„Index Elektromobilität“: Deutschland übernimmt Technologie-Führungsrolle
Deutschland hat im Vergleich der sieben großen Automobilnationen in der Elektromobilität die Führungsrolle im Bereich Technologie von Frankreich übernommen. Das geht aus der neuen Ausgabe des von der Unternehmensberatung Roland Berger und der fka GmbH entwickelten „Index Elektromobilität“ hervor.
Der Ländervergleich führt die drei zentralen Bewertungsbereiche Technologie, Industrie und Markt zusammen. Trotz des nun übernommenen ersten Platzes in der Technologie-Sparte liegt die Bundesrepublik im Ländervergleich hinter China und den USA nur auf Rang 3.
Die genauen Technologien, die zu dem Sprung Deutschlands von Platz 3 an die Spitze in der Kategorie geführt hat, werden in der begleitenden Mitteilung nicht aufgeführt. In der Studie werden aber der zunehmende Fokus der OEM auf die Elektrifizierung auch auf kleinere und kompakte Fahrzeuge genannt. Auffällig ist aber auch, dass die USA von Rang 2 auf Rang 6 in der Technologie-Wertung abgerutscht sind. Die amerikanischen Fahrzeuge (vornehmlich Tesla) seien zwar bei der Reichweite führend, über die Flotten aller amerikanischen OEM gesehen würde aber der Anteil an elektrifizierten SUV und PHEV stark steigen – was „die durchschnittliche technologische Leistung der zu bewertenden Fahrzeuge“ verringere.
Für China spricht unter anderem der Faktor Markt, laut der Auswertung hat in China der Anteil elektrischer und teilelektrischer Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2019 erstmals die Fünf-Prozenthürde übersprungen. Aber auch in allen anderen untersuchten Ländern seien die Marktanteile elektrischer Fahrzeuge signifikant gestiegen.
Faktor zwei für Chinas Spitzenplatz ist die Industrie. In diesem Bereich erwarten Roland Berger und fka, dass das Reich der Mitte den Vorsprung weiter ausbauen wird. „Keine andere Nation plant einen so großen Ausbau ihrer heimischen Zellproduktion“, sagt Alexander Busse, Senior Consultant bei der fka. „In China wird erwartet, dass die Produktion von Batteriezellen in den Jahren 2017 bis 2022 um mehr als 1.000 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2016 bis 2021 steigen wird.“ Nach China liegen noch die USA, Südkorea und Japan vor den europäischen Ländern.
Um in Europa langfristig bei der Batterieherstellung Fuß zu fassen, seien hohe Investitionen und ein tiefes Technologieverständnis erforderlich – und europäische Kooperationen. „Europäische Automobilhersteller und Zulieferer mit chemischem Hintergrund sollten sich als Investitionspartner positionieren“, empfiehlt Busse. „Sie müssen bereit sein, Risiken zu teilen und Investitionen in Milliardenhöhe zusammenzuführen.“
Die europäischen Hersteller müssen nicht nur mit hohem Kapitaleinsatz bei den Batteriezellen aufholen, sondern diese Investitionen auch finanzieren können. Im laufenden Geschäft sehen Roland Berger und fka für die europäischen Hersteller ein Problem bei der Profitabilität. „Die Marktaussicht ist weiterhin positiv, aber E-Autos bringen den Herstellern weniger Rendite als Verbrenner“, sagt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. Sein Lösungsvorschlag: „Die Profitabilität könnten die Automobilhersteller mit neuen Servicemodellen rund um die Batterie wieder erhöhen.“
Wird etwa die Batterie mit einer Cloud verbunden, können unter anderem Daten wie die Ladegeschwindigkeit, Ladezyklen und Umgebungstemperatur in Echtzeit erfasst werden. Auf dieser Basis könnten dann Empfehlungen abgegeben werden, „was die Fahrweise oder notwendige Wartungskontrollen betrifft“. Möglich werden aber auch spezielle Leasingangebote, bei denen die tatsächliche (Ab-)Nutzung des Akkus mit einbezogen wird.
rolandberger.com, rolandberger.com (Auswertung als PDF)
3 Kommentare