Formel E startet Ausschreibung der Gen3-Autos
Die FIA hat einen Ausblick auf die dritte Generation der Formel-E-Rennwagen gegeben. Die Gen3-Autos, die ab 2022 eingesetzt werden, sollen mehr Leistung bei weniger Gewicht bieten und einen zusätzlichen Motor erhalten. Zudem kehren die Boxenstopps zurück.
Wir erinnern uns: In den Gen1-Rennwagen war die Akku-Kapazität noch so gering, dass die Fahrer zur Mitte des Rennens an die Box fahren mussten, um in ein zweites Auto zu wechseln. Bei den aktuellen Gen2-Fahrzeugen, die seit 2018 eingesetzt werden, reicht der Energiegehalt für die komplette Renndistanz. Wie sich bereits in den vergangenen Monaten angedeutet hatte, kehren die Boxenstopps mit den Gen3-Fahrzeugen wieder zurück – jedoch nicht zum Fahrzeugwechsel, sondern für Schnellladestopps.
Das geht aus der aktuellen Ausschreibung hervor, welche die FIA für die Saisons 9 (2022/23), 10 (2023/24) und 11 (2024/25) nun veröffentlicht hat. An dem Konzept mit zahlreichen Einheitsteilen zur Kostensenkung hält der Auto-Weltverband aber fest: Öffentlich ausgeschrieben sind die Produktion und Lieferung einer Einheits-Batterie, eines einheitlichen Chassis sowie für die Bereitstellung der Reifen.
Hinzu kommt ein zweiter Elektromotor an der Vorderachse. Dieser darf aber nicht für den Vortrieb verwendet werden, sondern nur für die Rekuperation. Damit die Herausforderung für die Fahrer größer bleibt, sollen auch die Gen3-Fahrzeuge über einen reinen Heckantrieb verfügen. Zudem sollen die Einheitschassis etwas kürzer und schmaler werden – und vor allem leichter. Das Gesamtgewicht inklusive Fahrer gibt die FIA mit 780 Kilogramm an, also 120 Kilogramm weniger als bisher. Vor allem die aktuell 385 Kilogramm schwere Batterie soll leichter werden, genau genommen um 101 Kilogramm.
Doch einige Punkte sind noch offen, zum Beispiel die Leistung. In der Ausschreibung nennt die FIA noch zwei Szenarien, die interessierte Unternehmen berücksichtigen müssen. In der Variante A liegt die Leistung im Rennen bei 300 kW (aktuell sind es 200 kW), in der Qualifikation, mit dem Attack Mode oder dem Fanboost soll die Leistung auf 350 kW steigen – aktuell sind es 250 kW. Die Reku-Leistung des Frontmotors ist in dieser Variante mit 350 kW angegeben, mit dem Heckmotor sind bis zu 250 kW erlaubt. Die Batteriekapazität soll bei 51 kWh liegen, also sogar eine Kilowattstunde weniger als bei den aktuellen Gen2-Autos.
In der Variante B sind alle Leistungsdaten etwas abgespeckt. Hier ist die Rennleistung mit 250 lW angegeben, die erhöhte Leistung liegt bei 300 kW. Auch die Rekuperation fällt mit 250 kW vorne und 200 kW hinten geringer aus. Der Energiegehalt liegt hier noch bei 49 kWh.
Die beiden Szenarien betreffen auch den Boxenstopp für eine Schnellladung: In Variante A sollen bis zu 600 kW Ladeleistung erlaubt sein, in Variante B nur 450 kW. Ziel soll es sein, dass die Autos in 30 Sekunden etwa 4 kWh nutzbare Energie aufnehmen können. Das Ladesystem ist aber nicht in der Hand der Hersteller und wird auch nicht ausgeschrieben. Der Formel-E-Promoter will das Ladesystem und die Infrastruktur selbst bereitstellen.
Die Bewerbungsfrist für Chassis, Batterie und Einheitsreifen läuft bis zum 31. März 2020, bis Sommer will die FIA je einen Gewinner küren. Anfang 2021 sollen die Crashtests folgen, Anfang 2022 sollen die Hersteller jeweils ein Entwicklungsauto erhalten, in dem sie ihre Antriebe testen können. Im August 2022 sollen die finalen Gen3-Autos ausgeliefert werden.
Unterdessen hat die neue Elektro-SUV-Serie Extreme E den Rennkalender für Premierensaison im Jahr 2021 vorgestellt. Er umfasst fünf Rennen im Senegal, Saudi-Arabien, Nepal, Grönland und Brasilien.
motorsport-magazin.com, e-formel.de, fia.com (Ausschreibung als PDF), motorsport-total.com (Extreme E)
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