DTM stellt Vision für Elektro-Rennserie vor
Der DTM-Vermarkter ITR hat das Konzept für rein elektrische Rennserie vorgestellt, die künftig im Rahmenprogramm der Tourenwagenserie an den Start gehen könnte. Die Pläne gehen über die Konzepte anderer E-Rennserien wie der Formel E oder ETCR hinaus – auch beim Antrieb.
Die Vision sieht Einheitsfahrzeuge vor, deren Elektromotoren Leistungsspitzen von bis zu 736 kW – in der alten Welt die wichtige Marke von 1.000 PS – und Höchstgeschwindigkeiten von deutlich mehr als 300 km/h ermöglichen sollen. Interessant wird es bei dem Energiespeicher: Hier sollen wahlweise Batterien oder eine Brennstoffzelle mit Wasserstofftank eingesetzt werden können.
Vorgesehen sind auch vollautomatische Boxenstopps, bei denen Roboter die Batterie und Reifen wechseln. In den kommenden Monaten will ITR die Arbeit an einer detaillierten Machbarkeitsstudie fortsetzen. „Dies ist ein ebenso mutiges wie innovatives Konzept“, sagt Gerhard Berger, Vorsitzender der ITR. „Wer die Zukunft des Motorsports gestalten und auch mit alternativen Antrieben Racing bieten will, das die Fans begeistert, muss den Blick weiter nach vorn richten. Und dass Hersteller, die sich im Motorsport engagieren wollen, ihr Augenmerk zunehmend auf alternative Antriebskonzepte legen, ist augenscheinlich.“
Mit der weitgehend standardisierten Technik sollen die Kosten niedrig gehalten werden. Das Fahrzeug soll auf der bekannten DTM-Sicherheitszelle aus Kohlefaser aufbauen. Über dieses Monocoque sollen dann Karosserien im Design unterschiedlicher Hersteller aufgesetzt werden können.
Laut dem DTM-Boss Berger hängt die konkrete Umsetzung noch von mehreren Faktoren ab. „Zunächst natürlich von der technischen Machbarkeit – das prüfen wir intensiv und dafür benötigen wie die Expertise von Spezialisten aus Bereichen, mit denen die ITR bislang nichts zu tun hatte, zum Beispiel Batterie- oder auch Roboterhersteller, wenn man an die ambitionierte und bahnbrechende Technologie bei den Boxenstopps denkt“, sagt der frühere Formel-1-Pilot. „Dann spielt natürlich die Finanzierung der Entwicklung eine große Rolle.“ Zu den Kosten machte er aber keine weiteren Angaben.
In der Vergangenheit hatte sich Berger immer wieder kritisch über die Formel E geäußert. In der Mitteilung der ITR konkretisiert der Österreicher seine Vorwürfe. „Ich habe immer gesagt, dass die Formel E als Marketingplattform ihre Berechtigung hat und dass ich das Engagement vieler Konzerne dort verstehen kann“, so Berger. „Meine Kritik war auf den Motorsport gerichtet, weil ich die Autos für zu langsam halte und die Fahrweise sehr stark durch Strategie und Energiemanagement bestimmt ist.“ Von dem eigenen Konzept erwartet sich Berger „spektakuläres Rad-an-Rad-Racing“, da es sich um „leistungsstarke Fahrmaschinen“ handle. Zum Vergleich: Die Leistung der Formel-E-Rennwagen ist im Rennen auf 200 kW limitiert, im Qualifying und mit dem „Fanboost“ sind kurzzeitig bis zu 250 kW erlaubt.
Parallel wird an Hybridantrieben für die DTM gearbeitet, die 2022 in der Rennserie eingeführt werden sollen. Hierfür wurde mit den in der DTM engagierten Herstellern und weiteren Entwicklungspartnern ein tragfähiges Lastenheft für die Einführung eines Hybridsystems auf Basis der derzeitigen Zwei-Liter-Turbomotoren erstellt.
motorsport-magazin.com, dtm.com (Mitteilung), dtm.com (Gerhard Berger im Interview)
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