Bird startet in Duisburg / Voi führt spezielle Stellplätze ein
Der E-Tretroller-Verleiher Bird bietet seinen Dienst nun auch in Duisburg an. Dort sind die Amerikaner aber nicht selbst aktiv, sondern über die ebenfalls gestartete „Bird Platform“ gemeinsam mit einem Partner. Der schwedische Konkurrent Voi passt seinen Dienst auch leicht an.
Bird startet das Jahr 2020 nach der Übernahme des Konkurrenten Circ mit einer neuen Stadt in Deutschland: Neben Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Köln und München ist Bird nun auch in Duisburg vertreten. In der NRW-Stadt wird ab dem 11. Februar der Bird One eingesetzt, der damals eigens für den deutschen Markt entwickelt wurde. Die Flottengröße nennt Bird in der Mitteilung aber nicht. Die über den Winter eingesammelten Fahrzeuge in den anderen Städten sollen aber noch nicht wieder verteilt werden, wie der EMEA-Chef von Bird, Christian Geßner, im Interview mit der „WirtschaftsWoche“ angab. Duisburg ist also derzeit die einzige deutsche Stadt mit Bird-Fahrzeugen.
Mit dem Launch in Duisburg startet der Anbieter auch sein Plattform-Produkt Bird Platform in Deutschland. Das bedeutet: Bird betreibt die E-Tretroller-Flotte nicht selbst, sondern lokale Partner – das US-Unternehmen stellt aber die eigens entwickelten E-Tretroller, die Software und unterstützt beim Aufbau und Betrieb. In Duisburg ist der Partner die Seven Group, die bereits Bird-Flotten in Zürich, Basel und Winterthur betreibt.
Laut Geßner will die Seven Group „bald auch in weiteren deutschen Städten“ starten – die genauen Orte bestätigt der Bird-Manager aber noch nicht. Zudem führe man noch Gespräche mit anderen Unternehmen. Mit der Plattform will Bird nicht nur als Verleiher, sondern Geßners Worten zufolge dem eigenen Anspruch nach als „Mobilitätsunternehmen mit verschiedensten Produkten“ verstanden werden.
Die Partnerunternehmen kaufen die Fahrzeuge bei Bird (Geßner nennt einen Preis von „etwa 600 bis 700 US-Dollar“), Bird stellt im Gegenzug die Software und bietet technischen Support. Neben dem Kaufpreis erhält Bird einen „Teil des Fahrpreises“. Der Partner muss sich um Preisgestaltung und Marketing vor Ort kümmern. Offen ist aber noch, wie viele Partner auf das Angebot eingehen. Prinzipiell könne jeder lokale Unternehmer sich bewerben, so Geßner, „das Anfangsinvestment ist aber schon eine gewisse Eintrittsbarriere“. Bei einer Flotte von 200 E-Tretrollern liegt dieses alleine für die Gefährte im sechsstelligen Bereich.
Neben der finanziellen Hürde will Bird die Partner „ganz genau und intensiv“ begleiten, damit die E-Tretroller nicht „unkontrolliert die Straßen fluten“, so Geßner. Auch wenn der Partner die Flotte betreibt, am Ende steht immer noch Bird auf den Fahrzeugen. Für Zürich nennt Geßner das Beispiel, dass die Stadt gemeinsam mit dem Partner Seven eine Whatsapp-Gruppe errichtet habe, um sich etwa über falsch abgestellte Fahrzeuge auszutauschen.
Voi startet virtuelle Parkzonen und arbeitet an neuem E-Tretroller
Der schwedische Betreiber Voi will hier einen anderen Weg gehen. Seit diesem Wochenende gibt es in der Voi-App für Nürnberg, Frankfurt, München und Stuttgart speziell ausgewiesene Parkzonen, an denen die E-Tretroller abgestellt werden können, ohne für andere Verkehrsteilnehmer zum Hindernis zu werden. In einer Mitteilung nennt Voi „wichtige Verkehrsknotenpunkte sowie in der Nähe von Stellen, wo die Gehsteige zu schmal für das Abstellen von Fahrzeugen sind“ als Orte für die virtuellen Parkzonen. Das Parken in diesen Bereichen wird von Voi zusätzlich belohnt: Wer die Fahrt dort beendet, bekommt die Hälfte des Startpreises von einem Euro zurückerstattet.
Die Parkzonen sind ein Learning aus dem ersten Jahr Betrieb in Deutschland und werden bald auch in weiteren Städten freigeschaltet werden. Mit der bundesweiten Anpassung des Betriebsmodells will der Betreiber das Parken der E-Tretroller strenger regulieren. So soll wohl einer gesetzlichen Regelung zuvorgekommen werden: Bald will der Bundesrat über eine Novelle der StVO diskutieren, unter anderem auch über ein Abstell-Verbot für Elektrokleinstfahrzeuge auf Gehwegen. Voi hält diesen Vorschlag für „unnötig und nicht zielführend“. „Mit dem Start der E-Scooter ist in Deutschland eine Diskussion über öffentlichen Raum entbrannt, die wir schon lange hätten führen müssen“, sagt Claus Unterkircher, Vois General Manager für den DACH-Raum. „Aktuell gibt es Fahrbahnen und Parkplätze nur für Kraftfahrzeuge, nicht aber für alternative Mobilitätsangebote – das muss sich ändern. Verbieten wir jetzt das Abstellen der E-Scooter auf dem Gehweg, ist das eine Absage an die Verkehrswende!“
Um den Kunden das Finden einer solchen Parkzone zu erleichtern, arbeitet Voi nach eigenen Angaben an einem neuen E-Tretroller. Dieser soll über ein Display am Lenker Parkzonen in der Nähe anzeigen. Zudem könnten bald auch Dockstationen nach Deutschland kommen, an denen die Fahrzeuge geparkt und geladen werden können. Aktuell wird die Technologie noch in Stockholm getestet.
Quelle: Infos per E-Mail, wiwo.de (Geßner-Aussagen)
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