Audi unterbricht e-tron-Produktion in Brüssel

Audi stellt die Produktion des e-tron in Brüssel wegen Nachschubproblemen mit Zulieferteilen für einige Tage komplett ein. Für das Werk wurde Kurzarbeit angemeldet, wie das Unternehmen bestätigt hat.

Über den erzwungenen Produktionsstillstand hatte zuerst die Wirtschaftszeitung „l’Echo“ berichtet, später bestätigte ein Audi-Sprecher die Angaben gegenüber der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Wie lange genau die Produktion ruht, ist nicht bekannt – laut Audi soll es sich um „einige Tage“ handeln.

Der Werkssprecher wollte auf Anfrage von Belga nicht präzisieren, welche Teile für die Produktion des Elektro-SUV fehlten und welcher Zulieferer dafür verantwortlich sei. Das Problem habe jedoch nichts mit der Coronavirus-Epidemie in China zu tun.

Aktuell fertigt Audi in Brüssel 20 Fahrzeuge pro Stunde, eine geplante Erhöhung auf 24 Fahrzeuge pro Stunde wurde bereits aufgeschoben. Mit einem Produktionsstopp von „einigen Tagen“ dürfte es sich also um eine hohe dreistellige bis niedrige vierstellige Zahl an Fahrzeugen handeln, die nun vorerst nicht gebaut werden.

Bereits im Januar war berichtet worden, dass die Produktion des Audi e-tron im ersten Quartal reduzierte werde. Vermutet wurden Zulieferprobleme bei den Batteriezellen, denn die Probleme beträfen insbesondere den Zulieferer LG Chem. Audi hatte unter anderem einem früheren Bericht von „l’Echo“ zufolge die nächtliche Produktion der Montage von Batteriemodulen ausgesetzt. Das deckt sich auch mit Informationen von electrive.net, wonach der koreanische Zulieferer Schwierigkeiten beim Hochlauf mit den neuen Produktionslinien hat. Offiziell bestätigt ist das aber bis heute nicht.

Aus dem polnischen Werk nahe Breslau will LG Chem die Autobauer mit Zellen für rund 300.000 Elektroautos pro Jahr beliefern. Dafür hat das Unternehmen die ursprünglich geplante Investition von 320 Millionen Euro auf knapp 1,4 Milliarden Euro erhöht. Bei diesem raschen Produktionsausbau scheint der Hochlauf etwas langsamer zu gehen als erhofft. Audi ist wohl nicht der einzige betroffene Autobauer: Mercedes wird nachgesagt, wegen der knappen Batterien die Produktion des EQC zu drosseln bzw. den Nordamerika-Start verschoben zu haben – die Stuttgarter widersprechen aber den Berichten. Auch Jaguar nutzt beim I-Pace die Zellen von LG Chem aus Polen und musste mangels Batteriezellen kürzlich die Produktion unterbrechen.

Interessanterweise zeigt sich Ford aktuell noch entspannt: Der amerikanische Autobauer bezieht für den Mustang Mach-E ebenfalls die Zellen von LG Chem aus dem polnischen Werk. Ford wird die Zellen dann nach Mexiko verschiffen und dort in den Mustang Mach-E einbauen. Im Interview mit electrive.net sagte Ted Cannis, Director Global Electrification, er sei „sehr zuversichtlich“ und unterstellte der Konkurrenz eher mangelnde Nachfrage als knappe Batterien. Allerdings benötigt Ford die Zellen in größerer Zahl auch erst in einigen Monaten, wenn die Anlaufschwierigkeiten bei LG Chem wohl behoben sind – die Konkurrenz benötigt sie bereits jetzt.
handelsblatt.com, lecho.be (auf Französisch)

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