren lassen. Das bis dato namenlose E-Auto von Dyson sollte wie der BMW relativ große, aber sehr schmale Räder erhalten. Gemeinsam mit einer hohen Bodenfreiheit und einem langen Radstand verbessert das die Aerodynamik, verringert den Rollwiderstand und schafft im Unterboden mehr Platz für Batteriezellen – alles hilft, eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen.
Die in Singapur geplante E-Autofabrik wird also wohl nie entstehen. Die frei gewordenen Gelder will Dyson offenbar lieber in Sensorik, optische Systeme, Robotik und künstliche Intelligenz investieren.
edison.handelsblatt.com, spiegel.de
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