BMW kauft Lithium im Wert von 540 Mio Euro in Australien
Die BMW Group hat mit Ganfeng Lithium einen Liefervertrag mit einem prognostizierten Volumen von 540 Millionen Euro zur Versorgung mit Lithiumhydroxid für Batteriezellen geschlossen. Die Lieferungen des in Australien abgebauten Lithiums sollen im kommenden Jahr beginnen.
Der Autobauer deckt damit nach eigenen Angaben 100 Prozent des Bedarfs an Lithiumhydroxid für seine Hochvoltspeicher der fünften Generation. Die Vertragslaufzeit beträgt fünf Jahre (2020 – 2024). Die Gewinnung des Lithiums bei Ganfeng erfolge mittels Bergbau aus so genannten Hardrock-Lagerstätten in Australien, wobei laut BMW „höchste Ansprüche in Bezug auf Nachhaltigkeit“ gelten.
Mit dem Wechsel auf die fünfte Generation an E-Antrieben steht BMW auch vor einem Paradigmenwechsel in der Einkaufspolitik: Ab 2020 kaufen die Münchner die beiden Schlüssel-Rohstoffe Kobalt und Lithium direkt bei den Rohstoffminen ein. Im Falle von Kobalt in Marokko und Australien, bei Lithium ebenfalls in „Down Under“. BMW stellt diese Rohstoffe dann den Zelllieferanten zur Verfügung, so dass diese die Materialien für die BMW-Zellen verwenden – erst im November hatte BMW hierzu Großaufträge an CATL und Samsung SDI vergeben. Davon erhofft sich BMW die bestmögliche Transparenz über die Herkunft der Rohstoffe und damit die Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten.
„Neben Kobalt ist Lithium einer der Schlüssel-Rohstoffe für die Elektromobilität. Mit der Vertragsunterzeichnung sichern wir unseren Lithium-Bedarf für Batteriezellen ab“, sagt BMW Einkaufsvorstand Andreas Wendt laut der Mitteilung des Autobauers. „Wir sind uns unserer Verantwortung voll bewusst: Lithium und andere Rohstoffe müssen unter ethisch verantwortlichen Bedingungen gewonnen und verarbeitet werden.“
Der Bedarf wird weiter steigen, bis 2023 will BMW 25 elektrifizierte Modelle mit mehr oder weniger großen Lithium-Ionen-Batterien im Angebot haben. Alleine für Lithium rechnet Wendt bis 2025 mit einer Versiebenfachung des heutigen Bedarfs – alleine bei BMW.
BMW fertigt selbst keine Zellen im industriellen Maßstab und hat auch keine Absichten hierzu, wie BMW-Chef Oliver Zipse im November bei der Eröffnung des „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ betonte. „Es kommt nicht darauf an, die Zelle selbst zu produzieren“, sagte Zipse damals. „Es ist sehr wichtig zu wissen, was man vom Lieferanten haben will.“ Aus diesem Grund forsche BMW an Zellen und deren Fertigung, Technologie und Format legen die Münchner fest. Gemeinsam mit einem Zulieferer werden die Zellen dann zur Serienreife gebracht und industriell für BMW hergestellt.
BMW schließt eigene Zell-Produktion nicht mehr kategorisch aus
Zipse erwarte, dass sich in den kommenden Jahren ein etablierter Markt für Automotive-Batteriezellen entwickle, wie es auch bei anderen Komponenten geschehen sei – Zipse verweist etwa auf Turbolader für Verbrennungsmotoren, die auch kein Autobauer selbst produziere. Auf Dauer ausschließen will er eine eigene Fertigung aber doch nicht: „Wenn es eines Tages notwendig werden sollte, werden wir reaktionsfähig sein.“ Ähnlich äußerte sich Wendt in der aktuellen Mitteilung: „Ob wir die Zellen zu einem späteren Zeitpunkt dann selber auch in Serie produzieren, hängt maßgeblich von der Entwicklung des Lieferantenmarktes ab.“
Bei der Eröffnung des Forschungszentrums hatte Peter Zisch, einer der Einkäufer für Lithium und Kobalt bei dem Konzern, die Entscheidung für Lithium aus Australien unter anderem mit den Abbaumethoden begründet. „Das Lithium wird dort mit sehr viel weniger Wassereinsatz aus dem Stein gewonnen als etwa die Lithium-Förderung in Lateinamerika“, so Zisch. Gänzlich ausschließen will BMW den Bezug des wichtigen Materials aus Lateinamerika aber nicht. „Wir haben uns in der Region sehr viele Minen angeschaut, einige davon gehen sehr nachhaltig mit dem Thema Wasser um.“ Es kommt also nicht nur auf das Abbaugebiet oder das Land, sondern sogar die spezifische Mine an.
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