Hildegard Müller zur VDA-Präsidentin gewählt
Der VDA hat eine Nachfolgerin für den scheidenden Präsidenten Bernhard Mattes gefunden. Der Vorstand hat am Freitag Hildegard Müller einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt. Die frühere Energie-Managerin wird den Posten zum 1. Februar 2020 antreten. Für die E-Mobilität kann das ein Gewinn sein.
Müller folgt auf Bernhard Mattes, der zum Jahresende 2019 seinen Rückzug angekündigt hatte. Ex-Ford-Chef Mattes hatte den Posten im Frühjahr 2018 von dem langjährigen VDA-Präsidenten Matthias Wissmann übernommen. Anders als der frühere Bundesverkehrsminister galt der ehemalige Chef der deutschen Ford-Werke nicht als Mann der Politik, sondern als Vertreter der Industrie. Die mangelnde Vernetzung in Berlin hatte letztlich dazu geführt, dass Mattes stets einen etwas glücklosen Eindruck hinterließ. Auch Visionen im Hinblick auf den Wandel der Autobranche ließ er weitgehend vermissen.
In diesem Punkt bringt die neue VDA-Präsidentin (nach Erika Emmerich übrigens die zweite Frau an der Spitze des Auto-Verbands) andere Voraussetzungen mit. Müller saß sechs Jahre im Bundestag und war zwischenzeitlich Staatsministerin im Bundeskanzleramt. Für den wichtigen Wandel der Autobranche zur Elektromobilität hat Müller ebenfalls einige Erfahrungen und Kontakte vorzuweisen: Von 2008 bis 2016 war sie Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), danach wechselte sie zur innogy SE. Dort war sie insbesondere für den Ausbau und die Digitalisierung der Netze sowie den Aufbau einer E-Mobility-Ladeinfrastruktur verantwortlich.
In der Mitteilung des VDA, die electrive.net vorliegt, sind die Autobauer voll des Lobes über Müller: „Wir freuen uns, mit Hildegard Müller eine erfahrene Managerin als VDA-Präsidentin gewonnen zu haben“, sagten etwa die VDA-Vizepräsidenten Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, und Arndt Kirchhoff, CEO Kirchhoff Automotive Holding. „Hildegard Müller ist eine gute Wahl“, lässt sich indes Porsche-Chef Oliver Blume zitieren. „Die deutsche Automobilindustrie steht vor umfassenden Herausforderungen. Mit ihrer Erfahrung aus Industrie, Politik und Verbandsarbeit ist sie eine professionelle Partnerin, um Chancen zu erschließen und gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.“ Für die neue Aufgabe sicherte Blume, der auch im Volkswagen-Vorstand sitzt, Müller die „volle Unterstützung“ des VW-Konzerns zu.
Müller selbst betont in der Mitteilung die Rolle der Autoindustrie als „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“. „Angesichts von Digitalisierung, Veränderungen im Mobilitätsverhalten und insbesondere der großen Herausforderungen beim Klimaschutz, wird die Branche in der Zukunft vor gewaltigen Veränderungen stehen“, sagte Müller weiter. „Der VDA hat die wichtige Rolle, diesen Wandel mit voranzutreiben, alle Akteure zusammenzubringen und einen gesamtgesellschaftlichen Dialog zur Zukunft der Mobilität zu führen.“
Zunächst einmal muss die erfahrene Managerin den Verband selbst wieder vereinen bzw. dafür sorgen, dass die Unternehmen auch in Zukunft so hinter ihr stehen, wie sie es nun in der Mitteilung versprochen haben. Der Unmut der Industrie über den VDA hatte sich zuletzt im Umfeld der IAA entladen: Einige Unternehmen haben eine radikale Reform des Messe-Formats gefordert, der VDA unter Mattes hatte darauf nur zögerlich reagiert und wollte lange an dem tradierten Konzept festhalten.
Noch-Präsident Mattes sieht VDA „gut aufgestellt“
Mattes selbst bedankte sich in einer Mail an alle Mitarbeiter des VDA für „Ihr Engagement, Ihre Loyalität und Ihre professionelle Arbeit seit meinem Amtsantritt“. In der Mail, die electrive.net vorliegt, zeigt sich Mattes „sehr zuversichtlich, dass der VDA auch unter der neuen Führung mit Frau Hildegard Müller diese Herausforderungen meistern wird“. Er sieht den VDA „gut aufgestellt“.
Ob Müller das auch so sieht, wird sich dann nach ihrem Amtsantritt im Februar zeigen. In ihrer Zeit beim BDEW hat die Managerin bereits gezeigt, dass sie einen Verband in wirtschaftlich unruhigen Zeiten neu ausrichten kann: In Zeiten der Energiewende und wegbrechender Gewinne bei den großen Energieversorgern hatte Müller viele Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien in den Verband geholt – und so die Rolle des BDEW im politischen Berlin von einer Stimme der Atomkonzerne hin zu einem breiteren Abbild der Energiewelt nachhaltig gewandelt. Da die Autobauer im Markthochlauf der Elektromobilität letztlich mit der Energiebranche zusammenkommen, sind das gute Voraussetzungen. Energie und Mobilität wachsen im Rahmen der Sektorenkopplung bekanntlich zusammen. Hildegard Müller kann man für die nötige Begleitung dieses Prozesses nur viel Energie und Ausdauer wünschen.
vda.de
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