Nidec will E-Motoren-Absatz vervielfachen
Der japanische Elektromotoren-Hersteller Nidec will rund 1,7 Milliarden Euro in neue Werke in China, Polen und Mexiko investieren. In einem Interview kündigte ein ranghoher Manager an, dass man Absatz und Produktion der E-Maschinen von 300.000 auf zwölf Millionen Einheiten erhöhen wolle.
„Wir wollen die Nummer eins bei Motoren für Elektroautos werden“, erklärte Vizechef Kazuya Hayafune gegenüber dem „Handelsblatt“. Bereits in diesem Jahr wird Nidec nach eigenen Angaben 300.000 vollständige Elektroantriebe ausliefern. Langfristig will das Unternehmen zwölf Millionen Elektroantriebe und -motoren pro Jahr produzieren. Die Wachstumspläne sind ambitioniert: Bis 2030 sollen die Geschäfte mit E-Motoren für Autos, Robotern und über Firmenzukäufe den Umsatz von derzeit 13 auf dann 83 Milliarden Euro erhöhen.
Im Januar stellte der Konzern auf der Messe EV Japan eine komplette Palette mit fünf Motoren aus, die 50, 70, 100, 150 und 200 Kilowatt (kW) leisten. Mit diesen fünf Motoren decke Nidec 98 Prozent der Nachfrage für E-Autos ab. Das breite Angebot soll nicht nur Kunden aus der Autobranche ansprechen, sondern auch die Konkurrenz klein halten. „Wir wollen die anderen Hersteller entmutigen“, sagt Hayafune. Die größte Konkurrenz sieht der japanische Manager übrigens in drei chinesischen Billigmarken, deutschen Riesen wie Bosch und Continental sowie den japanischen Unternehmen Aisin und Denso.
Das enorme Wachstum soll laut Hayafune aber nicht nur aus der direkten Belieferung von OEM kommen. Nidec könne auch indirekt über weitere Zulieferer in die Autos kommen, wenn deren E-Motoren etwa in einbaufertigen E-Achsen oder ganzen Plattformen eingebaut werden. So lässt sich der Manager zu der Aussage hinreißen, dass „die Autohersteller eher früher als später bei Nidec bestellen werden“. Mit seiner bereits heute aufgebauten Massenproduktion sie Nidec in der Lage, zu niedrigen Kosten zu produzieren.
Ein großer Fokus liegt auch darauf, die Anforderungen der chinesischen Elektroautobauer zu erfüllen. Deren Entwicklungstempo sei doppelt so schnell wie das der Traditionsunternehmen. Bei elektrischen Antrieben würden sie Entwicklungszyklen von nur eineinhalb Jahren verlangen, so Hayafune, weshalb Nidec rund um die Uhr an der Entwicklung neuer Motoren arbeite. Auf ein erstes kürzlich in China eröffnetes Entwicklungszentrum solle bald ein zweites folgen, wie Hayafune in dem Interview ankündigt.
In China ist Nidec bereits ein Joint Venture mit einem lokalen OEM eingegangen. Im August 2019 kündigten die Japaner die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit GAC an. Die E-Motoren aus dem Joint Venture sollen von GAC, später aber auch von anderen Autobauern eingesetzt werden. Auch in Europa fertigt Nidec mit Partnern: Im November 2019 wurde in Frankreich eine gemeinsame Montagelinie mit PSA eröffnet. Geplante Produktionskapazität: 900.000 Einheiten.
handelsblatt.com
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