Mercedes und Geely gründen offiziell Smart-Joint Venture

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Nachdem die Behörden die letzten Genehmigungen erteilt haben, konnten Mercedes-Benz und Geely das Ende März angekündigte chinesische Joint Venture rund um Smart nun formell gründen. 2022 sollen die ersten Elektro-Smarts aus chinesischer Produktion auf den Markt kommen.

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Das Gemeinschaftsunternehmen namens Smart Automobile Co., Ltd. wird mit einem Gesamtkapital in Höhe von 5,4 Milliarden RMB (rund 700 Millionen Euro) ausgestattet. Beide Parteien werden zu gleichen Teilen je 2,7 Milliarden RMB einbringen, „wobei der Anteil von Mercedes-Benz im Wesentlichen aus der Einbringung der Marke Smart besteht“, wie der deutsche Konzern in einer Mitteilung schreibt.

Der Hauptsitz des Joint Ventures soll in Hangzhou Bay in der Küstenstadt Ningbo liegen, „operative Vertriebsfunktionen“ sollen von China und Deutschland aus gesteuert werden. Als globaler CEO des Joint Ventures wurde Tong Xiangbei ernannt. Der Manager mit Erfahrungen bei Autobauern in den USA und China soll anfangs alle Aktivitäten rund um die Marke verantworten – also Vertrieb, Marketing, Forschung & Entwicklung, Produktion und After-Sales.

In dem Zuge bestätigte Daimler auch direkt die im März angekündigten Pläne für ein neues Modell. „Das Joint Venture wird im Rahmen der Fahrzeugentwicklung das Smart-Produktportfolio in das wachstumsstarke B-Segment erweitern“, so der Hersteller. Ab 2022 sollen die ersten vollelektrische Smart-Modelle aus chinesischer Produktion eingeführt werden. Danach läuft die europäische Fertigung des Kleinwagens aus. Quasi als Kompensation wird das Werk Hambach dafür wie berichtet ein Elektro-Modell der Kompaktklasse von Mercedes-Benz produzieren.

Die Arbeitsteilung wird in der Mitteilung so umschrieben, dass die kommenden Fahrzeuge „vom weltweiten Mercedes-Benz-Design-Netzwerk entworfen“ werden sollen und durch das „globale Engineering-Netzwerk von Geely“ entwickelt werden. Der Einfluss von Mercedes-Benz auf die Technik der neuen Modelle wird also sinken – wie weit, werden die neuen Modelle zeigen. Der genaue Standort des Werks wird in der Mitteilung nicht genannt.

Der neue Smart-CEO Xiangbei kommt in der Mitteilung nicht zu Wort, dafür äußern sich die Chefs der beiden Anteilseigner zu der Zukunft des Joint-Ventures: Daimler-CEO Ola Källenius freut sich demnach auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Geely. Dessen Vorsitzender Li Shufu hob den „einzigartigen Wert und die weltweite Bekanntheit“ der Marke Smart hervor. „Die Geely Holding wird die Marke Smart in den Bereichen wie Forschung und Entwicklung, Fertigung und Supply Chain im Rahmen des Joint Venture unterstützen und ihre Entwicklung in China und weltweit stärken“, sagt der Daimler-Großaktionär.

Der Aufsichtsrat von Smart Automobile soll mit jeweils drei Vertretern beider Seiten besetzt werden. Für Daimler sind das Hubertus Troska (Daimler-China-Vorstand), Britta Seeger (Vorständin für Marketing und Vertrieb bei Daimler und Mercedes-Benz) sowie Markus Schäfer, Vorstandsmitglied der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung. Geely wird im Aufsichtsrat vertreten durch Li Shufu selbst, An Conghui (President der Geely Holding und President und CEO der Geely Auto Group) und Daniel Donghui Li (Executive Vice President und CFO der Geely Holding). Wer dem Aufsichtsrat vorsitzt, wird in der Mitteilung nicht genannt.

Update 04.06.2020: Daimler plant den Verkauf seines Werkes im französischen Ort Hambach. Dort werden die elektrischen Smart-Fahrzeuge gebaut, die künftig aus China kommen werden. Bereits 2018 hatte Daimler angekündigt, im Werk Hambach auch ein Kompaktmodell der Elektroauto-Marke EQ zu bauen, mutmaßlich den EQB. Wo dieser künftig produziert wird, ist noch unklar. Zudem hatte das Mercedes-Werk Rastatt in 2017 den Zuschlag erhalten, EQ-Fahrzeuge der Kompaktklasse produzieren, mutmaßlich den EQA. Denkbar wäre, dass künftig sowohl EQA als auch EQB in Rastatt vom Band laufen. Die Automobilwoche spekuliert derweil, dass der EQB stattdessen ausschließlich im chinesischen Mercedes-Werk in Peking gebaut und dann nach Europa importiert werden könnte.

Update 27.07.2020: Der Neustart der Marke Smart in Form des Joint Ventures nimmt nun konkretere Formen an. Mercedes-Benz und Geely haben das globale Führungsteam des Joint Venture Smart Automobile bestätigt. CEO Tong Xiangbei, der zunächst alle Aktivitäten selbst verantwortet hatte, wird künftig für einer klassisch aufgeteilten Führungsmannschaft unterstützt: Daniel Lescow wird zum Vice President of Sales, Marketing and After Sales, Ulf Nestler wird als Vice President Finance und Chief Financial Officer arbeiten und Jun Yang als Vice President Research & Development die technische Entwicklung übernehmen. Lescow und Nestler kommen beide von Daimler bzw. Smart und verfügen bereits über viel Erfahrung in China. Jun hat zuvor für verschiedene Tochtermarken der Geely-Holding gearbeitet.

Zudem wurde die Tochtergesellschaft Smart Europe mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart gegründet. Die GmbH übernimmt Vertrieb, Marketing und After-Sales in Europa. Neben den Fahrzeugen soll die Smart Europe GmbH auch diverse Dienstleistungen betreuen. Geschäftsführer von Smart Europe wird Dirk Adelmann, der bereits an der Neuaufstellung von Smart zur Elektromarke beteiligt war.
daimler.com, automobilwoche.de, daimler.com (beide Update I), automobilwoche.de, daimler.com (beide Update II)

2 Kommentare

zu „Mercedes und Geely gründen offiziell Smart-Joint Venture“
Smart Home
08.01.2020 um 14:50
Smart made in China geht überhaupt nicht! Da werde ich keinen mehr kaufen.
D-Tric
08.01.2020 um 20:48
@Smart Home: bei dem aktuellen Preis hätten ihn wahrscheinlich sowieso nicht mehr viele gekauft. Der Smart muss massiv billiger werden, um noch konkurrenzfähig zu sein und das geht wohl nur in China.

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