Jaguar unterbricht I-Pace-Produktion wegen Batteriemangels
Jaguar unterbricht laut einem britischen Medienbericht für diese Woche die Produktion seines Elektro-SUV I-Pace in Graz. Grund seien Nachschubprobleme bei den Batteriezellen, die von LG Chem aus Polen zugeliefert werden.
In dem am Sonntag erschienenen Bericht schreibt die „The Times“, dass Jaguar die Produktion des E-SUV „ab Montag nächster Woche für eine Woche“ einstelle, „da Lithium-Ionen-Batterien knapp werden“. Eine Quelle für diese Information nennt die britische Zeitung aber nicht. Gegenüber electrive.net bestätigte Jaguar Land Rover, dass man die Produktion des I-Pace „aufgrund eines Zulieferengpass kurzfristig reduzieren“ musste. „Gemeinsam mit dem Zulieferer arbeiten wir an einer Lösung, um Auswirkungen auf Kundenbestellungen zu minimieren“, so die Sprecherin weiter.
Der I-Pace wird nicht bei Jaguar Land Rover selbst, sondern bei Magna Steyr in Auftrag gefertigt, das 4,68 Meter lange E-SUV wird dort gemeinsam mit dem Kompakt-SUV E-Pace (trotz des Namens sind ausschließlich Verbrenner im Angebot) auf einer Montagelinie gefertigt.
Die Batterie des ersten Elektro-Serienmodells von Jaguar kommt auf eine Brutto-Kapazität von 90,2 kWh und wiegt 606 Kilogramm. Zwölf Zellen à 58 Ah bilden ein Modul, die Batterie ist aus 36 dieser Module aufgebaut. Das Batteriepack verfügt über eine Flüssigkeitskühlung. Mit dem Energiegehalt kommt der I-Pace auf eine WLTP-Reichweite von 480 Kilometern, in der Praxis sind je nach Witterung und Fahrprofil 300 bis 400 Kilometer realistisch.
Jaguar ist damit wohl nicht der einzige Autobauer, der wegen einer Batterieknappheit in Produktionsprobleme kommt. Laut belgischen Medienberichten sind fehlende Batteriezellen von LG Chem aus deren polnischen Werk der Grund, weshalb Audi für das Werk in Brüssel im Januar Kurzarbeit angekündigt hatte. In dem reinen Elektro-Werk werden der e-tron quattro und das SUV-Coupé e-tron Sportback gebaut. Auch bei Mercedes-Benz gab es Gerüchte und Medienberichte, dass die Stuttgarter die Absatzziele für den EQC gekürzt hätten – auch hier wegen angeblich fehlender Zellen von LG Chem. Gegenüber electrive.net erklärte aber eine Sprecherin, dass man weiterhin mit 50.000 Einheiten plane und „dafür bei verschiedenen Lieferanten entsprechend Zellen eingekauft“ habe.
In einem aktuellen Bericht greift auch das „Handelsblatt“ die Batterie-Problematik bei Mercedes nochmals auf: Hintergrund der Misere von nur 700 in Deutschland verkauften BEV in 2019 sei „ein Mangel an Batteriezellen sowie zu wenig Kenntnis der Zellchemie“. Unter Berufung auf Konzernkreise schreibt die Wirtschaftszeitung, dass es LG Chem nicht schaffe, ausreichend Zellen in gleichbleibend guter Qualität zu liefern. Zudem soll es in der Daimler-eigenen Batteriemontage in Kamenz, wo aus den zugelieferten Zellen einbaufertige Batterien gebaut werden, zu Problemen kommen. Man kämpfe dort „mit den Tücken des Zelldickenwachstums und Wärmemanagements“, so das „Handelsblatt“. Weiter heißt es, die Produktion des EQC in Bremen gleiche einer Manufaktur.
Um die Pläne von Daimler-Chef Ola Källenius zu erreichen, sollten die Ingenieure in Stuttgart, Bremen, Kamenz und bei LG Chem die Probleme besser schnell in den Griff bekommen. Um den Konzern nach drei Gewinnwarnungen wieder auf Kurs zu bringen, plant der Zetsche-Nachfolger laut dem „Handelsblatt“ eine konsequentere Ausrichtung auf nachhaltige Luxusautos. Eine kleine Maßnahme, die in dem Bericht genannt wird: Die viertürige Coupé-Limousine CLS und der AMG-GT Viertürer sollen offenbar zu einer Baureihe zusammengelegt werden – mit Elektroantrieb.
thetimes.co.uk (Paywall), handelsblatt.com
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